Krypto-Handy ausgespäht? Spionage-Verdacht im Geheimdienst-Ausschuss
Der Untersuchungsausschuss des Bundestages zur Überwachungspraxis von Nachrichtendiensten wurde vermutlich ausgespäht. Nach Informationen der Zeitung "Die Welt" besteht der Verdacht, dass das Krypto-Handy zur verschlüsselten Kommunikation des Ausschussvorsitzenden Patrick Sensburg (CDU) gehackt wurde.
Sensburg soll im Februar eine Funktionsstörung bei seinem Blackberry Z30 festgestellt haben. Daraufhin habe die Bundestagsverwaltung das Gerät in einem verplombten Behälter durch einen Paketdienst zur Überprüfung an das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) in Bonn geschickt. Der verplombte Transportbehälter sei dort allerdings geöffnet eingetroffen.
Man habe festgestellt, dass das Handy offensichtlich zwischenzeitlich herausgenommen worden war. Die Bundestagsverwaltung habe wegen des Öffnens des verplombten Behälters Anzeige gegen Unbekannt gestellt.
Daten aus Handy ausgelesen?
Nach Informationen der Zeitung versucht das BSI derzeit herauszufinden, ob Daten aus dem Handy ausgelesen wurden. Die Überprüfung werde jedoch noch mehrere Wochen dauern, so die "Welt". Eine Aktion ausländischer Geheimdienste sei daher momentan noch nicht belegt.
Sensburg wäre durchaus ein sehr interessantes und lohnendes Ausspäh-Objekt für Nachrichtendienste, denn er hat permanent mit streng geheimen Unterlagen und Berichten zu tun. Als Vorsitzender des NSA-Untersuchungsausschusses analysiert das Gremium die Enthüllungen des Wistleblowers Edward Snowden - und versucht, Aktionen und mögliche Verstöße ausländischer Geheimdienste aufzuklären.
Umfangreiche Sicherheitsvorkehrungen
Dementsprechend wurden rund um den Untersuchungsausschuss umfangreiche Sicherheitsvorkehrungen getroffen. In den Büros stehen speziell verschlüsselte Telefonanlagen sowie eigene Tresore für die Akten und Untersuchungsberichte. Die Ausschussmitglieder sind zum Schutz vor Spionage-Angriffen mit Krypto-Handys ausgestattet.
So wie die meisten Mitarbeiter benutzt auch Sensburg ein Handy des kanadischen Herstellers Blackberry. Die Anschaffungskosten für ein Gerät liegen bei etwa 2000 Euro. Die Kommunikation wird mithilfe der Technik des deutschen Unternehmens Secusmart verschlüsselt. Wie sicher die Krypto-Handys aber tatsächlich sind, ist unklar.
Mängel im täglichen Gebrauch
Nach Angaben des Innenministeriums erfüllt das Gerät lediglich die Anforderungen für Kommunikation, die als "Verschlusssache – Nur für den Dienstgebrauch" bewertet wird. Das ist die geringste der vier Geheimhaltungsstufen, schreibt die "Welt".
Viele Besitzer der Krypto-Handys halten die Geräte zudem für wenig alltagstauglich. Es gäbe Beschwerden über kurze Akku-Laufzeiten, zeitversetzte Gesprächsübermittlungen und eine mangelhafte Sprachqualität, schreibt die Zeitung. Benutzer können auf dem Gerät zwischen einem sicheren und einem normalen Modus wählen. Für eine verschlüsselte Kommunikation brauchen beide Gesprächspartner ein solches Krypto-Telefon.