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Paris: TV-Debatte zwischen Mitte von Macron und Rechtsnationalen von Le Pen


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Dieser Mann könnte vieles verändern

MeinungVon Florian Harms

Aktualisiert am 25.06.2024Lesedauer: 6 Min.
Der EU-Feind Jordan Bardella könnte die Wahl gewinnen und nächster französischer Regierungschef werden.Vergrößern des Bildes
Der EU-Feind Jordan Bardella könnte die Wahl gewinnen und nächster französischer Regierungschef werden. (Quelle: Gonzalo Fuentes/REUTERS)
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Endlich ist der Sommer da, das zugehörige Loch jedoch nicht. Im Gegenteil: Rund um die Uhr prasseln Nachrichten in die Schlagzeilenticker; hier passiert dies, dort jenes, kein Atemholen nirgends. Es hat etwas Rastloses, diese Dauerereignishaftigkeit, und natürlich sind wir Journalisten mitverantwortlich dafür, indem wir all die News auf Ihre Computer und Smartphones befördern. Das machen wir natürlich, weil sie dort gelesen werden, und zwar zigtausendfach.

Gestern zum Beispiel: Da interessierten sich 550.000 Menschen für eine Standpauke für den überforderten Schiedsrichter im deutschen EM-Spiel gegen die Schweiz. 250.000 Leser wollten mehr über den überraschenden Wintereinbruch in Südtirol erfahren. 200.000 Nutzer klickten auf eine Meldung zum tragischen Tod eines "Fluch der Karibik"-Schauspielers. Irgendwas ist immer, und wer im Büro, der Kneipe oder dem heimischen Wohnzimmer mitreden will, muss schließlich Bescheid wissen.

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Allerdings hat das Nachrichtentrommelfeuer eine Schlagseite: Obwohl rund um den Globus rund um die Uhr eine Menge geschieht, bestimmen oft dieselben Themen die mediale Berichterstattung. In diesen Tagen ist das von morgens bis abends die Fußball-EM (spannend), außerdem das Wetter (schön), die Ukraine (schrecklich), der Nahe Osten (auch schrecklich), die Ampel (gähn) sowie das Erstarken der AfD im Osten und des Donalds ganz drüben im Westen (beides gefährlich). Fraglos allesamt wichtige Ereignisse, die zu Recht mit vielen Zeilen Text und noch mehr Fernsehbildern bedacht werden.

Trotzdem kommt man als kritischer Zeitgenosse nicht umhin, nüchtern festzustellen: Andere wichtige Geschehnisse kommen in der Berichterstattung zu kurz. Natürlich steckt in dieser Erkenntnis auch ein Körnchen Selbstkritik eines Autors, der sich womöglich ein bisschen zu häufig über die vorgenannten Themen ausgelassen hat.

Aber Einsicht ist bekanntlich der erste Schritt zur Besserung. Nutzen wir also die verbleibenden Zeilen im heutigen Tagesanbruch-Hauptteil, um wenigstens ein Schlaglicht auf einige Ereignisse im Schatten der medialen Ausleuchtung zu werfen. Praktischerweise hat die Deutsche Presse-Agentur, die uns Journalisten unablässig mit den neuesten Informationen versorgt, eine Rubrik mit dem Titel "Voraussichtlich ohne Berichterstattung". Unter dieser Überschrift teilen die dpa-Kollegen uns mit, zu welchen Themen sie heute keine Meldungen verschicken. Das ist zwar hilfreich, aber auch fragwürdig, denn einige der Ereignisse erscheinen durchaus berichtenswert. Deshalb drehen wir heute den Spieß um und listen genau diese Termine hier auf:

In Paris findet die TV-Debatte vor der französischen Parlamentswahl statt. Es diskutieren Premierminister Gabriel Attal für das Mitte-Lager von Präsident Macron, Jordan Bardella für das rechtsnationale Rassemblement National von Marine Le Pen und Manuel Bompard für das Linksbündnis. "Die Wahl dürfte Europa gehörig durchrütteln", schreibt unser Kolumnist Gerhard Spörl.

