Experten warnen Jeder Zehnte in Deutschland hat ein Suchtproblem
Alkohol, Tabak, Kokain, synthetische Opioide: Viele Menschen haben Suchtprobleme. Für Drogenpolitik und Gesundheitswesen sind die Herausforderungen groß.
Jeder zehnte Mensch in Deutschland hat nach Angaben der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) ein Suchtproblem. "Sorge bereiten uns die Ausbreitung von Crack – einer rauchbaren Form von Kokain – sowie von synthetischen Opioiden wie Fentanyl, ein Wirkstoff, der lebensbedrohlicher ist als Heroin", warnte die DHS. Die Sucht- und Drogenpolitik stehe vor großen Herausforderungen.
Forderungen der Suchthilfe an eine neue Bundesregierung
Die Drogenproblematik in Deutschland wachse, zugleich würden aber Hilfen gekürzt, betonte die Dachorganisation der deutschen Suchthilfe und Sucht-Selbsthilfe in Hamm. "Um die Zukunftsfähigkeit unseres Wirtschafts- und Gesellschaftsmodells zu sichern, brauchen wir eine Sucht- und Drogenpolitik, die den Stand der Forschung anerkennt und konstruktiv nach vorn blickt", mahnte die Hauptstelle für Suchtfragen.
- Lesen Sie hier: Mit diesen zwei Fragen erkennen Sie Alkoholiker
- Lesen Sie hier: Das bringt ein Monat ohne Alkohol
Vor der Bundestagswahl und der Bildung einer neuen Regierung veröffentlichte die DHS zentrale Forderungen in einem Positionspapier, das auch die Bundespsychotherapeutenkammer mitgezeichnet habe. Darin heißt es: "Die Lage ist ernst." Jeder Zehnte habe ein Suchtproblem und "noch weitaus mehr Menschen konsumieren Alkohol, Tabak und andere Suchtmittel in gesundheitsschädlicher Weise, auch wenn keine Abhängigkeit vorliegt."
Wichtig zu wissen
Bei Alkoholabhängigkeit kann ein plötzlicher Alkoholverzicht ("kalter Entzug") ohne ärztliche Begleitung ernsthafte Komplikationen wie starke Krampfanfälle auslösen. Um solchen Problemen vorzubeugen, ist eine ärztliche Unterstützung notwendig.
Sucht betrifft auch Angehörige, Kollegen und Volkswirtschaft
Ein großer Teil der Bevölkerung sei – als Eltern, Kinder, Freunde oder auch Kollegen – zudem mitbetroffen. Sucht und der Konsum von Rauschmitteln belaste die Volkswirtschaft mit einer dreistelligen Milliardensumme. Die Zahl der Drogentoten lag zuletzt auf einem Höchststand, Fälle von Handelsdelikten mit Kokain nehmen zu, wie DHS-Geschäftsführer Peter Raiser schilderte.
Und die Suchthilfe kämpfe mit teils existenzbedrohenden Mittelkürzungen. Es brauche aber dringend mehr Hilfen und Suchtberatung für Suchtkranke. Viele Beratungsstellen müssten Leistungen zurückfahren oder ganz schließen. Die künftige Bundesregierung solle die bislang nicht gesetzlich verankerte Leistung der Suchtberatung verlässlich absichern, forderte die DHS.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Nachrichtenagentur dpa