Russland ist besorgt Taliban erobern wichtige Grenzübergänge in Afghanistan
Die Bundeswehr ist bereits aus Afghanistan abgezogen, die US-Armee zieht bis Ende August nach. Derweil erobern die Taliban immer mehr Gebiete. Jetzt kontrollieren sie wichtige Grenzübergänge.
Bei ihrem Vormarsch in Afghanistan haben die radikalislamischen Taliban zwei wichtige Übergänge an den Grenzen zum Iran und zu Tadschikistan erobert. Seit dem Beginn des Abzugs aller Nato-Truppen Ende April haben die Taliban nach eigenen Angaben bereits 85 Prozent des Landes wieder zurückerobert. Laut Russland kontrollieren die Aufständischen inzwischen auch zwei Drittel der afghanisch-tadschikischen Grenze.
"Die Grenze von Islam Kala ist jetzt unter unserer vollständigen Kontrolle und wir werden versuchen, sie heute wieder in Betrieb zu nehmen", sagte Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid am Freitag der Nachrichtenagentur AFP. Wenig später erklärte er auch den Übergang Torgundi an der Grenze zu Tadschikistan für "vollständig eingenommen".
Grenzübergang kontrolliert wichtige Handelsroute
Die Regierung in Kabul erklärte, die afghanische Armee bemühe sich derzeit darum, wieder die Kontrolle über Islam Kala und Torgundi zu gewinnen. Afghanische Sicherheitskräfte einschließlich der Grenzpolizei seien in den Regionen präsent, sagte der Sprecher des afghanischen Innenministeriums, Tarek Arian.
Der rund 120 Kilometer von der Stadt Herat entfernte Grenzübergang Islam Kala ist einer der wichtigsten Grenzübergänge Afghanistans. Dort wird der größte Teil des offiziellen Handels mit dem Iran abgewickelt.
Es sind nicht die ersten Grenzübergänge, die sich die Taliban seit Beginn des Rückzugs der Nato-Truppen aus Afghanistan sichern konnten. Im Juni hatten sie bereits den wichtigsten Grenzübergang zu Tadschikistan, Schir Chan Bandar, erobert. Infolge heftiger Kämpfe um Schir Chan Bandar waren hunderte afghanische Soldaten über die Grenze nach Tadschikistan geflohen.
Russland ist wegen Taliban besorgt
Nach Angaben des russischen Außenministeriums haben die Taliban inzwischen zwei Drittel des Grenzgebiets zwischen Afghanistan und Tadschikistan unter ihre Kontrolle gebracht. "Wir beobachten einen starken Anstieg der Spannungen an der afghanisch-tadschikischen Grenze", sagte Ministeriumssprecherin Maria Sacharowa am Freitag. Außenminister Sergej Lawrow äußerte in Moskau die Besorgnis, dass die Kämpfe in Afghanistan auf zentralasiatische Republiken übergreifen könnten.
Führende Vertreter der militant-islamistischen Taliban haben dies bei Gesprächen in Moskau zurückgewiesen. "Unser Territorium wird niemals gegen Nachbarländer und befreundete Staaten benutzt werden", sagte der Leiter der Taliban-Delegation, Schahabuddin Delawar, am Freitag bei einer Pressekonferenz.
Beobachter befürchten, dass die Taliban nach dem vollständigen Abzug der USA und ihrer Nato-Partner aus Afghanistan wieder die Macht in dem Land übernehmen könnten. Die Islamisten sind in vielen Landesteilen bereits auf dem Vormarsch und stoßen dabei teilweise kaum auf Gegenwehr. An anderen Orten gibt es heftige Kämpfe, wie derzeit um die Provinzhauptstadt Kala-i-Naw im Nordwesten des Landes. Bereits jetzt kontrollieren die Radikalislamisten mehr als ein Drittel der rund 400 Bezirke in Afghanistan.
- Nachrichtenagenturen dpa, AFP