Brände in Lager Migranten verlassen offenbar türkisch-griechische Grenze
In einem provisorischen Flüchtlingslager an der Außengrenze der EU sind Feuer ausgebrochen. Laut Medienberichten bringt die türkische Regierung Menschen nach und nach ins Landesinnere.
Die an der türkisch-griechischen Grenze verbliebenen Flüchtlinge und Migranten sind einem Medienbericht zufolge abgezogen. Die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu berichtete am Freitag, dass die Menschen "ihre Bitte, das Areal zu verlassen, den Migrationsbehörden der Provinz Edirne übermittelt" hätten. Gleichzeitig hätten türkische Beamte die Menschen vor einer Infizierung mit dem Coronavirus gewarnt, sollten sie weiter dort im Freien leben.
Die Türkei könnte die Ausschreitungen an der türkisch-griechischen Grenze vor vier Wochen absichtlich angefacht haben, entsprechende Hinweise habe der Bundesnachrichtendienst (BND) erhalten, berichtete der "Spiegel". Demnach hätten türkische Behörden Flüchtlinge in Busse gezwungen und sie ins Grenzgebiet gefahren. Unter die Menschenmenge sollen sich auch staatliche Kräfte gemischt haben, die die Krawalle an den Zäunen befeuert hätten, so die Erkenntnisse des Auslandsgeheimdienstes. Von deutschen Behörden mit den Vorgängen konfrontiert, bestritten Vertreter des türkischen Sicherheitsapparats eine Beteiligung. Der BND äußerte sich auf Anfrage nicht.
Die Menschen, die jetzt die Grenze verlassen hätten, seien mit Bussen in Gästehäuser für eine zweiwöchige Quarantäne geschickt worden, hieß es bei Anadolu weiter. Danach würden sie zu "angemessenen" Orten gebracht.
Türkei wollte offenbar Druck auf Europäische Union ausüben
Wie viele Menschen auf der zuletzt abgesperrten türkischen Seite des Grenzgebiets noch lebten, blieb unklar. Schätzungen griechischer Sicherheitskräfte zufolge befanden sich nur noch wenige Hundert Migranten und Flüchtlinge dort. Auch griechische Medien hatten am Freitag unter Berufung auf Polizeikreise berichtet, dass die türkische Regierung sie nach und nach zurück ins Inland bringe.
Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte Ende Februar erklärt, die Grenze zur EU sei für Flüchtlinge und andere Migranten offen. Griechenland ließ sie jedoch nicht passieren. Teilweise gewalttätige Szenen vom Grenzübergang Pazarkule/Kastanies dominierten tagelang die Medien.
Der Schachzug Erdogans galt unter anderem als der Versuch, Druck auf die EU auszuüben, um mehr Unterstützung für die Versorgung der Millionen syrischen Flüchtlinge in der Türkei als auch für die türkische Syrienpolitik zu bekommen. Angesichts eskalierender Kämpfe in Nordsyrien befürchtete die türkische Führung einen weiteren Flüchtlingsandrang.
Ein Flüchtlingspakt mit der EU von 2016 sieht eigentlich vor, dass die Türkei illegale Migration in die EU stoppt. Im Gegenzug erhält sie unter anderem finanzielle Hilfe.
- Nachrichtenagentur dpa