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Bizarrer TV-Auftritt: Donald Trump blamiert sich erneut


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Erneut bizarrer TV-Auftritt
Trump will nicht verrückt sein – und blamiert sich


Aktualisiert am 24.07.2020Lesedauer: 7 Min.
Donald Trump hat in einem TV-Interview erneut mit seinem Ergebnis bei einem Demenztest geprahlt: Dafür erntete der US-Präsident viel Spott.Vergrößern des Bildes
Donald Trump hat in einem TV-Interview erneut mit seinem Ergebnis bei einem Demenztest geprahlt: Dafür erntete der US-Präsident viel Spott. (Quelle: ap)
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US-Präsident Trump prahlt erneut mit einem Test, der seine mentale Gesundheit beweisen soll. In einem TV-Interview spricht er vor einem verdutzten Reporter über die Test-Aufgaben. Aber was steckt dahinter?

Marc K. Siegel musste am Mittwoch stark sein – der Professor für Medizin an der New York University durfte nicht lachen. Er beschäftigte sich in der Vergangenheit oft mit der mentalen Gesundheit und der Amtsfähigkeit von US-Präsidenten. Aber er befand sich an diesem Tag in einer Situation, in der es schwierig war, keine Emotionen zu zeigen. Besonders für ihn als Mediziner.

Siegel interviewte für den Sender Fox News am Garten des Weißen Hauses Donald Trump. Der US-Präsident hatte bereits in einem anderen am Sonntag auf Fox News ausgestrahlten Interview mit einem Gedächtnistest geprahlt. Damit wollte er seine geistige Gesundheit und seine Scharfsinnigkeit unter Beweis stellen. Der Versuch scheiterte, weltweit machten sich Menschen in den sozialen Netzwerken über Trump lustig, der erklärte, in einer Aufgabe des Tests einen Elefanten von einem Krokodil unterschieden zu haben.

Am Mittwoch ging die bizarre Posse dann in die zweite Runde. "Person. Frau. Mann. Kamera. Fernsehen", wiederholte Trump in dem Gespräch mit Siegel immer wieder. Diese Wörter habe er sich merken und dann wiederholen müssen. 10, 15 oder 20 Minuten später sei er dann erneut nach diesen Wörtern und ihrer Reihenfolge gefragt worden. Das Ergebnis: Die Fragesteller hätten ihn nach seiner Antwort mit den richtigen fünf Wörtern gelobt: "Das ist erstaunlich", hätten sie laut dem US-Präsidenten gesagt. Trumps Schlussfolgerung: Er sei "kognitiv einfach da".

Das bizarre Interview sehen Sie oben im Video – oder hier.

Trump prahlt in letzter Zeit wiederholt mit dem Bestehen eines Tests, der eigentlich für Demenzkranke gedacht ist. Damit will er im Wahlkampf seinen Kontrahenten Joe Biden attackieren – indem er Zweifel an dessen Amtstauglichkeit weckt. Aber die gegenwärtige Prahlerei von Trump zeigt vor allem eines: Die USA werden von einem US-Präsidenten regiert, dem nicht egal ist, was die Menschen und vor allem die Medien über ihn denken. Er will nicht als verrückt und inkompetent gelten.

Der Versuch, eben das zu beweisen, geht aktuell nach hinten los. Ein Präsident, der in Interviews mit dem Ergebnis eines Demenztests prahlt? Damit gibt Trump vor allem seinen politischen Gegnern und Satirikern auf der ganzen Welt ordentlich Munition. Die peinlichen TV-Auftritte werden für ihn zunehmend zur Belastung im Wahlkampf.

Trump will es den Medien beweisen

Dabei war die Idee eine völlig andere: Trump wollte mit dem Test den Beweis erbringen, dass die Medien Unwahrheiten über ihn und seine Präsidentschaft berichten würden. Das erklärt er wie folgt: Erst hätten die "Fake-Medien" weltweit geschrieben, dass er als Diktator die Welt beherrschen wolle. Dann wären sie umgeschwenkt und hätten gesagt, dass er verrückt sei, so der Präsident: "Dann meinten sie, ich wäre inkompetent."

