Ist das legal? Trump prahlt in Video mit gewaltigem Insiderhandel

Die Zollpolitik des US-Präsidenten hat viele Menschen um ihre Ersparnisse gebracht – und manche reich gemacht. Jetzt steht ein schwerwiegender Verdacht im Raum.
Dieses Video dürfte vielen US-Bürgern wie blanker Hohn vorkommen: US-Präsident Trump steht mit mehreren Männern im Oval Office und ergötzt sich daran, wie viel Geld seine Unternehmerfreunde durch die jüngsten Kursturbulenzen an den Börsen verdient hätten: "Der hier hat 2,5 Milliarden gemacht und er hier 900 Millionen", prahlt Trump. Das Video erhärtet auch den Verdacht, dass Trump gerade einen gewaltigen, illegalen Insiderhandel getätigt hat.
Die kurze Szene im Oval Office sehen Sie hier:
Denn die Turbulenzen an den Börsen hatte Trump selbst verursacht. Seit der US-Präsident am 2. April hohe Zölle gegen die meisten Länder der Welt verkündet hatte, waren weltweit die Aktienindizes eingebrochen. Wenige Stunden, bevor Trump am Mittwochnachmittag (Ortszeit) eine 90-tägige Pause für US-Zölle gegen die meisten Länder – abgesehen von einem Grundzoll von zehn Prozent und massiv erhöhten Zöllen gegen China – verkündete, schrieb er auf seiner Plattform Truth Social wie üblich in Großbuchstaben: "JETZT IST EINE GROSSARTIGE ZEIT, ZU KAUFEN".
Aktienkurse schießen nach Trumps Zollpause in die Höhe
Tatsächlich waren die Aktienkurse an der Wall Street zu diesem Zeitpunkt noch im Keller. Anleger rechneten damit, dass die US-Zölle die Weltwirtschaft abwürgen würden. Das ist keine Aussicht, die zu größeren Aktienkäufen anreizt. Doch wer in diesem Moment auf Trump hörte und günstig Aktien kaufte, konnte den Wert seiner Investition nur wenige Stunden später gewaltig steigen sehen.
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Der Dow Jones Industrial machte die Kursverluste der vergangenen drei Handelstage innerhalb von Minuten nach Trumps Zollpause am Mittwoch wett und schloss mit einem Plus von fast 8 Prozent, der Index S&P 500 stieg um fast 10 Prozent und der von großen Technologieaktien dominierte Nasdaq 100 gewann gar mehr als 12 Prozent. "Man sagt, es war der größte Tag in der Finanzgeschichte", frohlockte Trump nach Börsenschluss.
Auch Tesla-Kurssprung löst Verdacht aus
Der Verdacht des Insiderhandels steht auch bei der Tesla-Aktie im Raum. Die Papiere des Autobauers, der von Trumps Verbündetem Elon Musk geführt wird, legten am Mittwoch gar um fast 23 Prozent zu. Musk soll sich bei Trump für eine Aussetzung der Zölle eingesetzt haben. Nur wenige Tage zuvor hatte Handelsminister Lutnick live im Fernsehen dazu aufgerufen, Tesla-Aktien zu kaufen, weil sie nie wieder günstiger sein würden.
Auch in diesem Fall stellt sich die Frage: Wussten die US-Regierung oder Personen aus ihrem Umfeld schon früher, dass Trump die Zölle zurücknehmen – und damit gewaltige Kurssprünge auslösen würde? Wer diese Information vor Mittwochnachmittag hatte, konnte sein Geld entsprechend in niedrig stehende Aktien investieren und anschließend enorm profitieren. Besonders schwer wiegt der Verdacht, weil viele Menschen – nicht nur in den USA – ihre Aktien in den vergangenen Tagen mit hohem Verlust verkauft haben dürften, um wenigstens einen Teil ihrer Ersparnisse zu retten.
Demokraten wollen Trumps Aktionen untersuchen
Der Vorgang hat inzwischen auch die Opposition auf den Plan gerufen. Die Demokraten im Kongress vermuten ein abgekartetes Spiel. Der demokratische Senator Adam Schiff schrieb auf der Plattform X, Trumps Hin und Her bei den Zöllen und die Marktschwankungen lieferten "gefährliche Möglichkeiten für Insiderhandel".
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In einem Video fragte Schiff: "Wer in der Regierung wusste vorab von Trumps jüngstem Kurswechsel bei den Zöllen? Hat irgendjemand Aktien gekauft oder verkauft und auf Kosten der Öffentlichkeit profitiert?" Schiff rief mögliche Whistleblower aus Trumps Regierung auf, sich bei den Demokraten im Kongress zu melden, damit das Parlament die Vorwürfe untersuchen könne.
Doch selbst wenn Trump oder seinem Umfeld Fehlverhalten nachgewiesen werden könnte, ist es unter den politischen Umständen in den USA unwahrscheinlich, dass jemand zur Rechenschaft gezogen wird.
Zwar hat die US-Börsenaufsicht SEC strenge Regeln gegen Insiderhandel und Marktmanipulation. Die SEC selbst kann aber keine strafrechtlichen Ermittlungen führen oder Anklagen erheben. Dafür ist sie auf die Zusammenarbeit mit dem Justizministerium oder dem FBI angewiesen. Und diese Behörden hat Trump längst mit willfährigen Loyalisten besetzt, die sich kaum gegen ihren Präsidenten stellen dürften. Und selbst wenn, könnte sich Trump wohl immer noch auf ein Urteil des Obersten Gerichtshofes berufen, das US-Präsidenten Immunität vor Strafverfolgung einräumt.
- x.com: Post von US-Senator Adam Schiff
- investor.gov: Insider Trading
- Material der Nachrichtenagentur dpa