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Angriffe auf die Medien
Donald Trumps liebste Feinde

Von Fabian Reinbold, Washington

17.01.2018Lesedauer: 4 Min.
Donald Trump und die Medien: Seine täglichen Angriffe zeigen SpurenVergrößern des Bildes
Donald Trump und die Medien: Seine täglichen Angriffe zeigen Spuren (Quelle: Larry W. Smith/dpa)
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Donald Trump will Schmähpreise an unliebsame Medien verleihen. Sie sind mittlerweile der größte Gegner des US-Präsidenten – und seine permanenten Angriffe zeigen Wirkung.

Anfang Januar feierte Donald Trump ein Jubiläum, über das niemand berichtet hat. Bei Twitter setzte er seinen 1000. Angriff auf die Medien ab. Eine eifrige Journalistikstudentin aus New York hat seine Tweets gegen die Presse versammelt, die er seit dem 15. Juni 2016 abgesetzt hat; dem Tag, an dem er seine Präsidentschaftskandidatur verkündet hatte.

Tweet Nummer 1000 war typisch, weil dieser die "New York Times" zum Ziel hatte, häufig Opfer der Ausfälle. Einen Tag darauf kündigte Trump an, nun eine Preisverleihung abhalten zu wollen, in der er Berichterstattung auszeichnet, mit der er besonders unzufrieden ist.

Trump spricht von den "Fake News Awards", doch mit "Fake News" meint Trump nicht absichtliche Falschinformationen, sondern Berichte, die ihm schlichtweg nicht passen – und das sind die allermeisten. Die Verleihung soll am heutigen Mittwoch stattfinden.

Der 1000. Tweet fiel niemandem mehr groß auf, weil die Attacken gegen die Medien mittlerweile genauso sehr zum Alltag in der Ära Donald Trump gehören wie sein Schlachtruf "Make America Great Again". Keinen Gegner attackiert der amerikanische Präsident so konsequent wie die Medien seines Landes. Nicht Kim Jong Un, nicht einmal Hillary Clinton. Trumps liebste Feinde sind die Medien.

Trumps Dauerfeuer zeigt Folgen

Mehrfach hat er sie auch so ähnlich betitelt: als "enemy of the people", Feinde des Volkes. Dass die Pressefreiheit im ersten Verfassungszusatz verbrieft ist, scheint ihm egal. Trump droht Medienhäusern, fordert öffentlich die Entlassung unliebsamer Reporter, unterstellt Lügen, obwohl er selbst im ersten Jahr mehr als fünfmal am Tag die Unwahrheit sagte. Dieses unablässige Feuer gegen die vierte Gewalt zeigt mittlerweile Folgen.

Und das ist unabhängig davon, ob die Preisverleihung wirklich stattfindet oder nicht. Einmal hat Trump sie schon verschoben, und am Dienstag sprach seine Pressesprecherin nur noch von einem „möglichen Ereignis“. Wen der Präsident auf dem Kieker hat, wissen wir aus zahlreichen Äußerungen zur Sache: die "New York Times" und die "Washington Post", die immer wieder Enthüllungsgeschichten über das Weiße Haus veröffentlichen, CNN sowie jene Reporter, die tatsächlich Fehler bei der Arbeit gemacht haben. Nur "Fox News", das er selbst mehrere Stunden pro Tag schaut, scheint über alle Zweifel erhaben.

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Trump scheint damit eine klare Strategie zu verfolgen: Er weiß, dass viele Amerikaner seit Jahrzehnten den Medien misstrauen. Wie erfolgreich er mit den Attacken ist, hat er im Wahlkampf erlebt – er musste das Misstrauen nicht einpflanzen, nur anzapfen und verstärken. Trump kam das zupass, schließlich hatten seine geschäftlichen Verstrickungen und verbalen Ausfälle immer wieder kritische Berichte nach sich gezogen.

