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Ukraine: Putin lässt die Wagner-Truppe ausbluten


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Putin streitet um russische Häftlinge
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09.02.2023Lesedauer: 3 Min.
Kämpfer der Wagner-Truppe in der Region Luhansk: In Russlands Gefängnissen hat sich der schlechte Ruf der Privatarmee längst verbreitet.Vergrößern des Bildes
Kämpfer der Wagner-Truppe in der Region Luhansk: In Russlands Gefängnissen hat sich der schlechte Ruf der Privatarmee längst verbreitet. (Quelle: IMAGO/Viktor Antonyuk)
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Die Söldnertruppe Wagner hat ihre besten Tage wohl hinter sich. In Gefängnissen findet sie keine Rekruten mehr – und jetzt macht ihr womöglich noch Gazprom Konkurrenz.

Die Söldnertruppe Wagner nimmt im Moment wohl jeden auf, den sie noch irgendwie an die Front schicken kann. Mehr als 20.000 Kämpfer hat die russische Privatarmee vor Bachmut im Osten der Ukraine regelrecht "verheizt". Die meisten waren Häftlinge, die man in Gefängnissen rekrutiert hatte. Ausgerechnet jetzt verkündet Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin das Ende des Programms "Frontdienst gegen Freiheit" – doch der Verzicht auf die Knastkämpfer kommt wohl nicht ganz freiwillig.

Der Ruf der Wagner-Truppe hat sich längst auch in russischen Strafkolonien verbreitet. Wer sich weigert zu kämpfen, wird zur Abschreckung vor den Augen der anderen hingerichtet, berichtete kürzlich ein Insider. So brechen die Wagner-Kommandeure den Willen der Rekruten, um sie dann in selbstmörderische Angriffe gegen ukrainische Stellungen zu schicken.

In einigen Fällen seien 80 Prozent der Männer, die Wagner in einer Haftanstalt angeworben hatte, nicht vom Schlachtfeld zurückgekehrt, berichtet das unabhängige russische Portal "Mediazona". Inzwischen würden die Wagner-Abgesandten in vielen Gefängnissen auf Ablehnung stoßen, kaum jemand lasse sich noch anwerben, heißt es. Und jetzt hat offenbar auch der Kreml den Wert der Häftlinge erkannt.

Gazprom soll angeblich Privatarmee gründen

So würden zunehmend Vertreter des Verteidigungsministeriums in den Gefängnissen rekrutieren und Wagner damit das Geschäft streitig machen, berichtet Olga Romanowa von der Hilfsorganisation Russland hinter Gittern dem Sender CurrentTV: "Ich weiß nicht, wie Wagner darauf reagieren wird, aber die Gefangenen sind das Rückgrat der russischen Armee in der Ukraine", so Romanowa. Dabei werden die Häftlinge nicht nur an der Front gebraucht. Sie stellen auch Uniformen für die Armee her, sind also wichtig für die Kriegsproduktion und sichern den Gefängnissen ihr Einkommen. Und schon bald könnten noch andere Privatarmeen um die mehr als 300.000 russischen Strafgefangenen buhlen.

So berichtete der ukrainische Militärgeheimdienst GUR am Dienstag, dass Russlands Ministerpräsident Michail Mischustin den staatlichen Gaskonzern Gazprom angewiesen habe, eine Privatarmee nach dem Vorbild Wagners aufzustellen. Der Geheimdienst deutete die Anweisung im Lichte wachsender Spannungen zwischen der Wagner-Truppe und der regulären Armeeführung. Zuletzt hatte es auch in Wagner-nahen Telegram-Kanälen Gerüchte gegeben, der Kreml wolle weitere Privatarmeen nach ihrem Vorbild schaffen, um den "Ruf des Originals zu verwässern" und Wagner so die Anwerbung neuer Kämpfer zu erschweren, hieß es. Tatsächlich hat Wagner-Chef Prigoschin zuletzt immer mehr an Einfluss verloren.

Wagner-Söldner erschlagen Kommandeur

Der Unternehmer und Putin-Vertraute war im Herbst mit dem Versprechen angetreten, seine Söldner würden die symbolträchtige Stadt Bachmut in der Region Donezk erobern. Mit Sergej Surowikin hatte die Wagner-Truppe sogar einen Verbündeten als Oberbefehlshaber. Doch sie scheiterte an Bachmut ebenso wie die reguläre russische Armee. Anfang Januar ersetzte Kremlchef Putin Surowikin dann durch seinen Vertrauten Waleri Gerassimow, den Chef des Generalstabs. Schon diese Personalie galt als Entmachtung Prigoschins, da mit Gerassimow wieder ein Vertreter der regulären Armee die Führung in der Ukraine übernahm. Prigoschin hatte die Armeeführung immer wieder als Weicheier und Bürokraten beschimpft und dafür viel Beifall von russischen Kriegsbloggern bekommen.

Jewgeni Prigoschin zählt zu den einflussreichsten Oligarchen in Russland. Sein Vermögen geht zurück auf Glücksspielgeschäfte im St. Petersburg der 90er-Jahre, später gründete er mehrere Cateringfirmen und belieferte auch den Kremlchef persönlich – daher sein Beiname "Putins Koch". 2014 gründete Prigoschin dann Wagner PMC, eine Firma, die es nach russischem Recht gar nicht geben dürfte. Die Söldner fielen damals als "grüne Männchen" auf der Krim und im Osten der Ukraine ein, während Moskau jede Verbindung zu den Kämpfern leugnete. Anschließend erwarb sich die Privatarmee einen Negativruf im syrischen Bürgerkrieg und bei der Ausbeutung von Bodenschätzen in afrikanischen Bürgerkriegsländern.

Wie es inzwischen um die Moral innerhalb der Wagner-Truppe steht, verdeutlicht ein Video aus der Umgebung von Bachmut. Aufgezeichnet wurde es vor einigen Tagen von einer Drohne der ukrainischen Armee, die die Bilder veröffentlicht hat: Sie zeigen, wie Wagner-Kämpfer ihren eigenen Kommandeur mit Schaufeln mutmaßlich zu Tode prügeln.

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