80 Jahre Befreiung Eklat bei Gedenkveranstaltung im KZ Buchenwald

Bei einer Gedenkveranstaltung zur Befreiung des KZ Buchenwalds sorgte eine junge Teilnehmerin für eine Kontroverse. Der Gedenkstättenleiter versuchte zu entschärfen.
Bei einer Gedenkveranstaltung mit KZ-Überlebenden zur Befreiung der Konzentrationslager Buchenwald und Mittelbau-Dora vor 80 Jahren hat eine junge Teilnehmerin einen Eklat ausgelöst. Sie sprach bei der Präsentation eines Jugendprojekts auf Englisch von einem "Genozid" in Palästina. Einige Gäste äußerten ihr Missfallen mit Buh-Rufen.
Israel ist im jahrzehntelangen Nahost-Konflikt wiederholt mit dem Vorwurf konfrontiert worden, einen Völkermord an den Palästinensern zu begehen. Nach dem Großangriff der Terrororganisation Hamas am 7. Oktober 2023 und der darauffolgenden militärischen Offensive Israels im Gazastreifen reichte Südafrika Klage beim Internationalen Gerichtshof ein. Die Regierung in Pretoria warf Israel vor, gegen die Völkermordkonvention zu verstoßen. Das Gericht in Den Haag erklärte in einem vorläufigen Urteil Anfang 2024, die Vorwürfe seien "plausibel". Israel wies die Anschuldigungen zurück.
Bei der Gedenkveranstaltung hatte die junge Teilnehmerin darüber gesprochen, dass aus Buchenwald Lehren gezogen werden müssten – und man auch heute laut werden müsse bei Ungerechtigkeiten.
Der Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Jens-Christian Wagner, griff direkt ein: Es müsse um die unschuldig Getöteten dort getrauert werden können – aber von einem "Genozid" zu sprechen, gerade an einem Ort wie Buchenwald gehöre sich nicht. Auch der Botschafter Israels, Ron Prosor, war zur Kranzniederlegung gekommen.
Nur noch wenige KZ-Überlebende
Zuvor sprach dort der 92-jährige Naftali Fürst, Überlebender der KZ Auschwitz und Buchenwald. "Wir sind nur noch sehr wenige, bald werden wir Ihnen endgültig den Stab der Erinnerung weitergeben und damit verleihen wir Ihnen eine historische Verantwortung", so Fürst an die Zuhörenden. Neun KZ-Überlebende waren laut Stiftung bei der Kranzniederlegung.
In das KZ Buchenwald bei Weimar und seine 139 Außenlager hatten die Nationalsozialisten seit dem Sommer 1937 etwa 280.000 Menschen verschleppt. 56.000 Menschen wurden ermordet oder starben an Hunger, Krankheiten, durch Zwangsarbeit oder medizinische Experimente. US-Truppen erreichten das Lager am 11. April 1945.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa