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Blackout in Spanien: Stromausfall trifft Südeuropa – AKWs im Notbetrieb


EU-Kommission beunruhigt
Massiver Blackout – Atomkraftwerke im Notbetrieb

Von t-online, mtt

Aktualisiert am 28.04.2025 - 19:30 UhrLesedauer: 4 Min.
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Videos zeigen teils chaotische Zustände in Südeuropa. (Quelle: t-online)
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Ein massiver Blackout hat die Iberische Halbinsel getroffen. In ganz Spanien blieben Züge stehen, auch Flugreisende sind betroffen. Atomkraftwerke sind im Notstrombetrieb.

In Spanien, Portugal und Teilen Frankreichs ist der Strom ausgefallen. Das staatliche spanische Eisenbahnunternehmen Renfe teilte auf der Plattform X mit, gegen 12.30 Uhr sei es zu einem "Stromausfall im gesamten nationalen Stromnetz" gekommen. An allen Bahnhöfen blieben demnach die Züge stehen. Der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez berief eine Krisensitzung der Regierung in Madrid ein.

"Bis die Stromversorgung wiederhergestellt ist, werden wir einige kritische Stunden erleben", sagte er am Abend bei einer im TV übertragenen Ansprache an die Menschen. Sánchez rief dazu auf, nur kurze und zwingend notwendige Gespräche mit dem Handy zu führen und die Notrufnummer 112 nur zu nutzen, wenn es unbedingt nötig sei, um die Netze nicht zusätzlich zu belasten.

Institut für Cybersicherheit untersucht die Situation

Die Ursache des Blackouts ist noch unklar. Sánchez sagte, es könne keine Hypothese ausgeschlossen werden.

Im Raum stehen unter anderem eine atmosphärische Störung und ein möglicher Cyberangriff. Die spanische Zeitung "El País" meldete, das Nationale Institut für Cybersicherheit (Incibe) untersuche die Situation, sei aber bisher nicht zu einem Ergebnis gekommen. Der Ministerpräsident der Region Andalusien, Juan Manuel Moreno, sagte der Zeitung "ABC" zufolge, momentan deute alles auf eine Attacke von Computerhackern hin. EU-Ratspräsident António Costa glaubt indes nicht an einen Cyberangriff. Zum jetzigen Zeitpunkt gebe es keine Hinweise darauf, erklärte er im Onlinedienst X.

EU-Kommission eingeschaltet

Die EU-Kommission ist dennoch besorgt und steht nach eigener Auskunft im Austausch mit nationalen Behörden. "Die Kommission wird die Situation weiter beobachten und dafür sorgen, dass ein reibungsloser Informationsaustausch zwischen allen Beteiligten stattfindet", teilte die Behörde in Brüssel mit. Es gehe darum, "die Ursache und die Auswirkungen der Situation zu verstehen".

Der spanische Stromnetzbetreiber Red Eléctrica meldete, Pläne zur Wiederherstellung der Stromversorgung seien in die Wege geleitet worden. "Wir beginnen, die Spannung im Norden und Süden der Halbinsel wiederherzustellen", schrieb das Unternehmen gegen 13.30 Uhr auf X. Es könne allerdings bis zu zehn Stunden dauern, bis der Strom im ganzen Land wieder fließe, zitierte "El País" einen Verantwortlichen – aber auch nur, "wenn alles gut geht". Eine Situation wie diese habe es in der Geschichte von Red Eléctrica noch nie gegeben: "Es ist ein absolut außergewöhnlicher Vorfall."

Am Nachmittag war die Stromversorgung in manchen spanischen Regionen wieder intakt, so unter anderem in Andalusien, Katalonien, Aragonien, Baskenland, Galicien, Asturien und Navarra. Regierungschef Sánchez sagte, die Wiederherstellung sei dank der Zusammenarbeit der Behörden Frankreichs und Marokkos gelungen. Er dankte den Ländern für ihre Solidarität.