In Brüssel treffen sich Vertreter der EU-Mitgliedstaaten, der EU-Agenturen und der EU-Kommission auf einer Konferenz zur Umsetzung der großen Asylreform. Es geht um die Frage, wie Europa sich stärker gegen irreguläre Zuwanderung abschotten kann, ohne die Menschenrechte zu verletzen.

In Luxemburg kommen Damen und Herren mit dem schönen Titel "EU-Minister für allgemeine Angelegenheiten" zusammen. Sie bereiten den am Donnerstag beginnenden EU-Gipfel vor. Dort müssen sich die Staats- und Regierungschefs über das neue Spitzenpersonal für Kommission und Rat verständigen, damit Europa sich nicht selbst blockiert.

In Koblenz wird der Prozess gegen ein mutmaßliches Mitglied des "Islamischen Staats" fortgesetzt. Er soll bei der Hinrichtung von Gefangenen geholfen haben; die Staatsanwaltschaft wirft ihm Kriegsverbrechen und Mord vor.

In Frankfurt am Main geht der Prozess gegen die mutmaßliche "Reichsbürger"-Gruppe um Heinrich XIII. Prinz Reuß weiter. Die neun Angeklagten sollen einen Staatsputsch und die Ermordung von Politikern geplant haben. Auch ehemalige Elitesoldaten waren offenbar beteiligt.

In Hongkong versuchen 14 Verurteilte der "Hongkong 47", vor Gericht ihr Strafmaß zu mildern. Sie hatten vor vier Jahren mit Protestaktionen gegen den wachsenden Einfluss der Pekinger Diktatoren demonstriert. Im schlimmsten Fall drohen ihnen lebenslängliche Haftstrafen.

In Oslo wird Bundesumweltministerin Steffi Lemke erwartet. Die Grünen-Politikerin nimmt am Tropical Forest Forums teil, einer der wichtigsten Konferenzen zum Schutz der tropischen Wälder.

In Berlin beginnt die Mitmach-Aktion "Every name counts". Durch die Digitalisierung von Archiven entsteht die weltweit größte Sammlung von Opfernamen des Nationalsozialismus. Sie dokumentiert die Schicksale von 17 Millionen Menschen.

In Stuttgart könnte das Urteil in einem wegweisenden Berufungsverfahren verkündet werden. Es geht um eine Schadenersatzklage gegen eine Corona-Impfärztin. Der Klägerin wurden im Jahr 2021 als Auszubildende in einem Heilbronner Pflegeheim zwei Impfungen verabreicht. Daraufhin erlitt sie eine halbseitige Lähmung. Sie gibt an, durch einen Impfschaden arbeitsunfähig zu sein, und verlangt von der Impfärztin Schmerzensgeld.

Im Landtag in Hannover, aber auch in vielen anderen Landesparlamenten gehen die Diskussionen über zwei drängende Probleme weiter: den Mangel an bezahlbarem Wohnraum in Städten und den Mangel an Fachkräften in Kitas und Kliniken.

Zu allen diesen Themen lesen Sie heute in den meisten Medien voraussichtlich keine Berichte. Es sei denn, Sie finden eines davon so wichtig, dass Sie unbedingt mehr darüber erfahren möchten. Dann schicken Sie uns bitte eine kurze Nachricht per E-Mail: Adresse siehe unten.


Eine bemerkenswerte Nachricht kam noch in der Nacht: In dem jahrelangen rechtlichen Gezerre um den Wikileaks-Gründer Julian Assange gegen seine Auslieferung von Großbritannien an die USA hat sich überraschend eine Lösung abgezeichnet. Der 52-Jährige hat sich mit der US-Justiz im Rahmen eines Deals auf ein Schuldbekenntnis für die Veröffentlichung von Militärgeheimnissen geeinigt, um seine Freiheit wiederzuerlangen.


Zwei alarmierende Berichte

Schmierereien an Gebäuden, antisemitische Aussagen an Hochschulen, Pöbeleien, Beschädigung von Gedenkorten – oder gar handfeste physische Gewalt gegen Menschen: Judenfeindlichkeit kann sich in verschiedenen Formen äußern. Seit 2018 gibt es in Berlin den Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus e.V., kurz Rias, der das Ziel verfolgt, mit Hilfe eines Meldeportals derartige Vorfälle zu dokumentieren.

