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Tagesanbruch: Trumps krachende Niederlage, Chinas großer Plan, das Problem mit Ihren Daten


Meinung
Was ist eine Meinung?

Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.

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Tagesanbruch
Was heute Morgen wichtig ist

Meinung von Florian Harms

25.05.2018Lesedauer: 6 Min.
Chinesische Soldaten stehen beim Empfang von Angela Merkel in Peking stramm.Vergrößern des Bildes
Chinesische Soldaten stehen beim Empfang von Angela Merkel in Peking stramm. (Quelle: Jason Lee/reuters)

Guten Morgen aus Shenzhen, liebe Leserinnen und Leser,

hier ist der kommentierte Überblick über die Themen des Tages:

WAS WAR?

Ein guter Verhandler legt nie sofort alle Karten auf den Tisch. Er behält einige Trümpfe in der Hinterhand, nähert sich seinem Gegner vorsichtig, spricht diplomatisch vor den Kulissen und Klartext hinter den Kulissen. Donald Trump hat es im Umgang mit Nordkorea andersherum gemacht: schnell große Versprechungen hinausposaunt – ohne dass die Diplomaten auf beiden Seiten sich zuvor ein differenziertes Bild der Lage gemacht und eine realistische Annäherung abgestimmt hatten. Als sich das Dilemma zuspitzte, blieb Trump nun nur der Befreiungsschlag: Absage des gemeinsamen Treffens in Singapur.

Das ist eine krachende Niederlage für den selbst ernannten "größten Dealmaker aller Zeiten", die auch durch die wüsten Drohungen in seinem Brief an Kim nicht geschmälert wird. Und ein herber Rückschlag für die Friedensbemühungen auf der koreanischen Halbinsel. Unser Washington-Korrespondent Fabian Reinbold hat die diplomatischen Scherben aufgelesen und das Drama für Sie analysiert.

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Der Unterschied zwischen Aufstieg und Fall ist eine Frage der Größe. Eine Frage der Anpassungsfähigkeit und der absoluten Kontrolle. Und einer klaren Strategie. So sehen es die Mächtigen in Peking, und ihre Strategie ist sehr klar: Bis 2049 soll China zur Weltmacht Nummer eins aufsteigen ökonomisch, politisch, vielleicht auch militärisch. Diesem Ziel ordnen sie alles unter, egal, ob sie jetzt Xi, Li oder sonst wie heißen: die politischen Allianzen, die Investitionen, die Joint Ventures mit westlichen Unternehmen, ihre 1,4 Milliarden Untertanen sowieso.

Die Bürger werden einem totalitären "Sozialpunktesystem" unterworfen, bei dem schon jetzt 700 Millionen Menschen mitmachen: Wer fleißig arbeitet und der Obrigkeit gehorcht, bekommt Punkte gutgeschrieben. Wer Gesetze missachtet, politisch aufmuckt oder einfach nur über eine rote Ampel geht, kriegt Punkte abgezogen. Und wer studieren, im Beruf aufsteigen oder sonstige Privilegien genießen will, braucht ein gut gefülltes Punktekonto. Das ganze Land sei in einem Modus, als würden alle Menschen in einem permanenten Quiz mitmachen, haben deutsche Politiker beobachtet. Ein ständiger Kampf, bei dem jeder sich immerzu fragt: Wie kann ich mich weiter verbessern?

So werden 1,4 Milliarden Menschen für einen moralisch konformen Lebenswandel im Sinne der Kommunistischen Partei (oder besser: im Sinne ihrer Führer) gedrillt. "Das System ist Teil einer totalitären Internetgesellschaft des 21. Jahrhunderts", sagt der regimekritische Blogger Murong Xuecun. "Dagegen war Orwell ein laues Lüftchen", heißt es im politischen Berlin. Und das Erstaunlichste ist: Es funktioniert weitgehend reibungslos. Der Belohnungseffekt, der permanente Wirtschaftsaufschwung, der Millionen aus der Armut in den Mittelstand katapultiert hat, ein akribisch organisierter Polizeistaat und wohl auch der Konfuzianismus mögen dazu beitragen. Das ist der Hintergrund, vor dem die Bundeskanzlerin heute in Shenzhen eine Innovationseinrichtung der Deutschen Außenhandelskammer eröffnet und ein Siemens-Werk besichtigt (mehr zur deutschen Wirtschaft in China in meinem Video aus der Großen Halle des Volkes).

Wenn Chinas Mächtige nach Europa schauen, dann sehen sie weit, weit im Westen, am Ende des asiatischen Festlandes, eine ausfransende Halbinsel mit unheimlich vielen kleinen Ländern, die zwar einen Staatenbund geschlossen haben, sich aber trotzdem ständig gegenseitig widersprechen, die oft große Reden schwingen, aber klein und widersprüchlich handeln, die militärische Zwerge sind.

Eines aber haben sie, die Europäer, vor allem die Deutschen: Viele kluge Köpfe, die immer wieder neue Technologien entwickeln. "Unser Vorsprung bei Innovationen ist der einzige Trumpf, den wir gegenüber China noch haben", sagt ein führender deutscher Unternehmer. Aber dieser Vorsprung ist volatil: Die Tüftler in schwäbischen, bayerischen, hessischen oder rheinischen Firmen haben oft nur zwei, drei Jahre, in denen sie den Chinesen ihre Technologien schmackhaft machen und verkaufen können. Dann müssen sie oft schon mit Nachbauten oder gar Plagiaten rechnen. Siemens beispielsweise hat sich früher eine goldene Nase verdient, indem es den Chinesen Fernzüge verkaufte. Inzwischen bauen die Chinesen eigene Züge und brauchen die deutschen Modelle nicht mehr – wohl aber die komplexen Verkehrsleitsysteme.

