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Tod von George H. W. Bush: Amerika verliert mehr als einen Präsidenten


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Staatsakt für George Bush
Amerika verliert viel mehr als einen Präsidenten

Von Fabian Reinbold, Washington

Aktualisiert am 06.12.2018Lesedauer: 3 Min.
George W. Bush beim Staatsakt für seinen Vater: Tränen bei der TrauerredeVergrößern des Bildes
George W. Bush beim Staatsakt für seinen Vater: Tränen bei der Trauerrede (Quelle: Alex Brandon/reuters)

Ein Ex-Präsident, der in Tränen ausbricht – und viele herzerwärmende Momente. Der berührende Staatsakt für George Bush zeigt, was Amerika unter Donald Trump so schmerzlich vermisst.

Bush erzählt, welch ein Vorbild sein Vater ihm, der Familie und dem Land gewesen sei. Der Senior habe ihm gezeigt, wie man mit "Würde und Ehre" das Land führen könne. Würde und Ehre: Der Sohn trifft damit den dominierenden Ton des Staatsakts für den im Alter von 94 Jahren verstorbenen George Herbert Walker Bush.

Bei der Zeremonie in Washingtons Nationaler Kathedrale wird viel gelacht, viel geweint. Das dominante Gefühl: Was für ein Verlust!
Ein Land merkt, was ihm fehlt, so kann man die Stimmung im Inneren der Kirche bezeichnen.

Alles, was Rang und Namen in Amerikas Politik hat, ist gekommen, dazu ein paar ausländische Staatsgäste wie Angela Merkel oder der britische Thronfolger Prince Charles. Sie feiern einen Präsidenten, der das Ende des Kalten Krieges und den Weg zur deutschen Wiedervereinigung so klug gestaltet hat.

Amerika vermisst einen Charakter wie Bush

Doch es sind nicht die politischen Leistungen Bushs, die bei der Zeremonie am meisten gewürdigt werden, es ist sein Charakter, vor allem: sein Anstand, seine Besonnenheit.

Der Staatsakt dient dem Land nämlich nicht nur zur Trauer, sondern auch der Selbstvergewisserung und dem Zusammenhalt. Neben dem typisch amerikanischen Pathos strahlte große Wärme durch den Raum. Als Zuschauer merkte man, wie nötig Amerika das in diesen Tagen hat.

Das Symptom für diesen Befund sitzt in der ersten Reihe links, meist nach vorn gebückt, mal mit verschränkten Armen, und heißt Donald J. Trump. Der amtierende Präsident ist neben Bush so etwas wie die zweite Hauptfigur bei diesem Staatsakt.

Die Sitzreihe der Präsidenten

Trump ist in Stil, Ton und Haltung ein ganz anderer Präsident als alle seine Vorgänger. Beim Akt saß er mit allen noch lebenden Ex-Präsidenten in einer Reihe, also neben jenen, die er so unerbittlich attackiert. Erst vergangene Woche verbreitete er ein Bildchen auf Twitter, das Barack Obama und die Clintons hinter Gittern zeigt. So viel zu Würde und Ehre.

Diese Konflikte wurden nun erstmals auf die Länge einer Kirchensitzbank gequetscht, und die Amerikaner schauten genau hin: vom Moment der unterkühlten Begrüßung bis zu den Reaktionen der Präsidentenriege auf das Gesagte.

  • Der erste Redner, der launige Präsidentenbiograf Jon Meacham, sagte über Bush, er habe andere nicht beleidigt, sondern ihnen ihre Fehler verziehen, und: Bushs Mantra sei gewesen, die Wahrheit zu sagen.
  • Alan Simpson, ein großer, gekrümmter 87-Jähriger, der früher Senator aus Wyoming war und quasi ein Leben lang ein Bush-Freund, sagte neben allerlei Späßen: Bush habe nie jemanden gehasst.
  • Und Sohn George W. Bush betonte etwas, was auch andere Redner anklingen ließen: Sein Vater konnte über sich selbst lachen.

Die Sehnsucht nach diesen alten Werten war ebenso greifbar wie der Schmerz über ihre momentane Nichteinlösung im Weißen Haus und der US-Politik im Allgemeinen. Das Lob für den Präsidenten Bush war deshalb auch immer ein Kontrast zum Präsidenten Trump.

Zerrüttetes Verhältnis der Präsidenten

Dabei hatte sich Trump in den Vortagen so präsidial wie selten gezeigt: Er fand warme Worte für Bush und dessen Söhne, die er so unerbittlich attackiert hatte im Vorwahlkampf 2016. Er hatte George W. und Ehefrau Laura ins Gästehaus des Weißen Hauses einquartiert und besuchte sie sogar für 23 Minuten. Das sind für Trump besondere Gesten.

Die gut zweistündige Zeremonie verdeutlichte aber, wie sehr Trump abseits des politischen Establishment der USA steht.

An gleicher Stelle zeigte sich das vor drei Monaten bei der Trauerfeier zu Ehren des verstorbenen Senators John McCain besonders deutlich. Damals blieb Trump ganz fern, und die Feier geriet zur Abrechnung mit seinem Führungsstil. Der Ton beim Staatsakt war gesetzter. Dieses Mal war der Präsident da, sprach aber entgegen der Konvention nicht selbst.


Nach Ende der Zeremonie ging der Leichnam George H. W. Bushs mit der "Air Force One" auf seine letzte Reise zurück nach Texas. Die Szenen vom Staatsakt werden die Amerikaner noch ein paar Stunden in der Erinnerung an vergangene Zeiten schwelgen lassen. Bis sie der nächste Pöbel-Tweet ihres Präsidenten zurück in die Gegenwart holt.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen vor Ort
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