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Tupperware: Tumulte, Panik, Verletzte – als die Mega-Tupperparty eskalierte


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Panik, Tumulte und 21 Verletzte
Der Fall der Tupperkönigin: Als die letzte Party eskalierte


Aktualisiert am 25.09.2024Lesedauer: 3 Min.
Tupper-Party von Brownie Wise: Durch sie wurden die Kunststoffdosen zum Millionen-Hit.Vergrößern des Bildes
Tupperparty von Brownie Wise (Archivbild): Durch sie wurden die Kunststoffdosen zum Millionenhit. (Quelle: Brownie Wise Papers/Archives Center/National Museum of American History/Smithsonian Institution)

Die Zeit der Tupperpartys ist vorbei, der Hersteller insolvent. Was kaum einer weiß: Einen handfesten Skandal gab es in dem Unternehmen schon einmal. Er besiegelte das Aus der Tupperkönigin.

Das Ende kam mit Donnergrollen und Krawall. 1.200 Gäste hatte Brownie Wise eingeladen, es sollte eine gigantische Party auf einer Insel werden, ein unvergessliches Volksfest im hawaiianischen Stil.

Wise, die damals als unbestrittene Tupperkönigin galt und es als erste Frau auf das Cover der "Businessweek" geschafft hatte, hatte es sich so schön ausgemalt. Doch dann machte ihr das schlechte Wetter einen Strich durch die Rechnung. Ein mächtiges Gewitter zog in jenem Juli 1957 auf, die Menschen stürzten zu den Booten und wollten nur noch zurück aufs Festland.

Es kam zum Tumult, im aufgewühlten Wasser stießen Boote zusammen. Menschen wurden verletzt, 21 von ihnen landeten im Krankenhaus. Noch Jahre später mussten sich Gerichte mit den aus dem Fiasko resultierenden Streitigkeiten beschäftigen.

Für Brownie Wise war es das endgültige Aus, ihre letzte große Tupperparty. Die Frau, die Tupperware zu einem Erfolgsunternehmen gemacht hatte, musste gehen. Ihr Arbeitgeber, Earl Tupper, entließ sie.

Eine Lesart für die Trennung: Er konnte es ihr nie verzeihen, dass sie es war, die sein Unternehmen groß gemacht hatte. Sie wurde in der Öffentlichkeit als schillernde Ikone gefeiert und zum leibhaftigen Beweis, dass es eine Frau bis ganz nach oben schaffen kann. – während er eifersüchtig zu Hause saß. Still musste der als etwas dröge geltenden Mann das große Medieninteresse an der extravagant gekleideten und Cabrio fahrenden Frau beobachten. Als ihm das immer mehr zuwider wurde, nutzte er eiskalt die Chance und entledigte sich Brownie Wise'.

Tupperware hatte ein Verkaufsproblem – bis Wise kam

Ende der 1940er Jahre war sie noch die Rettung für Tupper gewesen. Damals stand der Geschäftsführer vor einem schwerwiegenden Problem. Er träumte schon lange davon, Millionär zu werden, aber niemand wollte seine Produkte kaufen. Es war ihm zwar gelungen, aus schwarzer, schmieriger Polyethylenschlacke leichte, unzerbrechliche Kunststoffbehälter herzustellen.

Aber so genial ihm diese luftdicht abschließbaren Vorratsdosen auch erschienen, sie verkauften sich in den Läden nur schleppend. Die Menschen empfanden diese neuartigen Plastikschüsseln als zu seltsam, um sich auf sie einzulassen.

Bis Wise auf den Plan trat, die zu dem Zeitpunkt ebenfalls ein Problem hatte. Sie hatte zwar ein unbestreitbares Talent, aber mindestens genauso großen Ärger mit missgünstigen Männern.

