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Ukraine-Krieg | Westliche Bauart: Drei Panzer gegen Putin


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Krieg in der Ukraine
Drei Panzer gegen Putin


Aktualisiert am 06.01.2023Lesedauer: 5 Min.
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Schützenpanzer vom Typ Marder für die Ukraine: Militärexperte Sönke Neitzel zeigt auf, was das für den Kriegsverlauf bedeutet. (Quelle: t-online)
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Es ist so weit: Im Kampf gegen die russische Invasion erhält die Ukraine nun auch Panzer westlicher Bauart aus Deutschland, Frankreich und den USA. Eine Übersicht.

Frankreich brachte den Stein am Mittwochabend ins Rollen, Deutschland und die USA zogen am Tag darauf nach. Die Ukraine wird im Kampf gegen die russische Invasion nun auch Panzer westlicher Bauart bekommen. Der Westen nimmt damit bei der Unterstützung der ukrainischen Verteidiger eine Kurskorrektur vor, denn eines ist klar: Es droht ein langer Abnutzungskrieg, denn der russische Präsident Wladimir Putin zeigt bislang keinerlei Verhandlungs- und Kompromissbereitschaft.

Vor allem, weil die Ukraine weitere von Russland besetzte Gebiete zurückerobern möchte, ist sie auf Panzer angewiesen. Nach langem Zögern liefern Frankreich, Deutschland und die USA nun drei sehr schnelle Panzer, an denen ukrainische Soldaten nun erst einmal ausgebildet werden müssen. Spätestens im Frühjahr werden die Waffensysteme allerdings auf dem Gefechtsfeld in der Ukraine zum Einsatz kommen – keine gute Nachricht für Putin.

Aber welche Panzer bekommt die Ukraine nun erstmals? Und was zeichnet diese Waffensysteme aus? Ein Überblick:

1. Spähpanzer AMX-10 RC (Frankreich)

"Ein bisschen alt, aber sehr mobil" – so beschrieb ein französischer Präsidentenberater das Modell AMX-10 RC. Auf dem Papier ist es ein Spähpanzer: Er hat sechs Räder, keine Ketten, und ist mit seinen 17 Tonnen Kampfgewicht eher leicht. Zum Vergleich: Der deutsche Leopard-2-Panzer bringt über 62 Tonnen auf die Waage.

Der AMX-10 RC ist deshalb kein Kampfpanzer. Seine Panzerung schützt die Insassen zwar vor Granatsplittern oder den Schüssen aus Handwaffen, aber seine defensiven Möglichkeiten gegen andere Panzer sind eher begrenzt. Dafür ist er schwer bewaffnet, in den USA wird der AMX-10 RC auch als "Panzerjäger" bezeichnet. Er verfügt über eine große 105-mm-Kanone und zwei Maschinengewehre – seine Feuerkraft ist mit der des Leopard 1 zu vergleichen.

Der französische Panzer passt allgemein sehr gut in das gegenwärtige Anforderungsprofil der ukrainischen Verteidiger. Er ist mit einer Spitzengeschwindigkeit von 60 Kilometern pro Stunde sehr flink, hat eine Einsatzreichweite von 800 Kilometern und ist auf unwegsamem Territorium einsetzbar – die französische Armee nutzte ihn zum Beispiel im Irak, in Afghanistan oder in Mali. Besonders im weitflächigen Osten der Ukraine könnte sich der französische Spähpanzer als sinnvoll erweisen.

Als amphibischer Spähpanzer wäre er außerdem gut geeignet, um bei einer möglichen ukrainischen Offensive im Raum Cherson Gewässer zu überqueren.

Der Schritt Frankreichs kam für viele Beobachter überraschend, der französische Präsident Emmanuel Macron stand allerdings auch unter Zugzwang. Zuletzt hatte die internationale Kritik an der französischen Regierung zugenommen, weil diese im vergangenen Jahr bei Waffenlieferungen eher zurückhaltend agierte. Laut dem Kieler Institut für Weltwirtschaft war Frankreich 2022 bei der militärischen Unterstützung für die Ukraine gerade einmal auf Platz zehn – deutlich hinter den USA, Deutschland, Großbritannien oder Polen.

Macron gab mit seinem Panzer-Alleingang den Druck weiter – ausgerechnet auf Bundeskanzler Scholz und die Bundesregierung, die sich zuvor öffentlich gegen die Lieferung von Kampfpanzern ausgesprochen hatte, weil sie keine "deutschen Alleingänge" wollte.

2. Schützenpanzer Marder (Deutschland)

Die Bundesregierung reagierte schnell, und nach einer Absprache zwischen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und US-Präsident Joe Biden am Donnerstag war klar: Deutschland wird 40 Schützenpanzer Marder an die Ukraine liefern.

Der Marder dient der Bundeswehr schon seit den 1970er-Jahren als Unterstützung der Infanterie. Er ist wegen seiner kompakten Bauart sehr wendig und wurde von der Firma Rheinmetall in unterschiedlichen Varianten gebaut. Je nach Bauart, Abnehmer und Alter verlangt Rheinmetall rund 890.000 Euro pro Stück. Laut Medienberichten soll der Konzern aber im Sommer für die 100 damals bereitstehenden Modelle etwa 153 Millionen Euro gefordert haben.

