Erste Pressekonferenz Taliban versprechen Gnade und Frauenrechte – im Rahmen der Scharia
Was haben die Taliban mit Afghanistan vor? Wie soll eine künftige Regierung aussehen? Noch ist vieles zur Zukunft des Landes unklar. Jetzt haben die Islamisten eine Pressekonferenz gegeben.
Die Taliban haben sich zum ersten Mal öffentlich zur Zukunft Afghanistans geäußert. In Kabul haben die Islamisten am Dienstag eine Pressekonferenz gegeben und sich dabei betont versöhnlich gegeben, allerdings mit klaren Einschränkungen.
"Wir sind niemandem feindlich gesinnt", sagte Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid. Übersetzer und andere frühere Mitarbeiter ausländischer Staaten seien demnach auf Befehl ihres Führers begnadigt. Man sei nicht auf Rache aus. Auch stelle man sich nicht gegen andere Länder und sichere die Botschaften ausländischer Staaten in Kabul. "Wir versichern der Welt, insbesondere den Vereinigten Staaten, dass sich Afghanistan nicht gegen andere wenden wird", so der Sprecher.
Frauenrechte im Rahmen der Scharia
Allerdings müssten andere Länder akzeptieren, dass die Afghanen eigene Gesetze und Werte festlegen. Diese seien zu respektieren, betonte Mudschahid.
Auch zu den Rechten von Frauen äußerten sich die Taliban. Da die afghanischen Frauen Muslimas seien, würden sie auch froh sein, innerhalb des Rahmens der Scharia zu leben, sagte Sabihullah Mudschahid. Die Frauen in Afghanistan hätten demnach das Recht, unter anderem an Bildung und der Gesundheitsversorgung teilzuhaben. Allerdings im Rahmen der Scharia. Viele Afghaninnen glauben den Ankündigungen allerdings nicht und Medien berichten bereits von Gewalt gegen Frauen.
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Auf die Frage, ob Frauen in den Medien arbeiten dürfen sollen, sagte der Taliban-Sprecher, zuerst sollten die Regierungsbildung und Einführung der Gesetze abgewartet werden. Dann könnten diese Gesetze und Vorschriften umgesetzt werden. Allgemein werde es aber nicht geduldet, wenn sich Medien in Afghanistan gegen den Islam richten würden.
Afghanistan soll zudem ein drogenfreies Land werden. Ab jetzt werde sich niemand am Drogenschmuggel beteiligen, sagt Sabihullah Mudschahid. Die Staatengemeinschaft solle dabei Afghanistan helfen, damit alternative Nutzpflanzen angebaut werden könnten. Der Drogenhandel ist einer der wichtigsten Einnahmequellen der Taliban. Vor allem mit Opium und Heroin werden Millionen Dollar verdient.
Bundesaußenminister Heiko Maas sagte am Dienstag, man werde die Taliban an ihren Taten messen, nicht an ihren Versprechungen.
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa, Reuters, AFP
- Pressekonferenz mit Heiko Maas