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Tankerstreit: Kapitän von iranischem Tanker bei Gibraltar festgenommen


Streit zwischen London und Teheran
Kapitän von iranischem Supertanker festgenommen

Von afp, dpa, reuters, dru

Aktualisiert am 11.07.2019Lesedauer: 3 Min.
Der Supertanker "Grace 1" liegt seit einer Woche vor Gibraltar fest.Vergrößern des Bildes
Der Supertanker "Grace 1" liegt seit einer Woche vor Gibraltar fest. (Quelle: Archivbild/Stringer/reuters)
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Vor einer Woche kaperten britische Marinesoldaten einen iranischen Tanker. Nun wurde der Kapitän festgenommen. Gleichzeitig ging der Iran gegen einen britischen Tanker vor – als Vergeltung?

Der Tankerstreit zwischen Großbritannien und Iran gewinnt an Schärfe. Eine Woche nach dem Stopp des iranischen Öltankers "Grace 1" vor der Küste des britischen Überseegebiets Gibraltar sind dort der Kapitän und ein Offizier des Schiffes festgenommen worden. Das teilte die Polizei in Gibraltar am Donnerstag mit.

Die Festgenommenen sind nach Angaben der Polizei indische Staatsangehörige. Sie seien wegen des Verdachts festgenommen worden, das europäische Öl-Embargo gegen Syrien verletzt zu haben. Die EU stellt seit 2011 Öllieferungen an Syrien unter Strafe. Das Öl in dem 330 Meter langen Supertanker soll aus dem Iran stammen.

Der Stopp des Öltankers am vergangenen Donnerstag hatte die Spannungen zwischen London und Teheran drastisch verschärft. Iran protestierte gegen die Beschlagnahme, bestellte dreimal den britischen Botschafter in Teheran ein und forderte, das Schiff sofort weiterfahren zu lassen. Der Oberste Gerichtshof des britischen Überseegebietes hat angeordnet, dass das Schiff mindestens bis zum 21. Juli nicht wieder auslaufen darf. Gibraltar am Südzipfel der Iberischen Halbinsel steht seit 1713 unter britischer Souveränität.

Woher hatte der Tanker sein Öl?

Die Route und die Fracht der "Grace 1" geben Rätsel auf. Dem Datenanbieter Refinitiv zufolge fuhr der Supertanker um die Südspitze Afrikas herum zum Mittelmeer statt den Weg über den Suez-Kanal zu wählen. Beladen wurde er den offiziellen Unterlagen zufolge im irakischen Hafen von Basra. Allerdings taucht er dort in den Büchern nicht auf. Zudem war der Transponder des Schiffs ausgeschaltet.

Als der Tanker wieder geortet werden konnte, befand er sich voll beladen nahe dem iranischen Hafen Bandar. Dem Analysten Homayoun Falakshahi vom Energie-Datenunternehmen Kpler zufolge lud die "Grace 1" ihr Öl eigentlich Mitte April am iranischen Insel-Exporthafen Charg.

Vorfall mit britischem Öltanker vor Iran

Offenbar als Reaktion auf die Auseinandersetzung um die "Grace 1" sollen sich drei iranische Boote in der Straße von Hormus vor der Küste Irans dem britischen Öltanker "British Heritage" genähert haben. Sie hätten "entgegen internationalem Recht" versucht, das Handelsschiff an der Durchfahrt zu hindern, sagte ein Regierungssprecher in London. Teheran bestritt dagegen, an einem Vorfall mit einem britischen Schiff beteiligt gewesen zu sein.

Die Fregatte "HMS Montrose" der Royal Navy sei gezwungen gewesen, sich zwischen den iranischen Booten und der "British Heritage" zu positionieren und verbale Warnungen an die Boote abzugeben, sagte der Sprecher. Die iranischen Schiffe hätten daraufhin abgedreht. Der britische Außenminister Jeremy Hunt sprach von "sehr beunruhigenden Entwicklungen". Der Ölkonzern BP, zu dessen Flotte die "Biritsh Heritage" gehört, wollte den Vorfall nicht kommentieren, dankte aber der Royal Navy für ihre Unterstützung.

Die iranischen Revolutionsgarden (IRGC) dementierten hingegen, dass es einen Zwischenfall mit einem britischen Schiff im Persischen Golf gegeben habe. Die Straße von Hormus ist eine der wichtigsten Seestraßen überhaupt. Sie verbindet die ölreiche Region des Persischen Golfs mit dem Indischen Ozean. Über die Strecke läuft ein großer Teil des weltweiten Öltransports.

USA wollen Meerenge vor Iran absichern

Die USA kündigten bereits vor dem neuerlichen Vorfall in der Meerenge von Hormus an, Pläne für eine internationale Koalition zum Schutz von Handelsschiffen vorantreiben zu wollen. Das Pentagon habe dazu einen konkreten Plan entworfen. In ein paar Wochen werde feststehen, welche Länder sich dem Bündnis anschließen wollten.

Im Juni hatte es im Golf von Oman bereits Zwischenfälle mit zwei Tankern gegeben. Die Hintergründe sind bis heute ungeklärt. Die US-Regierung machte dafür den Iran verantwortlich, die Führung in Teheran bestritt die Vorwürfe. Die Zwischenfälle schürten international Ängste vor einer militärischen Eskalation zwischen beiden Staaten.

Atomstreit spitzt sich zu

Eine Entspannung in dem Konflikt zwischen den USA und dem Iran ist derzeit nicht in Sicht. US-Präsident Donald Trump hatte der Führung in Teheran am Mittwoch mit einer weiteren Verschärfung der Sanktionen gedroht und ihr vorgeworfen, sie reichere seit langem heimlich Uran an.


Das internationale Atomabkommen von 2015 sollte den Iran am Bau einer Atombombe hindern und zugleich dessen politische und wirtschaftliche Isolation beenden. Aus Sicht der Trump-Regierung wurde der Iran aber durch den Deal nicht dauerhaft an der Entwicklung von Nuklearwaffen gehindert. Die USA scherten im Mai 2018 einseitig aus dem Abkommen aus und setzten scharfe Sanktionen gegen Teheran wieder in Kraft. Teheran hatte zuletzt höhere Uranvorräte als erlaubt. Auch die zulässige Obergrenze bei der Anreicherung des Urans wurde jüngst überschritten. Der Iran bestreitet allerdings, Atomwaffen bauen zu wollen.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen AFP, dpa, Reuters
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