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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Beisetzung des Papstes Warum fliegt Merz nicht mit nach Rom?

Zur Trauerfeier von Papst Franziskus sind zahlreiche Staatschefs aus aller Welt geladen. Der designierte Bundeskanzler Friedrich Merz hat jedoch überraschend abgesagt.
Eine päpstliche Beerdigung ist nicht nur ein trauriges Großereignis, sondern auch eine Veranstaltung, die Menschen zusammenbringt. So auch internationale Regierungsoberhäupter, die am kommenden Samstag der Beisetzung von Papst Franziskus in Rom beiwohnen werden. Neben US-Präsident Donald Trump, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und dem ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj war auch der CDU-Chef und künftige Kanzler Friedrich Merz zu den Trauerfeierlichkeiten eingeladen. Am Dienstag wurde jedoch seine Absage ohne Angabe von Gründen verkündet.
Ein CDU-Sprecher teilte mit, der Parteichef werde "in Absprache mit dem Bundespräsidenten und dem amtierenden Bundeskanzler" nicht mitfliegen. Auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) erklärte das Bundespräsidialamt, dem CDU-Vorsitzenden sei zwar "proaktiv eine Mitreise und Teilnahme in der offiziellen Delegation des Bundespräsidenten" angeboten worden. Ohne den konkreten Hintergrund zu nennen, habe das Büro Merz aber abgesagt.
Spekulation: Sitzordnung und Platzproblem als Grund?
Seit der Bekanntgabe kursieren verschiedene Spekulationen über mögliche Gründe für die Absage. Ein Platzproblem für die sechsköpfige Delegation, bestehend aus den Vertretern der fünf Verfassungsorgane und Merz, bestritt das Präsidialamt laut der Nachrichtenagentur dpa jedoch.
Nachdem der Vatikan jeder nationalen Delegation nur fünf Plätze zugewiesen hatte, habe man aber "mit Verweis auf den baldigen Wechsel im Amt des deutschen Bundeskanzlers (...) gegenüber dem Vatikan einen zusätzlichen Platz beantragt", so das Präsidialamt. Merz wäre somit ein Platz in der Basilika Santa Maria Maggiore, wo der Papst auf Wunsch beigesetzt wird, sicher gewesen.
Daneben warf die "Bild"-Zeitung die Frage auf, ob protokollarische Unklarheiten wie die Sitzordnung bei der Trauerfeier Einfluss auf die Entscheidung genommen haben könnten. So hätte der künftige Kanzler eventuell hinter den fünf Delegierten aus Deutschland sitzen müssen, unter anderem hinter dem geschäftsführenden Bundeskanzler Olaf Scholz und dem Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier, so die Mutmaßungen von "Bild".
Dies wurde von offizieller Seite bisher nicht bestätigt. Nach Angaben des Präsidialamtes gibt es darüber "bislang keine Absprachen und keine genauen Informationen vonseiten des Protokolls des Vatikans", wie dpa berichtete.
Söder statt Merz bei Beerdigung
Anstelle des CDU-Vorsitzenden und designierten Kanzlers wird der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) die Reise nach Rom antreten. Dies verkündete seine Sprecherin in München. Die Reise werde sich allerdings auf einen Tag beschränken. Wie im Falle von Merz werde Söder nicht der offiziellen deutschen Delegation angehören – laut "Bild" also dementsprechend fernab sitzen.
Zu dieser zählen neben dem Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier und dem amtierenden Regierungschef Olaf Scholz (SPD) auch die Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU), die Bundesratspräsidentin Anke Rehlinger (SPD) sowie der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Stephan Harbarth – nun in Begleitung von Söder statt von Merz.
Im Jahr 2023 hatte der CDU-Vorsitzende Merz noch als Oppositionsführer zusammen mit Steinmeier und Scholz an der Beisetzung des ehemaligen Papstes Benedikt XVI. vor Ort in Rom teilgenommen.
In dem aktuellen Fall beschränkt sich seine offizielle Anteilnahme wohl auf Beileidsbekundungen auf der Onlineplattform X. So schrieb der künftige Kanzler: "Der Tod von Papst Franziskus erfüllt mich mit großer Trauer. Franziskus wird in Erinnerung bleiben für seinen unermüdlichen Einsatz für die Schwächsten der Gesellschaft, für Gerechtigkeit und Versöhnung", so der katholische CDU-Politiker. Und weiter: "Meine Gedanken sind in diesen Stunden bei den Gläubigen weltweit, die ihren Heiligen Vater verloren haben. Möge er in Frieden ruhen."
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
- Bild: "Passt Merz die Sitzordnung nicht?"