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Wenn das Netzwerk heute Vormittag seinen Jahresbericht 2023 vorstellt, ist eines schon klar: Es werden beschämend viele sein, mehr als in der jüngeren Vergangenheit. Denn seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und dem anschließenden Gazakrieg ist der Judenhass auf deutschen Straßen dramatisch gestiegen. In Bayern etwa dokumentierte Rias 2023 im Vergleich zum Vorjahr 73 Prozent mehr antisemitische Vorfälle; CSU-Sozialministerin Ulrike Scharf nannte die Zahl "alarmierend und bestürzend". Wirklich erschreckend, dass so viele Menschen nicht zwischen Juden und der israelischen Regierungspolitik unterscheiden.


Wer bekommt den Friedenspreis?

Der mit 25.000 Euro dotierte Friedenspreis des Deutschen Buchhandels gehört zu den angesehensten Kulturauszeichnungen des Landes. Er soll Persönlichkeiten würdigen, die in Literatur, Wissenschaft oder Kunst zur Verwirklichung des Friedensgedankens beigetragen haben. Im vergangenen Jahr wurde der britisch-indische Schriftsteller Salman Rushdie geehrt. Wer den diesjährigen Preis erhält und ihn zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse im Herbst überreicht bekommt, verkündet der Börsenverein des Deutschen Buchhandels am Vormittag.


Letzter EM-Gruppenspieltag

Gegen welchen Gegner muss Deutschland am kommenden Samstag im EM-Achtelfinale in Dortmund ran? Das wird heute in den 21-Uhr-Partien der Gruppe C ermittelt. Dort führen nach zwei Spieltagen die Engländer und könnten dem Duell mit der Nagelsmann-Elf durch einen Sieg gegen Außenseiter Slowenien aus dem Weg gehen. In diesem Fall würde der Gewinner des Spiels Dänemark gegen Serbien auf die deutsche Mannschaft treffen.

Bereits um 18 Uhr wird der letzte Spieltag der Gruppe D angepfiffen. Hier wollen die Niederlande und Österreich den Einzug in die K.o.-Runde im direkten Duell perfekt machen, während Vize-Weltmeister Frankreich klarer Favorit gegen die bereits gescheiterten Polen ist. Kroos und Co. legen derweil mal die Füße hoch.


Ohrenschmaus

Apropos EM: Es gibt tatsächlich Leute, die das wunderbare Lied der Hamburger Taxifahrer Lovely & Monty noch nicht kennen. Höre ich jeden Tag mindestens zweimal.


Gurke des Tages

Wenn Sie eine Leseratte sind, kennen Sie vermutlich Denis Scheck. Der beredte Kritiker stellt seit vielen Jahren in der ARD neue Bücher vor. Damit ist nun Schluss: Der SWR streicht seine Literatursendung "Lesenswert" und gibt als Grund "Sparpläne" an. Zwar ist es begrüßenswert, dass die Öffentlich-Rechtlichen endlich sparen. Aber könnten sie damit nicht bei den gefühlt fünfunddreißig Krimiserien beginnen?


Lesetipps

Fast so gut wie die Hamburger Taxifahrer sind die holländischen Fußballfans mit ihrem Links-rechts-Song. Meine Kollegin Simone Rafael kennt dessen Entstehungsgeschichte.


In geheimen Runden beraten Scholz, Habeck und Lindner den Haushalt für 2025. Die Stimmung in der SPD und der FDP ist zum Zerreißen gespannt, berichtet unser Reporter Florian Schmidt.


Widerspruchslösung oder Zustimmungsregelung? Die Meinungen, wie mit Organspenden umgegangen werden soll, gehen weit auseinander. Was t-online-Leser zur neuen Bundestags-Initiative sagen, erfahren Sie von meinem Kollegen Mario Thieme.


Zum Schluss

Gut, wenn Ärzte Bescheid wissen.

Ich wünsche Ihnen einen sonnigen Tag.

Herzliche Grüße

Ihr

Florian Harms
Chefredakteur t-online
E-Mail: t-online-newsletter@stroeer.de

Mit Material von dpa.

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