Zwischenfall Ukraine meldet Cyber-Angriff auf Verteidigungsministerium
In der Ukraine sind das Verteidigungsministerium und zwei staatliche Banken nach offiziellen Angaben Ziel eines Cyber-Angriffs geworden. Die Behörden verweisen indirekt auf Russland als Urheber.
In der Ukraine ist das Verteidigungsministerium Ziel eines Cyber-Angriffs geworden. Dies teilten die Behörden in Kiew am Dienstag mit und verwiesen indirekt auf Russland als möglichen Urheber. Zudem waren zeitweise zwei große staatliche Banken betroffen. Kartenzahlungen funktionierten nicht mehr. Ukrainischen Medien berichten, dass die Banken die Folgen des Angriffs mittlerweile behoben haben, aber weitere Angriffe erwarten.
Embed
"Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass der Aggressor zu schmutzigen Tricks greift", erklärte die für die Kommunikationsüberwachung zuständige Behörde mit offensichtlichem Blick auf Russland. Der Angriff erfolgte inmitten der schweren Spannungen im Konflikt mit Russland. Westlichen Medienberichten zufolge steht möglicherweise ein Einmarsch russischer Truppen in die Ex-Sowjetrepublik bevor. Das hat Moskau aber mehrfach zurückgewiesen.
Verteidigungsministerium spricht von DDoS-Attacke
Die Webseite des Verteidigungsministeriums ist derzeit nicht erreichbar und zeigt lediglich einen grünen Schriftzug auf: "Die Seite wird gewartet." Das Ministerium teilte mit, dass es sich um eine DDoS-Attacke handeln könnte. An einer Lösung werde gearbeitet. Wie die Zeitung "Ukrayinska Pravda" aus Regierungskreisen erfahren hat, soll es sich um einen besonders mächtigen Angriff handeln.
Eine DDoS-Attacke ist eine der simpelsten Cyber-Angriffe: Es werden gezielt Anfragen an eine Seite gestellt, sodass der Server, auf dem sich die Website befindet, überlastet und die Seite nicht mehr erreicht werden kann. Ein solcher Angriff kann von einzelnen Hackern ausgeführt werden. Es gibt dafür spezielle Dienste im Internet, im Darknet etwa kann ein solcher Angriff einfach gebucht werden. Bleibt es bei diesem oberflächlichen Angriff, gelangen die Angreifer nicht in das System und können somit auch nicht auf Daten zugreifen.
Erst im Januar waren mehrere Internetseiten der ukrainischen Regierung einer massiven Internet-Attacke ausgesetzt gewesen. Dabei konnte vorübergehend die Website des Außenministeriums ebenso nicht aufgerufen werden wie die Seiten des Katastrophenschutzministeriums, des Forschungsministeriums und des Kabinetts.
Biden kündigt kurzfristiges Statement an
Zudem waren auf der Homepage des Außenministeriums vorübergehend die drohenden Worte "Habt Angst und rechnet mit dem Schlimmsten" in ukrainischer, russischer und polnischer Sprache zu lesen. Ukrainische Sicherheitskräfte vermuten die Urheber damals im Umfeld belarussischer Geheimdienste.
Das US-Präsidialamt kündigte kurzfristig ein Statement an: Präsident Joe Biden wird sich am Dienstagabend um 21.30 Uhr (Mitteleuropäische Zeit) zur Krise zwischen Russland und der Ukraine äußern. Die USA bieten der Ukraine ihre Hilfe an. Dies gelte für Ermittlungen wie auch eine Antwort auf die Attacken, teilt das US-Präsidialamt mit.
Am Dienstagmittag hatte sich Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in Moskau getroffen. Anschließend sagte Scholz, es gebe "genügend Ansatzpunkte dafür, dass die Dinge eine gute Entwicklung nehmen". Nun werde alles dafür getan, "dass wir diese Ansatzpunkte nutzen, um Frieden in Europa möglich zu machen". Putin seinerseits bestritt jegliche Kriegsabsicht und erklärte sich zu weiteren Gesprächen bereit.
- Nachrichtenagenturen AFP, Reuters und dpa
- Ukrayinska Pravda: На сайты некоторых банков и министерств происходит кибератака