Vancouver: Auto rast in Menschenmenge – neun Tote, mehrere Verletzte

Polizei nimmt Fahrer fest

Neun Tote nach Amokfahrt mit SUV in Vancouver

Auf einem Volksfest in Vancouver sind Samstagabend Schreie zu hören, ein Zeuge sieht "Menschen durch die Luft fliegen": Es gibt mindestens neun Tote, nachdem ein Autofahrer in eine Menschenmenge gerast ist.

In der kanadischen Metropole Vancouver ist ein Auto auf einem Straßenfest in eine Menschenmenge gefahren. Laut der örtlichen Polizei gibt es mindestens neun Tote und mehrere Verletzte. Der Vorfall hat sich demnach am Samstagabend, kurz nach 20 Uhr (Ortszeit), zugetragen. Der Fahrer des Autos sei festgenommen worden. Er befinde sich in Gewahrsam.

Bislang geht die Polizei nicht von einem terroristischen Motiv aus. Die Behörde sei zum aktuellen Zeitpunkt zuversichtlich, dass es sich nicht um einen Terrorakt handele, schrieb die Polizei Vancouver auf der Plattform X. Angaben zur Zahl der Opfer oder einem möglichen Motiv machte sie weiterhin nicht.

30-jähriger Tatverdächtiger ist polizeibekannt

Laut einem Polizeisprecher "besteht keine weitere Gefahr für die Öffentlichkeit". Der verdächtige Fahrer sei vor Ort festgehalten und in Gewahrsam genommen worden. Inzwischen identifizierte die Polizei ihn als einen 30-jährigen Mann aus Vancouver, berichtet der Sender NBC News. Der Verdächtige sei der Polizei bekannt gewesen, sagte ein Polizeivertreter bei einer Pressekonferenz. Weitere Angaben, warum der Mann polizeibekannt ist, machte die Behörde nicht. Zudem gebe es nur einen Verdächtigen.

Wie der Fahrer auf das Straßenfest gelangen konnte, wollte der Sprecher vorerst nicht beantworten. "Alle Veranstaltungen, die wir in Vancouver veranstalten – etwa 3.000 pro Jahr – werden gründlich geprüft. Es ist ein Prozess, der die gesamte Stadt Vancouver betrifft: Feuerwehr, Polizei, Verkehrskontrolle, alle Beteiligten sind daran beteiligt. Wir arbeiten noch daran, herauszufinden, was genau abgesperrt wurde und wie er mit dem Fahrzeug dorthin gelangen konnte."

Die Opfer wurden in mehrere örtliche Krankenhäuser gebracht, wo das Personal angewiesen wurde, sich auf eine große Zahl von Opfern vorzubereiten.

Eine Sprecherin des Vancouver General Hospital, der größten Traumaklinik der Region, sagte, dass dort mehrere Patienten aufgenommen worden seien, die ihres Wissens nach Besucher der Lapu-Lapu-Day-Party waren, heißt es bei NBC News weiter.

Konzert von Apl.de.ap der Black Eyed Peas war gerade zu Ende

Augenzeugen berichteten zuvor von einem fröhlichen Straßenfest mit Tausenden Besuchern. Nach einem Konzert zum Abschluss des Festes – einem Auftritt des auf den Philippinen geborenen Künstlers Apl.de.ap von der US-Hip-Hop-Gruppe Black Eyed Peas – seien noch viele Menschen auf den Straßen gewesen, als plötzlich ein Wagen in einen für Fußgänger vorgesehenen Bereich fuhr, berichtete die "Vancouver Sun". In örtlichen Medien schilderten Zeugen eine grausame Szene der Verwüstung.

Der lokale Radiosender 1130 News Radio zitiert Augenzeugenberichte, denen zufolge plötzlich Schreie zu hören gewesen seien, als das Auto in die Menschenmenge fuhr. Eine Person berichtet, dass der Fahrer versucht haben soll, vom Tatort zu fliehen. Mehrere Menschen hätten ihn aufgehalten, bis Polizeikräfte dazu stießen. Bei dem Wagen soll es sich um einen schwarzen SUV der Marke Audi handeln. Fotos und Videos auf sozialen Netzwerken zeigen einen Großeinsatz von Polizei und Rettungskräften.

Auf Fotos war ein schwarzes Auto mit beschädigter Front zu sehen, das Polizisten untersuchen.

Augenzeuge: "Menschen flogen durch die Luft"

Ein Augenzeuge namens Yoseb Vardeh schilderte laut "Vancouver Sun", er habe gesehen, "wie Menschen durch die Luft fliegen. Es ging einfach so verdammt schnell." Er führte weiter aus, dass der letzte Auftritt gerade zu Ende gewesen sei und viele Imbisswagen-Betreiber, darunter auch er selbst, noch lange nach der Schließung der Veranstaltung geblieben seien, um Kunden weiterhin zu bedienen.

In diesem Moment kam der SUV laut Vardeh aus Richtung einer nahegelegenen Schule, fuhr an mehreren Marktständen vorbei, beschleunigte und raste dann die 43. Avenue hinunter, die in eine Fußgängerzone umgewandelt worden und auf beiden Seiten von Imbisswagen gesäumt war.

Ein anderer Augenzeuge berichtete der "Vancouver Sun", er habe auch mindestens zwei verletzte Kinder gesehen, davon eines "mit einer offenen Kopfwunde", sowie eine Frau mit gebrochenem Bein. "Jemand hielt ihre Hand und versuchte, sie zu trösten", erzählte sie.

Tatort ist ein philippinisches Straßenfest

In der Nähe der East 41st Avenue und Fraser Street hatten sich am Samstagabend Menschen für die Lapu-Lapu-Day-Block-Party, ein philippinisches Fest, versammelt. Das Fest ist nach einem philippinischen Unabhängigkeitskämpfer benannt, der im 16. Jahrhundert gegen die spanischen Kolonialisten Widerstand leistete. Es war erst die zweite Ausgabe der Veranstaltung, die jährlich abgehalten werden soll.

Bürgermeister ist schockiert

Der Bürgermeister von Vancouver, Ken Sim, zeigte sich in einem Beitrag auf X "schockiert und tieftraurig". Er schrieb weiter: "Unsere Gedanken sind in dieser unglaublich schwierigen Zeit bei allen Betroffenen und der philippinischen Gemeinschaft in Vancouver."

Lokalpolitiker sagten dem Fernsehsender CityNews Vancouver, einen ähnlichen Vorfall habe es in der Stadt noch nie gegeben. In Vancouver an der Westküste Kanadas leben rund 700.000 Menschen.

Parlamentswahlen in Kanada am Montag

Die Menschen in Kanada wählen am Montag ein neues Parlament. Noch am Wochenende lief dazu der Wahlkampf. In diesem Rahmen hielt die sozialdemokratische New Democratic Party tagsüber auf dem Lapu-Lapu-Fest in Vancouver eine Veranstaltung mit Parteichef Jagmeet Singh ab.

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Singh schrieb später auf X, dass er "entsetzt" gewesen sei, als er von dem Vorfall erfuhr. "Während wir darauf warten, mehr zu erfahren, sind unsere Gedanken bei den Opfern und ihren Familien – und der philippinischen Gemeinschaft von Vancouver, die heute zusammengekommen ist, um die Widerstandsfähigkeit zu feiern." Vancouver liegt im Westen Kanadas in der Provinz British Columbia nahe der Grenze zu den Vereinigten Staaten.