Das Talent der Brownie Wise

Schon als Kind hatte sie auf von ihrer Mutter organisierten Gewerkschaftskundgebungen das Wort ergriffen und war als begabte und mitreißende Rednerin aufgefallen. Als alleinerziehende Mutter machte sie sich nun dieses Talent für einen hübschen Nebenverdienst zunutze: Sie verkaufte äußerst erfolgreich Haushaltsgeräte einer Marke namens Stanley auf kleinen, von ihr ausgerichteten Partys. Dabei lernte sie: Kauflust ist ansteckend. In einer fröhlichen Runde sitzt das Portemonnaie viel lockerer.

Aber so gut sie auch war – der Chef der Haushaltswarenfirma verweigerte ihr den Aufstieg. Eine Führungsposition sei nichts für Frauen, befand er. Ärgerlich kehrte Wise der Firma den Rücken und schwor sich: Denen zeige ich es.

Tupperware: Die Traditionsfirma ist insolvent.
Tupperware: Die Traditionsfirma ist insolvent. (Quelle: Imago / Depositphotos)

Die Tupperware-Pleite

Im September 2024 hat der seit Längerem angeschlagene US-Vorratsdosen-Hersteller Tupperware Gläubigerschutz nach US-Recht beantragt. Konzernchefin Laurie Goldman erklärte, die finanzielle Lage sei "in den letzten Jahren durch das herausfordernde makroökonomische Umfeld stark beeinträchtigt" worden. Das 1946 gegründete Unternehmen musste in den vergangenen Jahren mit zunehmender Konkurrenz und steigenden Schulden ringen. Aus den Insolvenzunterlagen geht hervor, dass Tupperware Schulden zwischen einer und zehn Milliarden Dollar angehäuft hat – demgegenüber stehen Vermögenswerte von 500 Millionen bis einer Milliarde Dollar.

1951 wird Wise Tuppers Vizepräsidentin

Und dann entdeckte Brownie Wise Tupperware für sich. Sie bemerkte, wie praktisch die Produkte waren, und sattelte von Besen auf die neuen Kunststoffbehälter um. Dabei beherrschte sie alle Kniffe: Selbst wenn die Produkte verfügbar waren, setzte sie Interessentinnen auf Wartelisten, um die Güter als besonders wertvoll und begehrt erscheinen zu lassen. Sie begeisterte andere Frauen, es ihr gleichzutun und ebenfalls Tupperpartys zu veranstalten. Und sie professionalisierte das Geschäft so weit, dass sie dafür eine eigene Firma gründete.

Es lief so gut, dass Earl Tupper bald auf sie aufmerksam wurde. Kein Händler verkaufte Tupperware besser als Brownie Wise. 1951 machte er sie zur Vizepräsidentin seines Unternehmens.

"Etwas, worauf sie stolz sein kann"

Die Umsätze stiegen, doch das Verhältnis zwischen Wise und Tupper war schwierig. Sie ärgerte ihn mit ihrer direkten Art, es kam immer wieder zu Streits. Und dann krachte es: Möglicherweise auch, weil Tupper in einer geschäftlich nicht ganz so guten Zeit beschlossen hatte, sein Unternehmen zu verkaufen, und er eine selbstbewusste Frau in der Führungsetage als hinderlich dafür empfand, einen guten Preis zu erzielen. So zumindest mutmaßte es der Autor Bob Kealing in einem Buch über Wise.

Die ehemalige Tupperkönigin ging ins Kosmetikgeschäft, konnte dort aber nie wieder an ihre großen Erfolge anknüpfen. Ihr Vermächtnis allerdings bleibt: Sie gilt bis heute als eine der wichtigsten Vorreiterinnen, die Frauen eine Perspektive jenseits von Kindern und Küche verschaffte. "Keine Frau wurde dafür gelobt, dass sie Böden schrubbte", fasste es noch 2005 eine Interviewpartnerin von Biograf Kealing zusammen, die unter Wise gearbeitet hatte. "Aber wenn sie erfolgreich Tupperware verkaufte, hatte sie etwas, worauf sie stolz sein konnte."

Verwendete Quellen
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