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Bundestagswahl: Das steht im Wahlprogramm der FDP


Steuersenkungen und Kinderchancengeld
So will die FDP in den Bundestagswahlkampf ziehen

dpa, Ulrich Steinkohl und Carsten Hoffmann

16.05.2021Lesedauer: 3 Min.
FDP-Chef Christian Lindner auf dem Parteitag: Die Partei hat sich auf ein Wahlprogramm geeinigt.Vergrößern des Bildes
FDP-Chef Christian Lindner auf dem Parteitag: Die Partei hat sich auf ein Wahlprogramm geeinigt. (Quelle: Michael Kappeler/dpa-bilder)

Die Liberalen präsentierten sich bei ihrem digitalen Parteitag geschlossen. Mit überwältigender Mehrheit beschlossen sie nun ihr Wahlprogramm. Ein Überblick über die wichtigsten Punkte.

Mit einer Positionierung als Modernisierungspartei für Deutschland will die FDP ein starkes Bundestagswahlergebnis einfahren und sich bei der folgenden Regierungsbildung unentbehrlich machen. Dabei halten sich die Liberalen eine Beteiligung an einem Jamaika-Bündnis ebenso offen wie an einer Ampel-Koalition und ziehen vor allem zwei rote Linien: Steuererhöhungen soll es mit ihnen ebenso wenig geben wie eine weitere Staatsverschuldung.

Zu lange sei das "trügerische Bild" vermittelt worden, dass alles bleiben könne, wie es sei, heißt es im Bundestagswahlprogramm, das die 662 Delegierten am Sonntag beim digitalen Parteitag nach zweitägiger Debatte mit 98 Prozent der abgegebenen Stimmen annahmen. "Das Ergebnis war eine Politik, die unseren Staat satt und träge gemacht hat, statt schlank und stark." Dies dürfe so nicht bleiben.

Liberale stimmen für Senkung des Rundfunkbeitrags

Generalsekretär Volker Wissing rief am Samstag dazu auf, als starkes Team mit Parteichef Christian Lindner an der Spitze in den Wahlkampf zu ziehen. "Wir treten nicht an, um anderen ins Bundeskanzleramt zu verhelfen, wir wollen dafür sorgen, dass unser Land nicht in die blinde Staatsgläubigkeit abdriftet, die eine Gesellschaft in Wahrheit lähmt, anstatt sie zu stärken."


Die Liberalen präsentierten sich bei ihrem dreitägigen Online-Treffen als geschlossene Partei. Bei der Neuwahl der Parteiführung gab es keine Kampfkandidaturen. Die Debatte über das Wahlprogramm zog sich zwar viel länger hin als geplant, verlief aber ohne große Ausreißer. Zu den wenigen zählte ein gegen den Willen der Parteispitze knapp angenommener Antrag, der eine Beschneidung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und ein Senken des Rundfunkbeitrags fordert. Der Deutsche Journalisten-Verband kritisierte das scharf und bezeichnete die Entscheidung als "populistisch". Mehr dazu lesen Sie hier.

Die wichtigsten Beschlüsse

Nach Intervention der Parteispitze wurde eine bereits beschlossene Liberalisierung der Drogenpolitik nach dem Vorbild Portugals wieder aus dem Wahlprogramm gestrichen. Sonst hätte die FDP dafür plädiert, den Besitz von bis zu zehn Tagesdosen Drogen zum persönlichen Gebrauch nicht mehr als Straftat, sondern als Ordnungswidrigkeit – wie etwa Falschparken – zu werten. Mehr dazu lesen Sie hier. "Das portugiesische Modell bedeutet nichts anderes als die vollständige Freigabe aller Drogen. Das ist etwas, was die Freien Demokraten unter keinem Gesichtspunkt gutheißen können", betonte Parteivize Wolfgang Kubicki. Zudem will die Partei die Amtszeit für Kanzler begrenzen. Dazu lesen Sie mehr hier.

Das Wahlprogramm der FDP ist überschrieben mit dem Slogan "Nie gab es mehr zu tun". Einige wichtige Punkte aus dem Programm.

Steuern:

Die FDP sagt Bürgerinnen und Bürgern eine spürbare Entlastung zu. Die Abgabenbelastung für Arbeitnehmer und Arbeitgeber soll unter die Marke von 40 Prozent sinken. Der Spitzensteuersatz soll erst ab einem Jahreseinkommen von 90.000 Euro greifen. Der Solidaritätszuschlag soll komplett abgeschafft werden. Fallen sollen auch Bagatell- und Lenkungssteuern etwa auf Schaumwein, Bier und Kaffee. Der Sparerfreibetrag soll erhöht und die Doppelbesteuerung von Renten verhindert werden.

Bildung:

Ein Prozentpunkt des bestehenden Mehrwertsteueraufkommens soll zusätzlich in Bildung investiert werden. Die Schulen sollen mehr pädagogische und personelle Freiheiten bekommen und ebenso wie Kitas finanziell gestärkt werden. In ganz Deutschland sollen Talentschulen mit modernster Pädagogik und bester Ausstattung insbesondere in Stadtteilen mit großen sozialen Herausforderungen aufgebaut werden. Der Spracherwerb soll früh gefördert werden. Mehr Förderung soll es auch für Mädchen und junge Frauen in MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) geben.

Klimaschutz:

Der EU-Emissionshandel soll schnellstmöglich auf alle Sektoren und geografisch ausgeweitet werden. Klimafreundliche synthetische Kraftstoffe für herkömmliche Verbrennungsmotoren sollen zugelassen werden. Die Bürger sollen vom Staat eine Klimadividende erhalten, einen jährlich zu berechnenden Pauschbetrag. Zudem soll die Energiebesteuerung drastisch sinken. Dazu soll die EEG-Umlage gestrichen sowie die Stromsteuer auf den niedrigsten nach EU-Recht möglichen Satz gesenkt werden und möglichst bald ebenfalls wegfallen.

Familien:

Für Kinder soll ein Kinderchancengeld eingeführt werden, bestehend aus Grund- und Flexibetrag sowie nichtmateriellen Komponenten. Das Elterngeld soll entbürokratisiert, flexibilisiert und ausgebaut werden. Alleinerziehende und Familien will die FDP entlasten. Im Adoptionsrecht will sie unverheiratete Paare verheirateten gleichstellen.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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