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Zum journalistischen Leitbild von t-online.AfD-Eklat auf Zugtoilette Abgeordneter löst Polizeieinsatz aus – und fragt jetzt nach den Kosten
Weil Stephan Brandner sich weigerte, eine Maske im Zug zu tragen, mussten Polizeibeamte anrücken. Der AfD-Abgeordnete zeigte sich wenig einsichtig. Nun verlangt er eine Kostenaufstellung.
Als er den Vorfall öffentlich machte, war Stephan Brandner zum Scherzen zumute. Ein "Anekdötchen", schrieb er dazu im Kurzbotschaftendienst Twitter. Da hatte der AfD-Abgeordnete gerade einen Polizeieinsatz im ICE nach Rügen ausgelöst.
Abfahrt verzögerte sich durch Einsatz
Weil er den Anweisungen des Personals nicht folgen wollte, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen, rief die Bahn die Bundespolizei zu Hilfe. Wie t-online erfuhr, trafen die Beamten Brandner jedoch nicht an, mussten eine Station mitfahren und konnten den Politiker erst zur Rede stellen, als er rund 20 Minuten später im nächsten Bahnhof die Zugtoilette verließ. Die Abfahrt verzögerte sich durch die Ermittlungen.
Zwar entging Brandner weiteren polizeilichen Maßnahmen im ICE, denn tatsächlich trug er die Maske, als er die Toilette verließ, das öffentliche Echo jedoch war gewaltig. Kaum ein deutsches Medium berichtete nicht über den Eklat. Der Begriff "Zugtoilette" trendete – wenig schmeichelhaft für Brandner – sogar auf Twitter.
Kleine Anfrage im Bundestag
Nun soll die Bundesregierung dem Abgeordneten die Kosten der Polizeieinsätze mitteilen, die von Maskenverweigerern in Zügen ausgelöst werden. So steht es in einer Kleinen Anfrage der AfD-Fraktion im Bundestag, die von Brandner eingebracht wurde. Außerdem will er wissen, wie häufig Polizeibeamte zu solchen Einsätzen ausrücken müssen, in welcher Höhe dadurch Zugverspätungen verursacht wurden und auf welcher Rechtsgrundlage das geschehe.
Die Deutsche Bahn kann Maskenverweigerer zum Verlassen ihrer Züge auffordern. Um ihr Hausrecht durchzusetzen, kann die Bundespolizei hinzugezogen werden. Am Freitag hatte Bundespolizeipräsident Dieter Romann mitgeteilt, dass täglich 3.000 bis 4.000 Reisende zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes ermahnt würden. In den allermeisten Fällen stießen die Beamten bei den Reisenden auf Verständnis.
- eigene Recherchen
- mit Material der Nachrichtenagentur dpa