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Elon Musk will Starlink-Internet für Ukraine weiterhin bezahlen


Weiteres Telefonat mit Putin?
Wie Elon Musk im Ukraine-Krieg mitmischt

Von dpa, afp, jnm, joh

Aktualisiert am 16.10.2022Lesedauer: 6 Min.
Elon Musk: Er hat zuletzt mit Tweets für Spekulationen gesorgt.Vergrößern des Bildes
Elon Musk: Er hat zuletzt mit kremlnahen Tweets für Spekulationen gesorgt. (Quelle: Dimitrios Kambouris)
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Tech-Milliardär Elon Musk stellt der Ukraine kostenloses Internet auch in Kampfgebieten zur Verfügung. Erst drohte er mit der Abschaltung – nun lenkte er ein.

Das Unternehmen SpaceX des Hightech-Milliardärs Elon Musk will das Internetangebot für die Ukraine über den Satellitendienst Starlink nun doch weiter finanzieren. "Was solls, auch wenn Starlink immer noch Geld verliert und andere Unternehmen Milliarden an Steuergeldern erhalten, werden wir die ukrainische Regierung weiterhin kostenlos finanzieren", schrieb Musk am Samstag auf Twitter.

Einen Tag zuvor hatte der US-Milliardär die Finanzierung infrage gestellt. SpaceX könne das System "nicht für immer finanzieren", hatte der Unternehmer erklärt.

Das Satelliten-Internet Starlink ermöglicht der ukrainischen Armee auch in Kampfgebieten den Internetzugang und stellt damit einen wichtigen Teil der ukrainischen Militärkommunikation sicher. Musks Firma SpaceX, die das Starlink-Netz betreibt, hatte der Ukraine Tausende Geräte zur Verfügung gestellt.

Spekulationen um Putinnähe entbrannt

Zuvor hieß es von dem Unternehmer, er sei nicht mehr bereit, für die Kosten aufzukommen. SpaceX habe Ausgaben in Millionenhöhe, die sie nicht mehr alleine tragen werde, so Musk. Aktuell hat SpaceX laut eigenen Angaben Kosten von rund 20 Millionen Dollar (20,6 Millionen Euro) monatlich.

Zugleich mehrten sich die Berichte über den Ausfall von Starlink-Geräten an der Front: Zahlreiche ukrainische Einheiten meldeten, dass sie in bestimmten Gebieten kein Netz hatten. Nur ein technisches Problem? Oder deaktivierte Musk bereits einzelne Terminals, um ukrainische Fortschritte auszubremsen, wie manche in der Ukraine vermuten?

CNN hatte unter Berufung auf Unterlagen aus dem September berichtet, SpaceX habe das US-Verteidigungsministerium aufgefordert, die Kosten für den Betrieb des Satelliten-Internets in der Ukraine zu übernehmen. Im Juli habe der ukrainische Oberbefehlshaber Waleryj Saluschnyj fast 8.000 zusätzliche Starlink-Terminals angefordert, schrieb CNN unter Berufung auf weitere Dokumente.

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Ja. Wie alle Netzwerkgeräte werden auch Starlink-Terminals jeweils eine einzigartige ID-Nummer haben. Starlink hat also genau vermerkt, welche Terminals direkt von Musk an die Ukraine geliefert wurden und dort seitdem – wie Musk behauptet – Millionenkosten verursachen. Geht es tatsächlich um den Unterhalt der Geräte, könnte das Internet für eben diese deaktiviert werden. Ganz so, wie auch Vodafone oder die Telekom einen Internetanschluss deaktivieren können, für den die Rechnung nicht bezahlt wurde.

Spannender ist aber die Frage, ob Musk sein Satelliten-Internet auch gezielt in bestimmten Regionen sperren kann – und wie kleinteilig das möglich ist.