Deshalb hat er laut eigenen Angaben im Herbst letzten Jahres ein Krankenhaus besucht und einen Arzt gefragt, ob es einen Test gebe, mit dem er den Medien seine geistige Gesundheit beweisen könne. Es ist allerdings unklar, wann dieser Besuch stattfand – und ob überhaupt. Im vergangenen Monat veröffentlichte das Weiße Haus einen Bericht über den gesundheitlichen Zustand des US-Präsidenten, darin ist kein Krankenhausbesuch im Herbst 2019 und kein kognitiver Test verzeichnet.

Die Untersuchung könnte allerdings von Anfang 2018 stammen. Damals war Trump unter Beschuss, weil in dem Buch "Fire and Fury" von Michael Wolff zu lesen war, dass einige seiner Berater seine Eignung für das Amt in Frage stellen. Daraufhin soll Trump bei seinem damaligen Amtsarzt Ronny L. Jackson einen Test gemacht haben. Der Arzt beschrieb Trump daraufhin als "geistig sehr, sehr scharfsinnig" und "sehr stabil", der US-Präsident nannte sich selbst auf Twitter ein "stabiles Genie".

Test gibt keinen Aufschluss über Trumps Amtseignung

Unklar ist jedoch, ob Trump sich bei seinen gegenwärtigen Prahlereien auf den Test aus dem Jahr 2018 bezieht oder ob er den Test später erneut absolviert hat. Eine Anfrage der "Washington Post" zu diesem Thema beantwortete das Weiße Haus nicht.

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Der US-Präsident nutzt den Test schon längere Zeit – als Beweis für einen angeblich hohen IQ und als politischen Knüppel gegen Joe Biden, der dreieinhalb Jahre älter als der 74-jährige Trump ist und dem der US-Präsident Altersschwäche unterstellt.

Aber der Test ist keinesfalls dazu geeignet, um Trumps Intelligenz zu belegen. Er heißt "Montreal Cognitive Assessment" (MoCA) und dauert knappe zehn Minuten. Normalerweise wird er durchgeführt, wenn jemand befürchtet, dass er oder seine Angehörigen an Demenz oder einem anderen kognitiven Abbau leiden könnten. Ein perfektes Ergebnis zu erzielen – wie Trump von sich behauptet – bedeutet lediglich, dass der Testteilnehmer wahrscheinlich keine kognitive Beeinträchtigungen aufweist.

"Es ist nicht dazu gedacht, den IQ oder die intellektuellen Fähigkeiten zu messen", sagte Ziad Nasreddine, der Neurologe, der den Test erstellt hat, der "Washington Post". "Wenn Jemand gute Leistungen erbringt, können lediglich Krankheiten wie Alzheimer, Schlaganfall oder Multipler Sklerose ausgeschlossen werden. Mehr sagt es nicht aus."

Trump hatte keinen Schlaganfall

Häufig werden Patienten gebeten, drei Zeichnungen von Tieren zu betrachten und zu identifizieren – beispielsweise einen Löwen, ein Kamel und ein Nashorn. "Wir verwenden keine Katzen und Hunde, weil sie zu häufig und einfach sind", sagte Nasreddine. Außerdem sollen sich Patienten eine Liste mit Worten merken und diese zu bestimmten Zeitpunkten in der richtigen Reihenfolge wiederholen, womit ihr Erinnerungsvermögen getestet werden kann.

In seinem Interview mit Fox News beschrieb Trump den Test wie folgt: "Es ist eigentlich nicht so einfach, aber für mich war es einfach. Sie geben dir fünf Wörter und du musst sie wiederholen. Wenn du sie nicht in der richtigen Reihenfolge wiederholen kannst, ist es in Ordnung, aber das ist nicht so gut. Sie fragen dich immer wieder, ob du die Antwort der ersten Fragen noch weißt. Und da habe ich geantwortet: 'Person. Frau. Mann. Kamera. Fernseher.'"

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Trump will den Test, anders als der Durchschnitt, fehlerlos bestanden haben – was bezweifelt werden kann. Er gibt zudem keinesfalls Auskunft über Trumps Amtsfähigkeit, abseits von der Information, dass er nicht an den Folgen eines Schlaganfalls leidet. Und der US-Präsident ist offenbar in der Lage, die Umrisse von Tieren zu unterscheiden und zuzuordnen.

