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USA-Wahl: Trump liegt vorne – Amerika trifft eine explosive Entscheidung


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Tagesanbruch
Amerika wählt den Rächer

MeinungVon Florian Harms

Aktualisiert am 06.11.2024Lesedauer: 6 Min.
Donald Trump bei einem Auftritt in Florida.Vergrößern des Bildes
Donald Trump bei einem Auftritt in Florida. (Quelle: Brian Snyder/REUTERS)
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Guten Morgen, liebe Leserin, lieber Leser,

Amerika hat gewählt, und das Ergebnis ist explosiv. Oder besser: die Ergebnisse. Denn noch steht das endgültige Resultat nicht fest, ob also der Republikaner Donald Trump oder die Demokratin Kamala Harris ab Januar im Weißen Haus sitzt. Aber einen deutlichen Trend, den gibt es. Bei aller Vorsicht, die man angesichts des komplizierten amerikanischen Wahlsystems walten lassen sollte, lässt sich sagen: Die Wahrscheinlichkeit, dass der nächste US-Präsident wieder Trump heißt, ist sehr groß. Zwar ist die von den Republikanern erhoffte "rote Welle" ausgeblieben, also ein schnelles und überwältigend eindeutiges Votum der Wähler für ihren Kandidaten. Aber in den wichtigsten Bundesstaaten hat sich Trump durchgesetzt – unter anderem in Iowa, wo eine in den vergangenen Tagen viel zitierte Umfrage einen Überraschungssieg für Harris nahegelegt hatte. Was einmal mehr zeigt: Demoskopie ist oft nicht mehr als bloße Mutmaßung; nur Zahlen sprechen die Wahrheit.

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Alle Augen starren nun auf die Swing States. Trump hat in North Carolina und Georgia gesiegt. Zwar führte Harris in den frühen Morgenstunden deutscher Zeit in Michigan und Wisconsin, doch mittlerweile hat Trump sie dort überholt – und Prognosen zufolge auch im wichtigsten Bundesstaat Pennsylvania gewonnen. Die "New York Times" sieht ihn mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 95 Prozent näher am Wahlsieg als Harris. Aber noch kann einiges passieren, die Zahlen verändern sich minütlich. Unser Redaktionsteam in Washington, Berlin, Los Angeles, Melbourne und Siem Reap hält Sie auf t-online mit den neuesten Nachrichten, Beobachtungen und Daten auf dem Laufenden.

Sollte sich der Trend bestätigen und Donald Trump diese historische Wahl tatsächlich gewinnen, wäre es mehr als ein politisches Beben. Zumal sich auch im Senat und womöglich auch im Abgeordnetenhaus ein Triumph der Republikaner abzeichnet. Das würde bedeuten: Trump kann durchregieren und wäre kaum noch einer Kontrolle durch die Opposition ausgesetzt. Sowohl die USA als auch die internationale Politik würde dann eine unberechenbare Zeit erwarten – und das inmitten globaler Megakrisen.

Seit seiner ersten Amtszeit hat Trump sich weiter radikalisiert, und seine treuesten Anhänger haben es erst recht getan. Entscheidend für seinen Erfolg sind aber nicht nur die Schreihälse, Waffennarren und Spinner, die in deutschen Medien so gern mit einem Gruseln vorgezeigt werden. Trotz seiner Lügen, Beleidigungen und haltlosen Versprechungen konnte Trump auch zig Millionen ganz normale Bürger davon überzeugen, genau der Richtige für das mächtigste Amt der Welt zu sein. Viele dieser Menschen haben den Eindruck, unter Trumps erster Regierung sei es ihnen besser gegangen als unter Joe Biden. Dass die vergangenen Jahre stark von Krisen geprägt waren – vor allem der Inflation und der Wirtschaftsflaute nach der Pandemie und aufgrund der Kriege in der Ukraine und in Nahost – scheinen viele Menschen auszublenden.

Hinzu kommt bei vielen Amerikanern eine wachsende Unzufriedenheit mit dem politischen System und dessen konventionellen Vertretern. Es ist auch die Sehnsucht nach einem starken Mann, der mal richtig aufräumt, die Trump in vielen ländlichen Regionen so viele Anhänger beschert.

Amerika wählt also die Rache, so kann man das sehen. Die Rache am politischen Establishment in Washington, an illegalen Einwanderern, an der gesellschaftlichen Diversität, an der Inflation, an der horrenden Staatsverschuldung, an der wachsenden Abhängigkeit von China. Es ist ein sehr egoistischer Blick auf die Welt. "Falls Trump gewinnt, hat er die Wähler nicht durch einen einzelnen Programmpunkt, sondern durch sein Weltbild überzeugt: Es ist ein Denken, das von einem nationalistischen Egoismus geprägt ist, in dem es außerhalb der USA keine Freunde, sondern maximal Geschäftspartner gibt", schreibt unser Reporter David Schafbuch. "Trump hat den Amerikanern eine Politik verkauft, die sich angeblich nur um die Frage dreht: Was springt am Ende für die USA – also für alle Bürger des Landes – heraus? Seinen Wählern ist dabei nur nicht aufgefallen, dass die Frage im Kopf des 78-Jährigen eigentlich immer lautet: Was springt für mich dabei heraus? Das beweist, dass viele Amerikaner für seine falschen Versprechen bereit sind, die Demokratie ihres Landes aufs Spiel zu setzen."

