Streit im Persischen Golf Iran wollte offenbar britischen Tanker kapern
Erneuter Vorfall im Persischen Golf: Großbritannien wirft dem Iran vor, sich mit bewaffneten Booten einem britischen Tanker genähert zu haben. Iran dementiert die Vorwürfe.
Die iranischen Revolutionsgarden haben Vorwürfe zurückgewiesen, sie hätten versucht, einen britischen Tanker in der Straße von Hormus zu stoppen. Das berichtete die halbstaatliche iranische Nachrichtenagentur Fars am Donnerstag. Nach Angaben von US-Vertretern haben sich am Mittwoch fünf Boote, die zu den Revolutionsgarden gehören sollen, im Golf einem britischen Öltanker genähert. Sie sollen ihn aufgefordert haben, in den nahe gelegenen iranischen Hoheitsgewässern zu stoppen.
Die britische Regierung hat sich unterdessen zu dem Vorfall geäußert. "Entgegen internationalem Recht versuchten drei iranische Schiffe, die Durchfahrt eines Handelsschiffes, der "British Heritage", in der Straße von Hormus zu behindern", teilte ein Sprecher der Regierung in London am Donnerstagmorgen mit. Der Iran hatte mehrfach eine Reaktion auf die Festsetzung eines seiner Öltanker durch Großbritannien angekündigt.
Zuvor berichteten amerikanische Medien über den mutmaßlichen Vorfall im Persischen Golf. Die US-Fernsehsender CNN und Fox News berichteten am Mittwochabend (Ortszeit) übereinstimmend unter Berufung auf nicht näher genannte Quellen aus der US-Administration, dass sich fünf bewaffnete Boote der iranischen Revolutionsgarden dem britischen Tanker am Mittwoch nahe der Straße von Hormus genähert hätten. CNN meldete, die Iraner hätten den britischen Tanker aufgefordert, seinen Kurs zu ändern und iranisches Gewässer anzusteuern. Ein britisches Begleitschiff sei jedoch eingeschritten und habe die iranischen Boote zurückgedrängt. Es gebe US-Luftaufnahmen des Zwischenfalls, hieß es weiter in dem Bericht.
Bisher keine offizielle Bestätigung der USA
Ein Sprecher des US Central Command, das die US-Truppen im Nahen Osten führt, erklärte auf Anfrage, man kenne die Berichte über den Versuch der iranischen Revolutionsgarden, den britischen Tanker zu drangsalieren. Der Sprecher verwies für weitere Informationen zu dem Vorfall an das britische Verteidigungsministerium. Er betonte, Bedrohungen für die internationale Schifffahrt bedürften einer internationalen Lösung. Die Weltwirtschaft sei abhängig von freien Handelswegen, und es sei an allen Nationen, diese zu sichern.
Aus US-Regierungskreisen hieß es ebenfalls: "Uns sind Berichte bekannt, wonach iranische Boote versucht haben, einen britischen Öltanker zu beschlagnahmen." Die USA arbeiteten weiter mit Verbündeten und Partnern zusammen, um gegen die "bösartigen Aktivitäten" der iranischen Führung anzugehen und den globalen Handel zu schützen.
Das US-Verteidigungsministerium hatte zuvor angekündigt, Pläne für eine internationale Koalition zum Schutz von Handelsschiffen vorantreiben zu wollen. Die betroffene Meerenge, die Straße von Hormus, ist eine der wichtigsten Seestraßen überhaupt. Sie verbindet die ölreiche Golfregion mit dem offenen Meer.
Großbritannien stoppte iranischen Tanker
Der iranische Präsident Hassan Ruhani hatte Großbritannien zuvor wegen des Stopps eines iranischen Öltankers an anderer Stelle – vor Gibraltar an der Südspitze Spaniens – mit Konsequenzen gedroht. "Der Stopp des Supertankers durch die Briten war ein Fehler und dumm (...). Wir müssen uns alle dafür einsetzen, dass die internationale Schifffahrt sicher bleibt und sie nicht mit solchen Aktionen unsicher machen", sagte Ruhani am Mittwoch. Großbritannien solle dies beherzigen, "um später nicht die Konsequenzen zu tragen".
Der iranische Supertanker "Grace 1" war in der vergangenen Woche vor Gibraltar wegen des Verdachts illegaler Öllieferungen für Syrien gestoppt worden. Auch die britische Marine war an der Aktion beteiligt. Der Iran protestierte, bestellte dreimal den britischen Botschafter in Teheran ein und forderte, das Schiff sofort weiterfahren zu lassen. Der Oberste Gerichtshof des britischen Überseegebietes hat inzwischen angeordnet, dass das Schiff mindestens bis zum 21. Juli nicht wieder auslaufen darf.
Schon im Juni gab es zwei Tanker-Vorfälle
Im Juni hatte es im Golf von Oman bereits mysteriöse Zwischenfälle mit zwei Tankern gegeben. Die US-Regierung machte dafür den Iran verantwortlich, die Führung in Teheran bestritt die Vorwürfe. Die Vorfälle schürten international Ängste vor einer militärischen Eskalation zwischen beiden Staaten.
Eine Entspannung in dem Konflikt zwischen den USA und dem Iran ist derzeit nicht in Sicht. US-Präsident Donald Trump hatte der Führung in Teheran am Mittwoch mit einer weiteren Verschärfung der Sanktionen gedroht und ihr vorgeworfen, sie reichere seit langem heimlich Uran an.
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Das internationale Atomabkommen von 2015 sollte den Iran am Bau einer Atombombe hindern und zugleich dessen politische und wirtschaftliche Isolation beenden. Aus Sicht der Trump-Regierung wurde der Iran aber durch den Deal nicht dauerhaft an der Entwicklung von Nuklearwaffen gehindert. Die USA scherten im Mai 2018 einseitig aus dem Abkommen aus und setzten scharfe Sanktionen gegen Teheran wieder in Kraft. Teheran hatte zuletzt höhere Uranvorräte als erlaubt. Auch die zulässige Obergrenze bei der Anreicherung des Urans wurde jüngst überschritten. Der Iran bestreitet allerdings, Atomwaffen bauen zu wollen.
- Nachrichtenagentur dpa