Die Methode mit den Spitznamen

Deshalb wählte er für die Presse jene Methode, die er für Gegner reserviert hat, die er wirklich fürchtet: Er haftet ihnen despektierliche Spitznamen an. So wie aus seinem internen Konkurrenten "Lyin' Ted Cruz" (der lügende Ted Cruz) und aus seiner Kontrahentin bei der Wahl bis heute "Crooked Hillary" (die unehrliche Hillary) geworden ist, so wurden die "Failing New York Times" (die absteigende) die "Fake News Media" ein Teil von Trumps täglichem Wortschatz.

Daneben ist Trump immer wieder mit offenen Drohungen gegen die Presse aufgefallen. Er spekulierte darüber, dass man Fernsehsendern, die falsche Berichterstattung abliefern würden, doch die Sendelizenzen wegnehmen könne. Und immer wieder fordert er, die Verleumdungsgesetze zu verschärfen, zuletzt im Zuge der Veröffentlichung des Buchs "Fire and Fury". Dem sind allerdings bislang keinerlei Taten gefolgt. Es sind leere Drohungen.

Trump gelingt es, mit diesen Drohungen, Angriffen und seinem Dauerfeuer aus kontroversen Äußerungen und Unwahrheiten, den Medien die Themen zu diktieren und sie so vor sich herzutreiben. Auch erfahrene Journalisten stöhnen über das neue Tempo in Washington. Und reagieren zunehmend gereizt, wenn sie Trump und seinen Getreuen gegenüber stehen.

"Sie sind Fake News"

Am deutlichsten zeigt sich das am Nachrichtensender CNN, der besonders viele Angriffe einstecken muss. Jim Acosta, der Chefkorrespondent des Senders für das Weiße Haus, muss sich von Trump seit Monaten auf Pressekonferenzen immer wieder mit dem Satz "Sie sind Fake News" abkanzeln lassen. Auf Twitter machte er am Dienstag einmal mehr seine Frustration deutlich und beklagte, dass er von Trumps Presseleuten angeschrien worden sei.

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In den vergangenen Tagen gab es mehrere Momente im laufenden CNN-Programm, in denen sich Moderatoren und Gäste fast anschrien. Da war etwa das Interview von CNN-Mann Jake Tapper mit Stephen Miller, einem der wichtigsten Berater im Weißen Haus. Miller nutzte das Gespräch, um CNN immer wieder Fehler in der Berichterstattung vorzuwerfen. Tapper wurde sauer, weil Miller seine Fragen nicht beantwortete, fuhr Miller über den Mund und brach das Gespräch ab.

Solche Konfrontationen helfen nicht nur Medien, die mit Aufmerksamkeit Geld verdienen, sie sind auch oft in der Sache verständlich. Sie können allerdings auch den Eindruck erwecken, Journalisten würden selbst zur Kriegspartei.

Trump jedenfalls ließ es sich nicht nehmen, die Eskalation zu beklatschen und Tapper "Hass und Unfairness" vorzuwerfen.

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So helfen scharfe Auseinandersetzungen mit Lügen und Vorwürfen womöglich auch wieder dem Präsidenten, weil sie von dessen Unterstützern so interpretiert werden können, dass die Medien tatsächlich einen Kreuzzug gegen ihn führen würden.

Auch nach einem Jahr im Amt wissen Medien noch nicht recht, wie sie mit Trump umgehen sollen. Andererseits hat seine Amtsführung zuletzt auch wieder das Vertrauen in Berichterstattung steigen lassen, das belegen mehrere Umfragen der vergangenen Monate.

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In einer Studie der Agentur Reuters stieg das Vertrauen in die Medien von 39 Prozent zum Zeitpunkt der Präsidentschaftswahl im November 2016 bis September 2017 wieder auf 48 Prozent – das Vertrauen in Trump sank.

Quellen und weiterführende Informationen:

- eigene Recherchen
- Datensammlung über Trumps Anti-Medien-Tweets
- CNN-Interview mit Trump-Berater Miller im Video
- Reuters-Umfrage zum Vertrauen der Amerikaner in die Medien

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