Bericht über Gespräche Wird sie neue Wirtschaftsministerin?

Friedrich Merz soll auf der Suche nach einer Besetzung des Wirtschaftsministeriums fündig geworden sein: Eine Energiemanagerin wird als Kandidatin genannt.
Noch halten sich SPD und Union offiziell über die Postenvergabe in der schwarz-roten Koalition zurück. Aber erste Details sind bereits nach außen gedrungen. So hatte CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann erklärt, nicht für das Amt des Wirtschaftsministers zur Verfügung zu stehen. Zunächst wurde Jens Spahn als mögliche Besetzung gehandelt, zuletzt aber hieß es, er soll den Fraktionsvorsitz im Bundestag übernehmen.
Jetzt kommt ein neuer Name auf. Nach Informationen der "Bild"-Zeitung soll die ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete Katharina Reiche im Gespräch sein. Sie saß von 1998 bis 2015 für die Union im Bundestag, vier Jahre lang war sie sogar stellvertretende Fraktionsvorsitzende. Regierungserfahrung hat sie als Staatssekretärin im Umwelt- und im Verkehrsministerium gesammelt.
Erfahrung mit Unternehmen und Kommunen
Nach ihrem Ausscheiden aus dem Bundestag ging Reiche in die Wirtschaft. Die 51-Jährige war zunächst Hauptgeschäftsführerin des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU). Aktuell ist sie Vorstandsvorsitzende bei Westenergie. Außerdem ist die Managerin auch Mitglied des Nationalen Wasserstoffrates der Bundesregierung.
Laut "Bild" soll es bereits erste Gespräche zwischen Merz und Reiche gegeben haben, der CDU-Chef sehe sie als Top-Kandidatin. Sie kommt aus Brandenburg, lebt aber schon länger in Nordrhein-Westfalen. Das würde es Merz schwer machen, sie als Ostkandidatin durchzubringen. Als sie aus der Politik direkt in die Wirtschaft wechselte, war dies nicht unumstritten. Kritiker forderten eine Karenzzeit für Politiker, um den Eindruck eines Interessenkonflikts zu vermeiden. Für Aufsehen sorgten auch Äußerungen von Reiche zur gleichgeschlechtlichen Ehe im Jahr 2021. Damals war sie in der "Bild" zitiert worden und sagte, dass "unsere Zukunft in der Hand der Familie liege, nicht gleichgeschlechtlichen Gemeinschaften". In Internetforen wurde sie dafür angegriffen.
Als Vorstandschefin eines der größten Energiedienstleister im Westen Deutschlands kennt sich Reiche sowohl mit der Energiepolitik als auch der Infrastruktur aus. Gleichzeitig hat sie Erfahrung im Verhandeln mit Kommunen. Merz könnte somit eine Frau für das Wirtschaftsministerium nominieren, die sowohl politische als auch Wirtschaftserfahrung mitbringen kann und schon in einer Regierung eine wichtige Rolle innehatte. Sowohl von Merz als auch von Reiche gab es bislang keine Stellungnahme.
- bild.de: "Das heißeste Gerücht: Sie könnte Merz’ Wirtschaftsministerin werden"
- spiegel.de: "German Politician Under Fire for Homophobic Remarks" (englisch)