Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Tagesanbruch Was heute Morgen wichtig ist
Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,
hier ist der kommentierte Überblick über die Themen des Tages:
WAS WAR?
Der Asylstreit zwischen Merkel und Seehofer und der Mord an der 14-jährigen Susanna sind immer noch die bestimmenden Themen der Republik. Der Zwist zwischen Innenminister und Kanzlerin ist scharf – aber auch unübersichtlich. Deshalb haben meine Kollegen Patrick Diekmann und David Ruch einen Überblick für Sie geschrieben.
Im Mordfall Susanna hat der Chef der Bundespolizei den Tatverdächtigen Ali B. persönlich aus dem Irak nach Deutschland zurückgebracht – möglicherweise illegal. Heldenhafter Einsatz oder Justizskandal? Meine Kollegen Daniel Schreckenberg und Jonas Mueller-Töwe haben dazu vollkommen konträre Meinungen. Beste Voraussetzungen also für unser Format "Pro & Kontra" – und eine Leser-Abstimmung mit interessantem Ergebnis.
Erlauben Sie mir aber bitte trotz dieser beiden wichtigen Themen, Ihren Blick für einen Moment woanders hin zu lenken. 5.000 Kilometer südlich von Deutschland liegt ein Land, dessen Einwohner schlimmste Not leiden. Krieg, Hunger, Cholera machen den Jemen zur Hölle. Ungeachtet dessen und weitgehend unbeachtet von der Weltöffentlichkeit haben Regierungstruppen mit Unterstützung Saudi-Arabiens und der Vereinigten Arabischen Emirate eine Offensive auf die Hafenstadt Hodeida begonnen. Sie wollen vor allem den Flughafen und den Hafen der von Huthi-Rebellen kontrollierten Stadt erobern. Angeblich werden dort iranische Waffen ins Land geschmuggelt. Über den Hafen werden aber auch 70 Prozent der wenigen verbliebenen Hilfsgüter für den Jemen angeliefert. Die UN warnt vor "katastrophalen humanitären Auswirkungen": Wegen der Kämpfe müssen die Hilfslieferungen wohl in Kürze gestoppt werden. Auf einen Schlag wären Millionen Menschen von Nahrung, Medikamenten, Wasserreinigern abgeschnitten.
Ich fände es angebracht, wenn die Bundesregierung sich für einen Augenblick dieser Tragödie widmete und versuchte, mit Anrufen in Riad und Abu Dhabi das Schlimmste zu verhindern. Danach kann sie sich ja gern wieder ihrem Asylkämpfchen widmen.
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WAS STEHT AN?
Heute geht es endlich los. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich liebe WM-Wochen. Das Leben fühlt sich leichter an, wenn man täglich guten Fußball sehen, spektakuläre Tore bejubeln, Patzer und Schiedsrichter-Fehlentscheidungen beschimpfen kann. Mit Freunden oder Kollegen in einer lauen Sommernacht beim Public Viewing oder in der Stammkneipe vor dem Fernseher, dazu ein kühles Blondes – was gibt es Schöneres? So richtig rund wird das Vergnügen natürlich erst, wenn man Bescheid weiß über Spieler, Trainer, Teams. Deshalb haben meine Kollegen in unserem Sportressort, im Videoteam, in der Grafik und im Produktmanagement wochenlang keine Mühen gescheut, um ihnen ein richtig rundes Programm zu servieren.
Als Erstes empfehle ich Ihnen, unsere WM-Seite zu bookmarken. Damit Sie in den kommenden vier Wochen jederzeit alle Liveticker, Ergebnisse, Artikel, Statistiken, Fotos und Videos finden.
Dann mögen Sie vielleicht Ihr Fachwissen unter Beweis stellen und sich an unserem WM-Monitor beteiligen.
Anschließend mag es Ihnen in den Sinn kommen, ein Interview mit Jürgen Kohler zu lesen, einst bester Verteidiger der Welt. Meinem Kollegen Alexander Kohne hat er erklärt, warum er sich große Sorgen um die Abwehr des DFB-Teams macht.
Unser Reporter Benjamin Zurmühl wiederum hat sich von Schiedsrichter-Coach Alex Feuerherdt erklären lassen, welchen Wahrheitsgehalt Fußball-Mythen haben. Sehr nützlich, um im Freundeskreis zu punkten. Ich zum Beispiel dachte bisher, der Torwart genieße im Fünfmeterraum besonderen Schutz. Tja, falsch gedacht.
Meine Kollegen aus unseren Video- und Social-Media-Teams werfen einen Blick hinter die Kulissen des WM-Zirkus und zeigen Ihnen im "t-online.de-Videobeweis" die besten Filme, Fotos, Posts und Tweets der WM-Stars. In der ersten Folge geht es um … Ach, schauen Sie selbst.
