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Malu Dreyer zur Coronakrise: "Keiner von uns wusste wirklich etwas"


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SPD-Politikerin mit Eingeständnis
"Keiner von uns wusste wirklich etwas"


Aktualisiert am 28.06.2024Lesedauer: 3 Min.
Malu Dreyer (SPD), Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, räumt eine gewisse Überforderung der Politik während der Coronakrise ein (Archivbild).Vergrößern des Bildes
Malu Dreyer (SPD), Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, räumt eine gewisse Überforderung der Politik während der Coronakrise ein (Archivbild). (Quelle: Boris Roessler)
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Wird es bei einer neuen Pandemie besser laufen? Christian Drosten macht bei "Illner" wenig Hoffnung. Malu Dreyer gesteht: "Keiner wusste wirklich etwas."

Die Aufarbeitung der Corona-Pandemie hat nach Ansicht des Investigativjournalisten Georg Mascolo erst begonnen. "Das Vertrauen, das da beschädigt worden ist, wird uns, glaube ich, noch lange beschäftigen", sagte er bei "Maybrit Illner". Die aufgezeichnete und am Donnerstagabend ausgestrahlte Ausgabe wollte sich genau den Lehren aus der Pandemie widmen. Doch denen sind Grenzen gesetzt, wie Virologe Christian Drosten meinte.

Die Gäste

  • Malu Dreyer (SPD), Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz
  • Christian Drosten, Virologe
  • Georg Mascolo, Journalist
  • Jan Josef Liefers, Schauspieler

Der Direktor des Instituts für Virologie an der Berliner Charité dämpfte Hoffnungen, dass die Erfahrungen aus der Corona-Krise bei einer erneuten Pandemie helfen können. "Wir werden beim nächsten Mal wieder in dieser Situation sein", prognostizierte der Mediziner. "Denn das nächste Virus ist wahrscheinlich wieder anders und wir werden wieder genauso viel nicht wissen."

Drosten: "Es hat nichts gebracht"

"Niemand hat Schuld", lautete deshalb naheliegenderweise ein Urteil Drostens über die Entscheidungen während der Pandemie. Er ließ dennoch Kritik durchscheinen. Er und Kollegen hätten früh zum Telefonhörer gegriffen "und es hat nichts gebracht", sagte Drosten bei Illner, ohne die Adressaten der Anrufe zu nennen.

Hätten sich nicht alle Wissenschaftler an einen Tisch setzen und sagen sollen: Das wissen wir und das wissen wir nicht, fragte Illner wiederholt. Das sei ja geschehen, sagte Drosten. Viele wichtige Papiere, auch zu Schulschließungen, seien aber von der Politik oder den teils "erratisch" berichtenden Medien nicht wahrgenommen worden. "Man drängt sich ja nicht auf als Wissenschaftler", sagte Drosten.

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"Keiner von uns wusste wirklich etwas", sagte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) rückblickend. Alles habe sich von einem Tag auf den anderen verändert. "Wir müssen daraus lernen", mahnte Dreyer eine Aufarbeitung der politischen Entscheidungen der Corona-Zeit an: "Jetzt ist es echt an der Zeit."

"Illner" zur Corona

Den Rückzug vom Versprechen, dass es keine Impfpflicht geben wird, bezeichnete Dreyer rückblickend als "eine total schwierige Entscheidung". Mascolo sah darin einen Grund für die gegenwärtig schwierige politische Lage im Land und den grassierenden Vertrauensverlust der Politik. Der ehemalige "Spiegel"-Chefredakteur warnte: Die Aufarbeitung der Corona-Zeit dürfe nicht der AfD überlassen werden. "Das fände ich den schrecklichsten Zustand, und einen, den wir uns alle nicht wünschen sollen", so der Investigativjournalist.

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Mascolo warf der Ampelkoalition allerdings vor, die Aufarbeitung unnötig zu behindern. Der Staat lasse sich lieber verklagen und verliere lieber regelmäßig vor Gerichten, anstatt Unterlagen wie die Protokolle des Robert Koch-Instituts (RKI) von sich aus publik zu machen. "Das erweckt den Eindruck, als habe man etwas zu verbergen, auch wenn das gar nicht der Fall ist", sagte Mascolo.

"Wir haben auf Angst gesetzt", warf Schauspieler Jan Josef Liefers der Bundesregierung vor und bemühte dabei wiederholt den Vergleich mit einem abstürzenden Passagierflugzeug. Er selbst halte jedoch nichts von Angst und sei dazu erzogen worden, in Krisensituationen mutig zu sein, sagte Liefers. Da schien er bei Drosten einen Nerv getroffen zu haben.

Drosten contra Liefers

Man könne es sich als gesunder 50-Jähriger leisten, im Angesicht einer Pandemie mutig zu sein, kommentierte der Virologe. Man könne allerdings nicht quasi stellvertretend mutig sein für Menschen mit Vorerkrankungen, die eine Infektion nicht so gut überstehen würden.

"Das kann ich ja nicht verantworten", sagte Drosten. "Ich kann ja nicht sagen: Ich entscheide hier nur für mich selbst." In anderen europäischen Ländern habe sich gezeigt, wie schnell die Pandemie nicht "nur" alte Menschen, sondern auch die Mitte der Gesellschaft erreichen konnte.

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"Verzweifeln Sie ruhig, aber zweifeln Sie nicht", hatte Liefers seinen Beitrag zur regierungskritischen Kampagne #allesdichtmachen beendet. Er verteidigte die "satirischen Videos" bei Illner als legitime Reaktion. Er habe nicht dazu aufgerufen, den Reichstag zu stürmen. "Ich bin kein Rechtsradikaler und kein 'Querdenker'", sagte Liefers.

Weitgehende Einigkeit herrschte bei "Illner" darüber, dass Kinder und Jugendliche durch flächendeckende Schulschließungen besonders gelitten haben. "Wir haben die seelische Gesundheit von Kindern nicht ausreichend gesehen", gestand Dreyer, deren kürzlich angekündigter Rücktritt in der ZDF-Talkshow kein Thema war.

In den allerletzten Sekunden der Sendung sprach die Noch-Regierungschefin von Rheinland-Pfalz die von Long-Covid betroffenen Menschen an. Auch die fühlten sich nicht gesehen, sagte Dreyer, bei der vor rund 30 Jahren Multiple Sklerose diagnostiziert worden war.

Verwendete Quellen
  • ZDF: "Maybrit Illner" vom 27. Juni 2024
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