Trotz des Innovationsvorsprungs ist das Geschäft schwieriger geworden. Und die Frage bleibt: Was passiert eigentlich, wenn die Chinesen den deutschen Innovationsvorsprung so weit aufgeholt haben, dass sie auf Augenhöhe stehen? Manche Stimmen sagen: Dann fliegen wir alle raus. Und Deutschland dient den Chinesen nur noch als Absatzmarkt. Vielleicht ist es sogar schon vor 2049 so weit.

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WAS STEHT AN?

Heute tritt sie nun also in Kraft, die umstrittene europäische Datenschutzgrundverordnung. Ihr Ziel war hehr (die Rechte der Bürger auf ihre Daten stärken), ihre politische Umsetzung chaotisch (wer genau soll nun bitte was tun und was bedeutet all das Kleingedruckte?), ihre Folgen könnten teilweise verheerend sein (zumindest für Unternehmen, die befürchten, dass sie von massenhaften Anfragen überschwemmt werden). Da hilft erst einmal nur: Aufklärung. Noch einmal übersichtlich und verständlich erklären, was Sie als Bürgerin und Bürger von der DSGV haben und wo deren Tücken liegen. Genau das haben meine Kollegen Helge Denker, Laura Stresing und Ali Roodsari aus unserem Digitalressort getan.

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Bitte schließen Sie die Augen und erinnern Sie sich an das 7:1 gegen Brasilien bei der letzten WM. War das nicht absolut fantastisch? Dabei war die deutsche Mannschaft in dem Spiel statistisch sogar teilweise unterlegen; Brasilien hatte mehr Ballbesitz und feuerte mehr Torschüsse ab. Sind all diese minutiösen Fußballstatistiken also doch gar nicht so aussagekräftig, wie wir immer dachten? So ist es, sagt Daniel Memmert im Gespräch mit meinem Kollegen Benjamin Zurmühl. Der Mann muss es wissen, er ist Professor an der Sporthochschule in Köln, arbeitet als Spielanalyst für den DFB – und bringt jetzt eine bessere Idee aufs Tableau. Welche das ist, lesen Sie heute auf unserer Seite.

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Es ist der Albtraum für alle Eltern: ihr Kind verschwindet. 7.000 Kinder gelten in Deutschland als vermisst. Während viele unversehrt zurück nach Hause kommen, sind Entführungsopfer auf schnelles Handeln der Polizei angewiesen – und auf aufmerksame Bürger. Zum heutigen Tag des vermissten Kindes hat meine Kollegin Nathalie Rippich mit dem Bundeskriminalamt und der Initiative Vermisste Kinder e. V. gesprochen, einem Verein, den wir von t-online.de unterstützen. Worauf es bei der Suche nach vermissten Kindern ankommt und wie sich Eltern schützen können, lesen sie hier.

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ERKENNTNIS DES TAGES:

"China entwickelt sich zu einem starken Rechtsstaat", sagte Ministerpräsident Li Keqiang gestern bei der Pressekonferenz mit Kanzlerin Merkel in der Großen Halle des Volkes. Was er damit meint, erfährt man, sobald man ein Hotelzimmer in Peking betritt:

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WAS LESEN?

Ich bin mit der Kanzlerin in China, unser Washington-Korrespondent Fabian Reinbold war mit Außenminister Maas beim neuen US-Außenamtschef Pompeo. Der Deutsche musste dort an vielen Fronten kämpfen – noch während er mit seinem US-Amtskollegen sprach, kam schon der nächste Einschlag.

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Fast 300 Menschen starben 2014 beim Abschuss der Passagiermaschine MH17 über der Ukraine. Internationale Polizeiermittler haben jetzt neue Beweise vorgelegt, dass Russland höchstwahrscheinlich dafür verantwortlich ist. Die Polizisten aus fünf Staaten legen sich fest: Das beim Abschuss genutzte Flugabwehrsystem war Teil der russischen Streitkräfte. Heute will das Recherchebüro Bellingcat mit weiteren Rechercheergebnissen nachlegen. ______________________________

Wenn die Bundesregierung das Gefühl hat, ein Thema wird plötzlich wichtig, aber sie hat keine Lust, sich selbst darum zu kümmern, setzt sie einen Beauftragten ein. Jüngstes Beispiel: Nach mehreren antisemitischen Attacken wuchs der Druck auf die Politik, etwas dagegen zu unternehmen. Am Ende wurde, genau, ein Antisemitismusbeauftragter eingesetzt. Und so kommen ständig neue Posten dazu. Das wiederum hat die Bundesregierung jetzt schwarz auf weiß in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion offengelegt, die t-online.de vorliegt. Gegenwärtig gibt es schon 39 Beauftragte, Bundesbeauftragte oder Koordinatoren. Als nächstes kommt bestimmt der Beauftragte zum Abbau des Beauftragungsunwesens. Artikel lesen

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WAS AMÜSIERT MICH?

Unser Cartoonist Mario Lars hat die Gabe, mit wenigen Pinselstrichen das Gebaren der Mächtigen aufzuspießen. Heute hat er sich die Deutsche Geldvernichtungsmaschine vorgeknöpft (auch bekannt als Deutsche Bank). Aber Bilder sagen mehr als Worte:

Ich wünsche Ihnen einen fröhlichen Freitag und dann ein schönes Wochenende. Es soll richtig heiß werden – genießen Sie's!

Ihr Florian Harms
Chefredakteur t-online.de
E-Mail: harms.chefredaktion@t-online.de

Mit Material von dpa.

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