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In unserem großen Vorrunden-Test stellt Fußball-Globetrotter Lutz Pfannenstiel alle WM-Teams vor.
Und damit sind wir beim Eröffnungsspiel heute Abend. Gastgeber Russland gegen Saudi-Arabien. Sportlich eher so lala, politisch brisant: Autokratie gegen Diktatur. So ganz lässt sich der Fußball eben nicht von der Politik trennen. Das sollten wir nicht vergessen, wenn wir heute Nachmittag die glänzenden Bilder der Eröffnungsfeier sehen. Die Menschenrechtsorganisation Memorial hat die Namen politischer Gefangener in Russland dokumentiert. Darunter sind viele Muslime, denen eine Mitgliedschaft in der panislamischen Vereinigung Hizb ut-Tahrir vorgeworfen wird, und Zeugen Jehovas, aber auch Menschen, die sich für Bürgerrechte einsetzen, wie der Bruder des Regimekritikers Alexei Nawalny. Memorial betont, dass keine der Personen gewalttätig geworden sei oder zur Gewalt aufgerufen habe. Wenn wir von politischen Gefangenen hören, dann lesen wir häufig nur Zahlen. Es geht aber nicht um Zahlen, sondern um Menschen. Deshalb nenne ich hier ihre Namen:
Ali Akhmedovich Asanov
Zarema Ziyavtudinovna Bagavutdinova
Denis Igorevich Bakholdin
Vladimir Grigoryevich Balukh
Kirill Vladimirovich Barabash
Ivan Mikhailovich Barylyak
Svyatoslav Vasilyevich Bobyshev
Dmitry Olegovich Bogatov
Dmitri Valerievich Borisov
Dmitry Evgenevich Buchenkov
Mustafa Bekirovich Degermendzhi
Yuri Alexeyevich Dmitriev
Alexander Khikmetovich Eivazov
Zhelaudi Nasrudinovich Geriyev
Nikolai Andronovich Karpyuk
Rafis Rafailovich Kashapov
Stanislav Romanovich Klykh
Alexander Aleksandrovich Kolchenko
Andrei Vladimirovich Kolomiyets
Alexander Fedorovich Kostenko
Gennady Nikolaevich Kravtsov
Dmitri Mikhailovich Krepkin
Rasul Vladimirovich Kudayev
Yuri Yevgenyevich Kuly
Alexei Anatolyevich Kungurov
Ruslan Makhamdiyevich Kutayev
Vladimir Ivanovich Lapygin
Sergei Nikolaevich Litvinov
Oleg Anatolyevich Navalny
Maksim Alekseevich Panfilov
Valery Nikolaevich Parfyonov
Petr Ivanovich Parpulov
Alexei Vladimirovich Pichugin
Alexei Vladimirovich Politikov
Sergey Petrovich Reznikov
Danis Vildanovich Safargali
Oleg Gennadyevich Sentsov
Vitaly Viktorovich Shishkin
Alexander Yuryevich Shpakov
Maxim Nikolayevich Smyshlyayev
Alexander Aleksandrovich Sokolov
Yury Viktorovich Staroverov
Inga Zhorayevna Tutisani
Vadim Viktorovich Tyumentsev
Vladimir Petrovich Yegorov
Robert Raufanovich Zagreev
Stanislav Sergeyevich Zimovets
Radik Mudarisovich Akhmetov
Fanis Faritovich Akhmetshin
Tagir Tapayevich Akhtakhanov
Ruslan Denisovich Asylov
Inyal Ibragimovich Balakadashev
Nurmagomed Ibragimovich Balakadashev
Sergei Sergeyevich Cheprasov
Dennis Ole Christensen
Khoso Gashimovich Esmurzayev
Danis Mirratovich Faizrakhmanov
Aidar Rifovich Faizullin
Rafael Raulevich Fattakhov
Ruslan Vakilevich Fattakhov
Aramis Fanisovich Fazylov
Rustam Alfridovich Gabdullin
Rustam Rafitovich Galimkhanov
Rinat Faizullovich Galiullin
Rustem Ravilevich Gallyamov
Aidar Ralifovich Garifyanov
Rishat Razitovich Gataullin
Ilgiz Failovich Gimaletdinov
Rainur Anisovich Ibatullin
Azizbek Khalikovich Inamov
Shamil Magomedrasulovich Ismailov
Azamat Rinatovich Kayumov
Alexei Alfritovich Khamadeyev
Rustem Valeryevich Khamzin
Azat Damirovich Khasanov
Shamil Faritovich Khusniyarov
Yevgeny Lvovich Kim
Alexander Valeryevich Kornev
Yevgeny Viktorovich Kulagin
Saipula Djabrailovich Kurbanov
Gazim Gafarovich Kutluyarov
Rustem Maratovich Latypov
Khiramagomed Gadzhiyevich Magomedov
Magomednabi Magomedov
Radmir Yusifovich Maksutov
Rinat Mazitovich Mamayev
Artur Konstantinovich Maslakov