"Nicht gerade der härteste Test"

Die Aussagekraft des Tests sieht Trump jedoch anders. Die Ärzte hätten ihm nach dem Test gesagt: "Das ist erstaunlich. Wie haben Sie das gemacht?“ Seine Antwort: Er könne das, weil er "ein gutes Gedächtnis" habe, weil er "kognitiv da" ist. Zuletzt hatte schon Fox-News-Journalist Chris Wallace Zweifel an Trumps Prahlerei erhoben. "Es ist nicht gerade der härteste Test", sagte Wallace in einem Interview mit Trump, das am Sonntag ausgestrahlt wurde. "Er beinhaltet ein Bild mit der Frage 'Was ist das?' – und es ist ein Elefant."

Obwohl man diese Unterscheidung zwischen bekannten Tierarten jedem gesunden Menschen zutrauen müsste, besonders einem US-Präsidenten und auch Joe Biden, fordert Trump seinen demokratischen Kontrahenten im Kampf um die US-Präsidentschaft immer wieder dazu auf, diesen Test auch zu absolvieren. Das hängt vor allem mit der Wahlkampfstrategie des Trump-Lagers zusammen.

Seine bisherige Präsidentschaft sei großartig gewesen, sagte Trump in dem Interview am Mittwoch. "Aber du brauchst Ausdauer. Du brauchst körperliche Gesundheit und du brauchst geistige Gesundheit." Russland und China würden lieber Biden im Weißen Haus sehen. "Keiner war härter zu ihnen als ich. Präsident Xi ist scharfsinnig, Präsident Putin ist scharfsinnig. Erdogan ist scharfsinnig", erklärte Trump. "Biden hat die Verpflichtung einen solchen Test zu machen. Wir brauchen einen scharfsinnigen Präsidenten, weil er mit Menschen umgehen muss, die uns sehr böse Dinge antun möchten."

Trump schadet sich, Biden muss aufpassen

Dieses "Negative Campaigning" gegen Biden verfängt bislang allerdings in der US-Bevölkerung nicht. Ein Umfrage ergab, dass 46 Prozent der Wähler der Meinung sind, Trump habe den "mentalen Scharfsinn", der notwendig ist, um effektiv als Präsident zu arbeiten. Allerdings: 49 Prozent glaubten dies von Joe Biden. In einer ähnlichen Umfrage von Fox News am Sonntag hatte Biden in puncto "geistiger Gesundheit" noch einen größeren Vorsprung vor Trump.

Aber derartige Ergebnisse sind wenig verwunderlich, wenn der US-Präsident aktuell vor einem Millionenpublikum regelmäßig mit seinem bestandenen Demenztest prahlt. Damit macht er es auch seinem eigentlichen Haussender Fox News nicht leicht, diese blamablen Auftritte für Trump ins Positive zu drehen. In den Online-Netzwerken wurde der US-Präsident auch am Mittwochabend wieder mit Spott überhäuft. "Da kann ich echt nicht mithalten", twitterte etwa die Komikerin Sarah Cooper. Cooper hatte Trump zuvor schon einmal in ihrem Video "How to cognitive" aufs Korn genommen. Als Beweis für einen erfolgreichen kognitiven Test zeigte die Trump-Imitatorin dabei stolz eine Seite aus einem Malbuch in die Kamera.

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Trumps Auftritte und das stetige Protzen mit dem Test werden somit zu einem Eigentor, das teuer werden kann. Viele politische Experten erwarten im Wahlkampfendspurt eine Schlammschlacht zwischen Trump und Biden, bis zur US-Wahl Anfang November. Trump schadet sich momentan mit diesen Auftritten mehr als das die Angriffe aus dem Lager der Demokraten vermögen. Trotzdem muss Biden aufpassen, denn Trump bekommt sehr viel mediale Aufmerksamkeit. Und jede Aufmerksamkeit ist gute Aufmerksamkeit. Das trifft besonders im US-Wahlkampf zu.

Fehlende Aufmerksamkeit wurde auch Siegel am Ende des Interviews zum Verhängnis. Der verdutzte Medizin-Professor hielt sich im Gespräch mit Trump tapfer, nickte stoisch mit dem immer gleichen Gesichtsausdruck bei allen Ausführungen des US-Präsidenten. Bis 50 Sekunden vor dem Ende. Dann sagte Trump: "Der Test war nicht einfach. Da waren noch schwerere Fragen als die, die ich genannt habe." Darauf musste auch Siegel kurz lachen. Fast hätte er es geschafft.

Verwendete Quellen
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