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"Sturmvogel": Versteckt Putin seine "Wunderwaffe" in diesem Bunker?


"Sturmvogel"
Birgt dieser Bunker Putins gefährlichste Waffe?


Aktualisiert am 04.09.2024Lesedauer: 4 Min.
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Ein Satellitenbild zeigt das Gelände im Norden Russlands, wo Experten einen Standort für neuartige Atomwaffen vermuten.Vergrößern des Bildes
Ein Satellitenbild zeigt das Gelände im Norden Russlands, wo Experten einen Standort für neuartige Atomwaffen vermuten. (Quelle: Planet Labs PBC/Reuters)

Experten stoßen bei der Auswertung von Satellitenaufnahmen auf ein verdächtiges Gelände in Russlands hohem Norden. Unter der Erde könnte Putins "Wunderwaffe" lauern.

Russland wird nicht müde, die Ukraine mit Angriffen aus der Luft zu terrorisieren. Erst in den vergangenen Tagen sahen sich große Städte wie Kiew, Charkiw und Dnipro den Attacken des russischen Militärs ausgesetzt, das das Nachbarland mit Raketenangriffen überzieht. Viele Menschen sterben dabei und werden verletzt. Währenddessen wird Machthaber Wladimir Putin in der Mongolei mit einem Erste-Klasse-Staatsempfang gewürdigt – obwohl das Land eigentlich verpflichtet wäre, den Diktator per internationalem Haftbefehl festzunehmen.

Mit Auftritten wie dem in der Mongolei zeigt Putin dem Westen, wie wenig ihn dessen Standards interessieren. Zugleich lässt er sein Land fleißig auf Kriegswirtschaft umbauen und rüstet auch das Militär immer weiter auf. Nun haben Experten wohl eine ganz besonders kritische Infrastruktur des russischen Rüstungskomplexes entdeckt. Auf dem Raketenstützpunkt Wologda-20 wollen sie unterirdische Bunker ausgemacht haben, in denen sie die "9M370 Burewestnik" vermuten. Es handelt sich dabei um eine neuartige Rakete, die von einem kleinen Atomreaktor angetrieben wird.

Die "Burewestnik" (deutsch: "Sturmvogel") soll furchterregende Qualitäten haben. So ist sie für gegnerische Flugabwehrsysteme angeblich nicht zu stoppen, durch ihren luftgekühlten Nuklearantrieb hat sie überdies eine Reichweite von bis zu 25.000 Kilometern – behaupten jedenfalls die Russen. Putin selbst sprach vor einigen Jahren davon, dass die Rakete sogar in der Lage sein soll, den amerikanischen Raketenschild zu überwinden. Eine kühne Behauptung.

Ukrainische Luftabwehr hat 2024 keine gute Quote

Von "Wunderwaffen" spricht Wladimir Putin gern. Bislang führte jedoch noch keine von Putins vermeintlichen Wunderwaffen zu außerordentlichen Erfolgen auf dem Schlachtfeld – wenngleich die Ukraine in den vergangenen Monaten angesichts vermehrter Angriffe der Russen mit einer Vielzahl von Drohnen und unterschiedlichen Raketentypen offenbar durchaus ihre Probleme hat. Konnte die ukrainische Luftabwehr im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben noch rund 80 Prozent der russischen Raketen und Drohnen vom Himmel holen, sank diese Zahl laut einem Bericht der "New York Times" bis Mai dieses Jahres um die Hälfte. Und das, obwohl dem Land mehr Luftabwehrsysteme durch den Westen zur Verfügung gestellt worden waren.

Dass die russischen Angriffe immer wieder die ukrainische Luftabwehr überwinden, liegt laut Militärexperten an der Strategie der Attacken, weniger an spezifischen Waffensystemen. Die Russen überfordern die gegnerische Luftabwehr durch eine schiere Übermacht an Marschflugkörpern. Dass ein bestimmter Raketen-Typ nicht zu verteidigen wäre, wie Putin es 2018 in einer Rede schon anhand der "Kinschal" behauptete, ist längst widerlegt. Laut US-Experten gelang den Ukrainern nachweislich der Abschuss der Rakete mittels herkömmlicher Patriot-Systeme.

Im Fall der "Burewestnik" (die im Nato-Code SSC-X-9 "Skyfall" heißt) soll das jedoch anders sein. Putin selbst bezeichnete den Marschflugkörper als "unsichtbar". Die besondere Gefährlichkeit des Waffensystems liegt auch darin, dass es Atomsprengköpfe tragen kann. In welchem Entwicklungsstadium sich das System befindet, lässt sich bislang nicht unabhängig sagen.

2023 behauptete der Kremlherrscher bei einer im Staatsfernsehen übertragenen Rede, ein "finaler Test der Burewestnik" sei "erfolgreich gewesen". Laut US-Experten soll das System von der Serienreife noch entfernt sein, auch ein früher Test der Rakete soll schiefgegangen sein, als die Rakete bei einem Testflug in der Barentsee explodierte. Fünf Menschen wurden offenbar bei dem Unfall getötet.

Ungewöhnliche Strukturen des Militärgeländes

Wie die Nachrichtenagentur Reuters zuerst berichtete, stießen zwei US-Experten nun bei der Auswertung von Satellitenaufnahmen der Firma PlanetLabs auf ungewöhnliche Strukturen auf dem Militärgelände Wologda-20. Der Komplex liegt rund 450 Kilometer nördlich von Russlands Hauptstadt Moskau. Auf den Bildern sind unter anderem fünf unterirdische Bunker zu sehen sowie mehrere Raketenabschussrampen, die durch hohe Wälle voneinander getrennt sind.

"Die Anlage ist offenbar für ein großes, stationäres Raketensystem konstruiert worden", sagte Eveleth, Analyst am Forschungszentrum Center for Naval Analyses (CNA). "Und das einzige Raketensystem dieser Art, an dem die Russen derzeit arbeiten, ist Skyfall." Sein Kollege Jeffery Lewis fügt hinzu, dass die Bilder "auf etwas sehr Einzigartiges, sehr Außergewöhnliches" hindeuten. "Und natürlich wissen wir, dass Russland diese nuklearbetriebene Rakete entwickelt", so der Nuklearexperte am Middlebury Institute of International Studies (MIIS).

Weder das russische Verteidigungsministerium noch das amerikanische Außenministerium wollten sich auf Reuters-Anfrage zu den Erkenntnissen der Forscher äußern. Hans Kristensen, ein weiterer Militärexperte von der Vereinigung der Amerikanischen Wissenschaftler (FAS), zeigte sich angesichts der Bilder jedenfalls erstaunt. Normalerweise würden atomare Sprengköpfe nicht in unmittelbarer Nähe von Abschussrampen gelagert, da die Gefahr einer Explosion mit anschließender Kettenreaktion zu groß sei. Der ungewöhnliche Aufbau der Anlage Wologda-20 scheint nun aber genau dies nahezulegen.

Fakt ist, dass die Russen nicht erst seit dem völkerrechtswidrigen Einmarsch in der Ukraine mit Nachdruck an der Verbesserung bestehender und der Entwicklung neuer Marschflugkörper arbeiten, unter anderem mit Hilfe aus dem Ausland. Erst vor wenigen Tagen traf sich Russlands Autokrat Wladimir Putin zudem mit dem Gouverneur der Region Wologda, in dem sich auch das militärische Testgelände befindet. Laut Auskunft der Regionalverwaltung soll es dabei lediglich um die sozioökonomische Entwicklung der Oblast gegangen sein.

Verwendete Quellen
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