Tazhib Taimirovich Makhmudov
Farid Ramazanovich Mustafayev
Khalil Fanavievich Mustafin
Matlyuba Islomovna Nasimova
Rinat Ranifovich Nurlygayanov
Yury Vladimirovich Primov
Islam Magamedkerimovich Ramazanov
Zikrullokhon Faizullokhodjaevich Rakhmonkhodjayev
Ferat Refatovich Saifullayev
Ilgiz Askhatovich Salakhov
Artur Raulevich Salimov
Ilshat Maratovich Salimov
Arslan Talgatovich Salimzyanov
Ersmak Shagidovich Saraliyev
Rasim Radikovich Satayev
Airat Ilgizarovich Shakirov
Ildar Khamitovich Shaikhutdinov
Shamil Khazhgalievich Sharipov
Adam Akhmedovich Shavkhalov
Aslan Beslanovich Suleimanov
Irek Rishatovich Tagirov
Anzor Mauletovich Tekilov
Artur Mauletovich Tekilov
Imran Mauletovich Tekilov
Rustem Mamutovich Vaitov
Linar Munirovich Vakhitov
Makhmud Abdulkhakovich Velitov
Ural Gaifullovich Yakupov
Naïl Vazhibovich Yunusov
Ruslan Borisovich Zeitullayev
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WAS LESEN?
Wissen Sie, wer hier wen bedroht?
Kennen Sie die Geschichte dieser Kämpfer?
Wissen Sie, wer hier floh und damit Weltgeschichte schrieb?
Ich gestehe: Ich konnte nur die erste Frage positiv beantworten. Aber dann habe ich die Erklärung unseres Zeitgeschichte-Experten Marc von Lüpke in unserer Rubrik "Historisches Bild" gelesen; und jetzt weiß ich auch über die anderen beiden Bilder Bescheid. Faszinierend, wie sich Geschichte manchmal auf einen Moment, eine Aufnahme fokussieren lässt. Wenn Sie das ebenfalls faszinierend finden, dann schauen Sie doch mal in die Rubrik hinein: Ganz am Ende unserer Startseite – jeden Tag ein neues Foto.
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Unser Gehirn ist ein trügerisches Organ. Wir stürmen durch unsere Jugend, treffen Menschen, lieben Menschen, schließen Freundschaften, verlieren sie wieder aus dem Blick. Arbeit, Urlaub, vielleicht Kinder. So verfliegen die Jahre, und irgendwann wachen wir auf und stellen fest, dass viel mehr Jahre hinter als vor uns liegen. Oder wir bekommen zufällig einen Einblick in das Tagebuch eines Menschen, den wir vor langer Zeit einmal geliebt haben oder mit dem wir früher befreundet waren. Wir lesen – und sind erschüttert. Denn dort stehen Dinge, die wir anderen angetan haben. Kleine Gemeinheiten und große Verletzungen. Waren das wirklich wir? Kann es sein, dass unser Selbstbild so falsch ist, unsere Erinnerung uns so sehr trügt?
Wenn Sie regelmäßig Romane lesen und britische Autoren schätzen, dann haben Sie spätestens jetzt erkannt, worüber ich schreibe. Natürlich über "Vom Ende einer Geschichte", den 2011 erschienenen Bestseller des Schriftstellers Julian Barnes. Eine Jury hat das Werk zu einem der bedeutendsten hundert Bücher der britischen Literatur gewählt. Hätte ich in der Jury gesessen, aus den hundert wären eher zehn geworden. Nun ist dieser einfühlsame Text, der uns so viel über Wahrnehmung, Freundschaft, Liebe, Altern und eben unser Gehirn erzählt, verfilmt worden. Ab heute können Sie die Geschichte also auch im Kino sehen. Die Filmkritikerin der "Süddeutschen Zeitung" ist begeistert – auch wenn der Film sich stark vom Roman emanzipiert. Der Blick zurück ist eben trügerisch.
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WAS AMÜSIERT MICH?
Bestimmt haben Sie das großartige Video gesehen, das der großartige Donald für den großartigen Jong Un gedreht hat. Großartig, dachten sich die Kollegen der "New York Times", das können wir auch.
Ich wünsche Ihnen einen großartigen Tag.
Ihr Florian Harms
Chefredakteur t-online.de
E-Mail: t-online-newsletter@stroeer.de
Mit Material von dpa.
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