Auch dazu sollte er in der Lage sein: Jedes Starlink-Terminal ist mit einem GPS-Empfänger ausgestattet, mit dessen Hilfe sich die Position des Terminals während des Betriebs auf wenige Meter genau bestimmen lässt. Das ist technisch notwendig, damit klar ist, mit welchen Satelliten der Empfänger kommunizieren soll. Gleichzeitig erlaubt dies technisch auch, Starlink-Terminals etwa genau entlang des Frontverlaufs zu deaktivieren – wenn dieser denn bekannt ist.

Nach dem gleichen Prinzip kann der Starlink Betrieb auch in ganzen Regionen – wie der Krim-Halbinsel – unterbunden werden. Laut dem US-Unternehmer Ian Bremmer hatte Musk ihm persönlich mitgeteilt, dass er eine entsprechende ukrainische Anfrage abgelehnt habe. Musk befürchte, dadurch eine Eskalation auszulösen, so Bremmer auf Twitter.

SpaceX hatte wenige Tage nach Beginn des russischen Angriffskriegs Ende Februar den Satelliten-Internetdienst Starlink in der Ukraine aktiviert und die nötigen Empfangsanlagen geliefert. Das System stellt schnelle Internetverbindungen über eigene Satelliten her. In Gebieten, in denen es aufgrund zerstörter Infrastruktur keinen Zugang zu Mobilfunk und Internet mehr gibt, dient es sowohl Zivilisten als auch dem ukrainischen Militär als wichtiges Kommunikationsmittel.

Starlink ist zwar nicht der einzige Anbieter von privatem Satelliteninternet – jedoch insbesondere für Militärs der einzig wirklich nutzbare. Ältere Anbieter, die mit geostationären Satelliten arbeiten, bieten zu wenig Bandbreite. Außerdem muss die Satellitenantenne hier manuell genau ausgerichtet werden, was insbesondere im Feld nicht praktikabel wäre.

Zwar gibt es auch Konkurrenzunternehmen, die ähnlich wie Starlink auf erdnahe Minisatelliten setzen – etwa OneWeb, Projekt Kuiper (Amazon) oder Telesat. Doch nur OneWeb ist überhaupt schon in Betrieb, nutzt jedoch kaum mobil einsetzbare Terminals und ist generell noch nicht so weit ausgebaut. Starlink ist hier tatsächlich die einzig echte Satelliten-Alternative.

Wie viele Geräte sind im Einsatz?

Laut einem Tweet von Elon Musk sind derzeit etwa 25.000 Starlink-Terminals in der Ukraine im Einsatz.

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CNN schreibt unter Berufung auf die ans Pentagon geschickten Dokumente, dass die Zahl der durch Musk gespendeten Terminals bei etwa 20.000 Einheiten liege. Die übrigen Geräte dürften frei gekaufte Terminals sein.

In Deutschland verlangt Starlink für das Terminal 460 Euro, dazu fallen monatliche Kosten von 80 Euro an, wenn man das Terminal an unterschiedlichen Standorten nutzen will, 100 Euro.

Auf Twitter berichtet ein ukrainischer Softwareentwickler, der Geld für die Unterstützung des Militärs sammelt, dass er etwa 50 Terminals zum Preis von 400 bis 500 US-Dollar in Polen, Tschechien und Deutschland gekauft habe und für den Service pro Terminal mittlerweile 60 US-Dollar zahle. Zuvor seien es 120 US-Dollar gewesen.

Nimmt man diese Zahlen zur Grundlage, dann kosten 20.000 Terminals (zum Einzelpreis von 450 US-Dollar) insgesamt neun Millionen US-Dollar. Ginge man davon aus, dass für alle 20.000 Geräte von März bis einschließlich Oktober ein mittlerer Preis von monatlich 90 US-Dollar hätte gezahlt werden müssen (was deutlich überzogen ist) dann beliefe sich dies noch einmal auf 14,4 Millionen US-Dollar, in Summe also 23,4 Millionen US-Dollar zuzüglich der Versandkosten.