Der Panzer ist mit einer 20-Millimeter-Kanone sowie einem Maschinengewehr vom Typ MG3 ausgerüstet. Dank seiner Kanone kann der Marder tieffliegende Ziele wie etwa Hubschrauber ebenso abschießen wie Panzer und gepanzerte Fahrzeuge. Die Reichweite beträgt etwa 1.500 Meter. Neun Soldaten finden Platz in dem Gefährt, das seine 38,5 Tonnen Gewicht auf bis zu 65 Kilometer pro Stunde beschleunigen kann. Zusätzlich kann das Panzerabwehrsystem Mells aufgesteckt werden – damit werden dann kleinere Raketen abgefeuert.

Mithilfe einer Wärmebildkamera können die Soldaten auch in der Nacht und bei schlechtem Wetter operieren. Im Gebrauch ist derzeit die Variante 1A3, die 1989 entwickelt wurde. Die Variante 1A5 besitzt einen verbesserten Minenschutz und kann mit einem elektronischen System für Gegenmaßnahmen erweitert werden. Dieses bildet eine Art elektronische Glocke und schaltet damit Sprengfallen aus, die aus der Ferne per Signal gezündet werden. Die letzten Modellversionen stammen aus dem Jahr 2011. Ein zunächst geplanter Nachfolger Marder 2 ist nicht weiterentwickelt worden.

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Taktisch werden Marder zusammen mit Gefechtspanzern als Unterstützung eingesetzt. Bei der Bundeswehr sind das der Leopard 1 und der Leopard 2, in der Ukraine würden sie höchstwahrscheinlich an der Seite von Panzern sowjetischer Bauart ins Gefecht ziehen. Unklar ist, wie groß der Schulungsaufwand ist.

Die Erfolgschancen wären demnach höher, je besser das "Zusammenspiel" zwischen Infanterie und den Panzern funktionieren würde. "Damit dies eintrifft, müssten also nicht nur einzelne ukrainische Soldaten in die Bedienung der Marder eingewiesen werden, sondern auch das gemeinsame Gefecht auf Verbandsebene geübt werden", schreibt der ehemalige Major der Bundeswehr, Waldemar Geiger, im Fachmagazin "Soldat und Technik". Dies sei aber angesichts der Kriegssituation kaum möglich.

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Seit November gibt es ein europaweites Ausbildungsprogramm für ukrainische Soldaten an unterschiedlicher Ausrüstung. Bislang ist nur bekannt, dass es deutsche Schulungen am Flugabwehrsystem Iris-T gibt.

Die Panzer für die Ukraine müssen nicht aus dem Bestand der Bundeswehr kommen. Bereits im Sommer hatte Rheinmetall 100 Marder angeboten, die dort noch in den Werkshallen standen. Damals lehnte Berlin ab, unter anderem mit Verweis auf die eigenen Bedürfnisse. Außerdem wollte man Russland nicht mit Kampfpanzern provozieren. 40 Einheiten sind mittlerweile verkauft, 60 Geräte sind inzwischen jedoch auf Vordermann gebracht worden und könnten recht schnell ausgeliefert werden.

3. Schützenpanzer Bradley (USA)

Während beim Schützenpanzer Marder die Modelle schon feststehen, die Deutschland an die Ukraine liefert, ist die Sache beim US-Schützenpanzer Bradley weniger klar. Beim Bradley handelt es sich eigentlich um eine ganze Fahrzeugfamilie mit unterschiedlichen Modellen für verschiedene Einsatzmöglichkeiten.

Im Kern ist der Bradley in seiner Version M2 ein klassischer Schützenpanzer, der in den 70er-Jahren entwickelt wurde. Das circa drei Meter hohe Gefährt ist knapp 25 Tonnen schwer und wurde für die Unterstützung von Infanterie konzipiert. Wie der Marder und der AMX-10 RC ist er vergleichsweise schnell – auf Straßen schafft der Schützenpanzer bis zu 65 Kilometer pro Stunde. Wie der AMX-10 RC kann auch der Bradley zu einem amphibischen Fahrzeug umgebaut werden.

Sollten sich die USA für die Lieferung der Modelle M2 oder M3 entscheiden, dann hätten die Panzer im Heck Platz für bis zu sechs Soldaten – die Besatzung des Gefährts besteht aus einem Kommandanten, einem Fahrer und einem Richtschützen.

Die Einsatzreichweite des Bradley liegt laut US-Angaben bei 400 bis 500 Kilometern. Die Bewaffnung dagegen hängt stark vom Modell ab: Der Bradley verfügt über einen drehbaren Gefechtsturm mit einer Maschinenkanone vom Typ M242 Bushmaster im Kaliber 25 Millimeter. Damit können auch Explosivmunition und panzerbrechende Projektile verschossen werden. Neben dieser serienmäßigen Ausstattung kann der Schützenpanzer für die Bekämpfung von Flugzielen mit Stinger-Raketen oder für den Kampf gegen Panzer umgerüstet werden. Besonders eine Version, die auf Drohnenabwehr spezialisiert ist, könnte der Ukraine im Kampf gegen Russland helfen.

Letztlich haben die Panzer, die nun vom Westen geliefert werden, eines gemeinsam: Es sind schnelle und flexible Waffensysteme, die vor allem die ukrainische Infanterie bei Vorstößen unterstützen können. Allerdings haben sie nicht die Kampfkraft eines Kampfpanzers, denn dafür sind sie zu wenig gepanzert. Trotzdem erhöhen die Panzer im Verbund das Offensivpotenzial der Ukraine erheblich, und das könnte Putins Truppen ab dem Frühjahr vor große Probleme stellen.

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