Atmosphärische Störung?

Vermutlich sei in Spanien eine seltene atmosphärische Störung aufgetreten, berichteten unterdessen mehrere portugiesische Medien. "Aufgrund extremer Temperaturschwankungen im spanischen Landesinneren kam es zu anomalen Schwingungen in den Hochspannungsleitungen", teilte demnach der portugiesische Netzbetreiber REN mit. Diese atmosphärischen Schwingungen hätten Synchronisationsstörungen zwischen den Stromnetzen verursacht.

Spanischen Medien zufolge sind Millionen Bürger betroffen. Auch Flughäfen und der Fährverkehr wurden zeitweise lahmgelegt, Ampeln fielen aus, das Mobilfunknetz brach teilweise zusammen und Hunderte von Aufzügen blieben stecken. Nur die Inseln waren den Berichten zufolge nicht betroffen.

Atomkraftwerke im Notbetrieb

Die spanischen Atomkraftwerke, die in dem Land in Betrieb sind, schalteten in den Notstrombetrieb. Der Nukleare Sicherheitsrat teilte mit, die Reaktoren seien automatisch entsprechend des Sicherheitsprotokolls heruntergefahren worden und würden durch Dieselgeneratoren versorgt. Der Strom wir unter anderem benötigt, um die Pumpen für die Kühlung weiter zu betreiben. Die Kraftwerke Almaraz II, Ascó I und II sowie Vandellós II befänden sich nun in einem "sicheren" Zustand, hieß es.

Auf die Beschäftigten der Kraftwerke, Anwohnerinnen und Anwohner sowie die Umwelt habe der Vorgang keine Auswirkungen gehabt, erklärte der Sicherheitsrat weiter.

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Bürger sollen zu Hause bleiben

In Madrid verursachte der Stromausfall ein Verkehrschaos. Auf den Straßen stauten sich die Fahrzeuge. Zudem mussten Teile der U-Bahn in der spanischen Hauptstadt evakuiert werden, berichteten Radiosender. Bürger wurden dazu aufgerufen, zu Hause zu bleiben. Krankenhäuser seien dank des Einsatzes von Generatoren nicht beeinträchtigt, hieß es. Auch an den Flughäfen sorgten Notstromsysteme dafür, dass der Betrieb schließlich weiterlaufen konnte, auch wenn es zu Verzögerungen kam.

t-online-Leser Torsten Kloxin berichtet von Verwunderung und Ratlosigkeit der Menschen vor Ort. Der 57-Jährige lebt seit zwei Jahren in der 30.000-Einwohner-Stadt Almuñécar in Andalusien und kümmert sich um die Fincas von Ausländern, wenn diese nicht in Spanien sind. Ihm fielen am Mittag zunächst die ausgefallenen Ampeln auf. Dann erfuhr er an einer Tankstelle, an der die Zapfsäulen nicht funktionierten, vom Stromausfall.

"Der Gefrierschrank taut ab, die Kaffeemaschine funktioniert nicht, das Internet ist weg, der Fernseher bleibt schwarz", zählt Kloxin die momentan für ihn größten Ärgernisse auf. "Und wenn das Handy leer ist, werde ich es wohl erst einmal nicht mehr laden können." Ansonsten sei die Stimmung in der Stadt aber gelassen.

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Im in den Pyrenäen gelegenen Kleinstaat Andorra fiel ebenfalls der Strom aus. Dort dauerte der Blackout allerdings nur wenige Sekunden, meldete der Energieversorger Feda auf X. Der Ausfall sei auf spanischer Seite verursacht worden und die Elektrizität dank der "automatischen Wiederverbindung mit der aus Frankreich kommenden Leitung" umgehend wiederhergestellt worden.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit einem t-online-Leser vor Ort
  • x.com: Post des staatlichen Eisenbahnunternehmens Renfe und Beiträge von Red Eléctrica (Spanisch)

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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