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"Ich bin ein Star": Das Dschungelcamp birgt ein Geheimnis


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Tagesanbruch
Überall Wahnsinnige – doch hier gibt's einen Vorteil

MeinungVon Florian Harms

Aktualisiert am 16.08.2024Lesedauer: 5 Min.
David Ortega trägt heute Vollbart.Vergrößern des Bildes
Das Dschungelcamp startet: David Ortega (l.) trägt heute Vollbart, während Thorsten Legat seinem Look die Treue hält. (Quelle: RTL+)

Guten Morgen, liebe Leserin, lieber Leser,

kennen Sie das Gefühl, nur von Spinnern umgeben zu sein? Der Typ in der Straßenbahn legt die Stiefel auf den Sitz und lallt lauthals Beschimpfungen. Ein Radfahrer rast über die rote Ampel und zeigt uns den Mittelfinger, weil wir nicht schnell genug ausgewichen sind. Die Regierenden zoffen sich von morgens bis abends über Killefitz; sogar das Wetter spielt verrückt: Herbststürme im Hochsommer, an der Donau haut es regelrechte Hagelattacken vom Himmel. Und kaum knipst man die Glotze an, geistert da auch noch der irre Donald herum. Wohin man auch schaut: überall Wahnsinnige! Man kann echt den Eindruck bekommen, außer einem selbst gäbe es keine Normalos mehr auf der Welt.

Glücklicherweise gibt es einen Ausweg, um dem Welthader zu entfliehen. Und das Beste ist: Den zu finden ist gar nicht schwer. Machen Sie es sich dazu heute Abend im Wohnzimmer bequem. Füße hoch (zu Hause darf man das), Gläschen einschenken (dito) und die Fernbedienung zur Hand nehmen. Falls Sie normalerweise Talkshows, Tierdokus und andere bierernste Sendungen verfolgen und die Abgründe des Privatfernsehens meiden: Heute ist es Zeit für eine Ausnahme. Hochoffiziell vom Chefredakteur empfohlen, der Ihnen normalerweise politischen Lesestoff offeriert. Drücken Sie bitte die Taste, die sie zu RTL führt, dem Sender für Enthemmungen aller Art.

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Dort beginnt heute Abend um 20.15 Uhr die wohl unterhaltsamste Show des Jahres: "Ich bin ein Star – Showdown der Dschungel-Legenden" hat RTL sie genannt. Genau, es handelt sich um eine Sonderstaffel des Dschungelcamps, das normalerweise im Januar ausgestrahlt wird. Zum 20-jährigen Jubiläum hat der Sender die schrägsten Vögel der vergangenen Durchgänge zusammengetrommelt und in den südafrikanischen Busch expediert, um sie dort Maden verspeisen, Lagerfeuerbeichten loswerden und die Niveausümpfe des menschlichen Daseins durchwaten zu lassen.

Schillernde Antihelden sind dabei: Da ist zuallererst Kader Loth, die als Beruf "Moderatorin" angibt, aber eher für die Kleider bekannt ist, die sie nicht trägt. Sodann Mola Adebisi, der wirklich mal Moderator war, was aber gefühlte 300 Jahre her ist. Sarah Knappik ist reiferen Semestern als schreckschraubigste Germany's-Next-Topmodel-Schreckschraube in Erinnerung. Ex-Fußballer, Ex-Trainer und Ex-Haudrauf Thorsten Legat, dem es gelungen ist, gleich von mehreren Gurkenvereinen als Übungsleiter entlassen zu werden, beschwört mittlerweile seine "liebevolle Art". Die Adabeis Daniela Büchner, David Ortega, Hanka Rackwitz und Gigi Birofio sind wahlweise als "Reality-TV-Star", "Datingshow-Star" oder schlicht "Star" oberberühmt. Dazu gesellen sich das notorische Model Giulia Siegel sowie Georgina Fleur, Eric Stehfest und Elena Miras, deren Promifaktor zwischen "Schauspielerin" und "Bekanntheit" schwankt, nachdem sie irgendwo mal mitgemacht oder zumindest im richtigen Moment nicht weggelaufen sind.

Und last, but sowas von not least se one änd only Winfried Glatzeder! Einst als "Belmondo des Ostens" umschwärmt und mit dem DDR-Streifen "Die Legende von Paul und Paula" in die Filmgeschichte eingegangen, faszinierte der Klartexter das Publikum der achten Dschungelcamp-Staffel vor zehn Jahren durch erfrischend schamlose Auftritte – etwa, als ihm beim handfesten Streit mit einer Schickse am Rande eines Krokodilfuß-Dinners die Hand ausrutschte.

