Neue Schreibweise Warum deutsche Behörden jetzt Kyjiw statt Kiew schreiben
Zwei Jahre nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine schreiben deutsche Behörden plötzlich Kyjiw statt Kiew. Das hat politische Gründe.
Wenn Behörden in Zukunft von der ukrainischen Hauptstadt schreiben, heißt die Metropole am Fluss Dnipro künftig nicht mehr Kiew, sondern Kyjiw. Am Samstag kündigte das Auswärtige Amt die Namensänderung im "Länderverzeichnis für den amtlichen Gebrauch" an, das die deutschen Schreibweisen für ausländische Länder- und Ortsnamen regelt. Das Auswärtige Amt kündigte den Schritt auf dem Kurznachrichtendienst X an.
"Wir haben das vollzogen, was längst überfällig war: die Schreibweise Eurer Hauptstadt in der ukrainischen Sprache", sagte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) am Samstag bei einer Pressekonferenz mit ihrem Kollegen Dmytro Kuleba in der ukrainischen Hafenstadt Odessa.
Englischer Sprachraum nutzt ukrainische Transkription
Die Ukraine hatte lange um eine Änderung der deutschen Schreibweise gebeten, um dem ukrainischen Namen der Hauptstadt näherzukommen. Die Schreibweise "Kiew" lehnt sich nach ukrainischer Lesart zu sehr an die russische Sprache an.
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In der ukrainischen Sprache wird die Hauptstadt des Landes Київ geschrieben. Die offizielle Transkription des Ortsnamens ins Deutsche lautet Kyjiw. Im Gegensatz dazu steht die russische Schreibweise Киев, die eher mit Kijew oder dem bisher genutzten Kiew transkribiert wird. Je nach Schreibweise wird der Name der ukrainischen Hauptstadt auch anders ausgesprochen – entweder mit einem e- oder einem i-Laut.
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Bereits im Jahr 2018 startete die Ukraine die Kampagne "#KyivNotKiev" - die meisten großen englischsprachigen Medien übernahmen daraufhin die offizielle Transkription aus der ukrainischen Sprache, statt wie bisher aus dem Russischen. In Deutschland nutzen dagegen fast alle großen Medien – so auch t-online – die Transkription der russischen Schreibweise, da der Name in der deutschen Bevölkerung besser etabliert ist. Spätestens seit dem russischen Überfall auf die Ukraine hat sich die ukrainische Transkription für die meisten anderen Städte durchgesetzt.
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Ukraine hofft auf weitere Änderungen
Der ukrainische Außenminister dankte für die sprachliche Neuregelung. "Wir haben viele Jahre dafür gekämpft, dass die Ukraine nicht durch die russische Sprache betrachtet wird", sagte Kuleba. "Ich danke allen, die für geschichtliche Gerechtigkeit kämpfen – auch in kleinen Details."
In einem weiteren Punkt herrscht sprachlich allerdings weiter Uneinigkeit zwischen Deutschland und der Ukraine. Kuleba bat seine Kollegin, den Namen der Hafenstadt Odessa künftig mit nur einem "s" schreiben zu lassen - so wie im Ukrainischen. Baerbock entgegnete, dass hier der "Teufel im Detail" stecke. "Mit nur einem 's' würden wir es in Deutschland anders aussprechen", gab sie zu bedenken – nämlich mit langem "e". Die Ministerin resümierte: "Das müssen wir noch weiter diskutieren."
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
- X-Profil von Vassili Golod
- deutschlandfunk.de: "Kyiv statt Kiew"
- sueddeutsche.de: "Vier Buchstaben für die Freiheit"