Von dieser Seite des Atlantiks aus betrachtet, ist das alarmierend. Umso wichtiger, dass Deutschland endlich wieder eine funktionierende Regierung bekommt, die unsere Interessen auch gegenüber diesem schrillen Amerika vertreten kann.


Ohrenschmaus


Showdown für die Chaos-Koalition

Mehrfach trafen sich in den vergangenen Tagen Olaf Scholz, Christian Lindner und Robert Habeck in Zweier- und Dreierrunden, heute Abend folgt der Showdown: Zum ersten Mal seit Monaten tagt wieder der Koalitionsausschuss, dem neben den wichtigsten Mitgliedern der Ampelregierung auch die Partei- und Fraktionschefs angehören. Zu klären ist nichts Geringeres als die Frage, ob dieses heillos zerstrittene Bündnis sich noch einmal zusammenraufen will und kann – oder ob die aktuelle Zankerei über die Wirtschafts- und Haushaltspolitik das vorzeitige Ende des rot-grün-gelben Kabinetts markiert.

Von den Akteuren kommen bis zuletzt die gewohnt dissonanten Töne: Während der Kanzler eine Einigung weiterhin als möglich bezeichnet ("Ich bin ja noch auf dem Platz"), wirft SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich dem FDP-Finanzminister und Wirtschaftspapier-Autoren Lindner "Kindereien" vor. Und während der grüne Wirtschaftsminister Robert Habeck kompromisshalber anbietet, die nicht benötigten Fördermilliarden für den verschobenen Bau einer Computerchip-Fabrik in Magdeburg zur Haushaltskonsolidierung zu verwenden, kommen aus der FDP postwendend brüske Reaktionen: Von einer "Mogelpackung" spricht deren Haushaltsexperte Christoph Meyer.

Gäbe es da nicht noch ein paar weltpolitische Zusammenhänge wie die US-Wahlen und den Krieg in der Ukraine, die ein führungsloses Deutschland gerade überhaupt nicht erstrebenswert erscheinen lassen – man wünschte diesen Streithähnen wirklich einfach nur eine schnelle Scheidung.


Grafiken des Tages

Hier auf einen Blick, was die selbsternannte "Fortschrittskoalition" sich vorgenommen hatte – und was daraus geworden ist:

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Hiobsbotschaften aus der Autobranche

Die Krise bei VW beschäftigt heute den niedersächsischen Landtag – sie ist aber bei Weitem nicht die einzige in der einst stolzen deutschen Automobilbranche. Gestern meldete auch Audi, die Premiumtochter des Volkswagen-Konzerns, einen massiven Gewinneinbruch im dritten Quartal, genauer gesagt einen Rückgang des Betriebsgewinns um sage und schreibe 91 Prozent auf 106 Millionen Euro. Parallel dazu kündigte der Automobil- und Industriezulieferer Schaeffler den Abbau von 4.700 Arbeitsplätzen in Europa an, davon 2.800 in Deutschland. Betroffen sind vor allem die großen Standorte Herzogenaurach, Schweinfurt, Regensburg und Homburg an der Saar.

So bitter es ist: In Sachen Elektromobilität sind die deutschen Hersteller längst keine Vorreiter mehr – und das dürfte nicht die letzte Hiobsbotschaft aus der Branche gewesen sein, wie meine Kollegin Frederike Holewik zeigt.


Bayern müssen gewinnen

Mit einem furiosen 9:2 gegen Dinamo Zagreb war der FC Bayern München in die laufende Champions-League-Saison gestartet – doch dann folgten Auswärtsniederlagen gegen Aston Villa (0:1) und den FC Barcelona (1:4). Nun steht die Mannschaft von Trainer Vincent Kompany am vierten Spieltag mit dem Rücken zur Wand: Der deutsche Rekordmeister steht nur auf Platz 23 der neuen Königsklassen-Tabelle und ist damit vom direkten Einzug ins Achtelfinale, wofür mindestens Platz 8 nötig wäre, weit entfernt. Ein Sieg gegen Benfica Lissabon ist heute Abend also Pflicht für Harry Kane und Co.


Lesetipps


Was denken unsere Leser über den möglichen Bruch der Ampelkoalition? Die Meinungen könnten gegensätzlicher kaum sein, zeigt mein Kollege Mario Thieme.



In Israel hat die Entlassung von Verteidigungsminister Joav Galant durch Ministerpräsident Netanjahu einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Tausende gehen auf die Straßen, Präsident Herzog warnt vor einem "Umsturz". Hier ist der Überblick.


Zum Schluss

Amerika hat gewählt.

Ich wünsche Ihnen einen spannenden Tag und empfehle Ihnen die weiteren Berichte unserer Redaktion auf t-online. Am Nachmittag melde ich mich wieder bei Ihnen mit dem Podcast "Amerika-Update" zu den Folgen der US-Wahl für Deutschland und die Welt.

Herzliche Grüße

Ihr

Florian Harms
Chefredakteur t-online
E-Mail: t-online-newsletter@stroeer.de

Mit Material von dpa.

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