Alle diese Gestalten haben eines gemeinsam: Sie haben sich in früheren Sendungen besonders schräg danebenbenommen (oder waren einfach besonders konsequent sie selbst). Unter den abgetakeltesten Protagonisten des Privatfernsehbetriebs sind sie die Paradiesvögel. Leute, die sich für wirklich nichts zu schade sind. Denen man staunend dabei zusieht, wie sie sich um Kopf und Kragen reden und um die peinlichsten Geständnisse wetteifern, während sie sich allerlei Gewürm einverleiben.

Spätestens jetzt dürften Sie erkannt haben: Ich bin tatsächlich Dschungel-Fan. Und ich freue mich in dieser krisenbeladenen Zeit auf ein bisschen ultraseichte Abwechslung (einen Vorgeschmack der ersten Folge finden Sie hier). Denn während man dem Winfried und der Kader beim Ausrasten zuschaut, stellt sich eine behagliche Erkenntnis ein: Die Irren in unserem Alltagsleben sind in Wahrheit ganz normal. Die wirklich Wahnsinnigen toben sich nämlich in der Flimmerkiste aus. Und die kann man nicht nur nach Belieben anschalten. Sondern auch wieder aus.


Druck auf Macron steigt

Für die Dauer der Olympischen Spiele in Paris hatte Emmanuel Macron eine "politische Waffenruhe" ausgerufen. Nun ist das Sportspektakel vorbei, und es steigt der Druck auf den französischen Präsidenten, dem Land wieder eine funktionierende Regierung zu verschaffen und einen Premierminister zu ernennen. Nach der ohne Not vorgezogenen Parlamentswahl Anfang Juli hatte er sich in eine vertrackte Lage ergeben; in der Nationalversammlung finden sich nun mit dem Linksbündnis Nouveau Front Populaire (180 Sitze), Macrons Allianz Ensemble (163) und Marine Le Pens rechtsextremem Rassemblement National (143) drei ähnlich große Blöcke – die aber alle weit von der absoluten Mehrheit entfernt sind.

Die vom Linksbündnis als Regierungschefin favorisierte Lokalpolitikerin Lucie Castets scheint dem Präsidenten nicht genehm zu sein – stattdessen sondierte er im Sommerurlaub am Mittelmeer weitere Optionen: Gehandelt werden Xavier Bertrand vom sozial-gaullistischen Flügel der Konservativen und der sozialistische Ex-Premier Bernard Cazeneuve. Zuletzt schlug der Chef der Präsidenten-Partei Renaissance in einem Brief an die Vorsitzenden der anderen "republikanischen Parteien" einen "Aktionsplan" vor und forderte, "Spaltungen zu überwinden". Auch Macron wirbt für eine breite Koalition von den Sozialisten bis zu den Konservativen.

Fest steht: Wenn der Präsident das olympische Momentum nutzen will, muss er jetzt schleunigst ins Handeln kommen.


Deutsche Schneckenbahn

Ab 22 Uhr ist es so weit: Dann beginnen die Bauarbeiten an einer der wichtigsten deutschen Bahnverbindungen, der Strecke zwischen Hamburg und Berlin. Fahrgäste müssen sich zunächst für vier Monate auf Einschränkungen einstellen. Während der Arbeiten führt die ICE-Linie nicht mehr durch Mecklenburg-Vorpommern, sondern weiter südlich durch Niedersachsen und Sachsen-Anhalt und verlängert sich dadurch um 45 Minuten. Mitte Dezember wird die Leidenszeit noch nicht zu Ende sein – sondern nur die erste von zwei langen Sperrphasen: Ab August kommenden Jahres beginnt dort die Generalsanierung, die dann bis 2026 dauern soll. Als leidgeprüfter Pendler schwant mir Böses.

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Der Ball rollt wieder

Es ist das Pflichtspiel-Debüt für den neuen Bayern-Trainer Vincent Kompany: Der Rekordsieger ist heute um 20.45 Uhr (live im ZDF) in der ersten Runde des DFB-Pokals bei Zweitliga-Aufsteiger SSV Ulm gefordert. Für den Fall eines Fehlstarts prophezeit unser Kolumnist Stefan Effenberg "direkt wieder Feuer unterm Dach".


Lesetipps

Das neue Mpox-Virus ist in Europa angekommen, die Weltgesundheitsorganisation hat die höchste Warnstufe ausgerufen. Wie gefährlich ist der Erreger? Meine Kollegin Melanie Rannow klärt Sie auf.


Geheime Dokumente der russischen Marine zeigen: Europa ist schon lange ein Ziel für Moskau. Selbst Verbündete nimmt der Kreml ins Visier, berichtet mein Kollege Simon Cleven.




Ohrenschmaus

Gute Laune gefällig? Bitte schön!


Zum Schluss

Die Klima-Blockaden haben auch gute Seiten.

Ich wünsche Ihnen einen entspannten Tag.

Herzliche Grüße und bis morgen

Ihr

Florian Harms
Chefredakteur t-online
E-Mail: t-online-newsletter@stroeer.de

Mit Material von dpa.

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