Musk twitterte allerdings, dass Starlink bis jetzt bereits Kosten von 80 Millionen Dollar entstanden seien. Die Zahl liegt entweder deutlich zu hoch oder die aktuell für Kunden geltenden Preise liegen weit unter den tatsächlichen Kosten für das Unternehmen.

Wer hat für die Geräte bezahlt und wer trägt die laufenden Kosten?

Genau ist das nicht bekannt. Unter den rund 25.000 in der Ukraine befindlichen Terminals dürften sich einige Tausend befinden, die komplett von Ukrainern gekauft und finanziert wurden. CNN berichtet, dass laut der Starlink-Dokumente 85 Prozent der rund 20.000 angeblich gespendeten Terminals ganz oder teilweise von den USA oder anderen Ländern bezahlt worden seien.

Diese sollen außerdem etwa 30 Prozent der laufenden Kosten beglichen haben, die Starlink gegenüber dem Pentagon mit 4.500 US-Dollar pro Einheit und Monat beziffert – mehr als das 50-Fache des Preises, den Starlink dafür von seinen Kunden verlangt.

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Melnyk: "Verpiss' dich, Elon Musk"

Elon Musk hatte Anfang des Monats bei Twitter eine "Lösung" für den Ukraine-Krieg vorgeschlagen. Musk hatte erklärt, die Ukraine solle einen neutralen Status erhalten, den Verzicht des Landes auf die von Russland annektierte Halbinsel Krim erklären und UN-Referenden zur staatlichen Zugehörigkeit der anderen russisch besetzten Gebiete starten. Für diesen "Friedensplan" hatte er Zustimmung vom Kreml erhalten. Es sei doch positiv, dass jemand wie Elon Musk nach einem friedlichen Ausweg aus der Situation suche, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow dazu.

Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk hatte auf Musks Vorschlag wütend reagiert und geschrieben: "Fuck off is my very diplomatic reply to you Elon Musk". (Deutsch: "Verpiss' dich ist meine sehr diplomatische Antwort an dich, Elon Musk")

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Der US-Politikstratege Jason Jay Smart hatte bei Twitter daraufhin die Verbindung gezogen, dass Musks Starlink-Ankündigung nur Tage nach Melnyks beleidigendem Tweet folgte. Musk bestätigte den Vorgang indirekt.

Geheime Absprache zwischen Musk und Putin?

Zuvor hatte ein Bericht für Aufsehen gesorgt, nach dem Musk mit Putin über die Ukraine gesprochen haben soll. Der Tesla- und SpaceX-Chef dementierte kurz darauf das Treffen und sagte, er habe vor etwa 18 Monaten mit dem russischen Präsidenten telefoniert. Dabei sei es allerdings um Raumfahrt gegangen. US-Unternehmer Ian Bremmer, der Musks Putin-Gespräch in seinem Newsletter öffentlich machte, widersprach – und verteidigte seine Äußerung.

Kritik an Musks Verhalten äußerte auch Dmitri Alperovitch: Der Russland-Experte sieht nicht etwa die Finanzierung als Hauptproblem, sondern die Einmischung des Milliardärs ins Kriegsgeschehen durch seine Äußerungen. "Das wirkt sich auf die ukrainische Gegenoffensive aus", sagte er.

Die Ukraine werde einen Weg finden, damit Starlink weiter in Betrieb bleiben könne, sagte hingegen Mychajlo Podoljak, ein Berater des ukrainischen Präsidenten Selenskyj. Musk habe "uns geholfen, die kritischsten Momente des Krieges zu überleben", so Podoljak zuletzt. Zugleich zeigte er Verständnis für Musks Kehrtwende: Im Geschäftsleben gebe es ein Anrecht auf eigene Strategien. Man erwarte aber, dass Starlink während der Verhandlungen stabil funktioniere.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagenturen AFP und dpa
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