Nach Geisel-Befreiung Für die krebskranke Mutter geht ein Traum in Erfüllung
Eine israelische Spezialeinheit rettet die in den Gazastreifen entführte 25 Jahre alte Noa Argamani. Ihr Schicksal bewegt Israel – auch weil ihre Mutter Krebs im Endstadium hat.
Für die todkranke Mutter einer aus dem Gazastreifen befreiten Geisel geht ihr letzter Wunsch in Erfüllung: Die Frau hatte mehrfach darum gebeten, ihre entführte Tochter vor ihrem Tod wiederzusehen. Am Samstag rettete eine israelische Spezialeinheit die 25-jährige Noa Argamani aus der Gewalt der islamistischen Hamas. Israelische Medien berichteten am Samstagabend, sie sei wieder mit ihrer Mutter vereint, die in einer Klinik behandelt werde. Die Frau hat Krebs im Endstadium.
Das Schicksal der vom Nova-Musikfestival entführten jungen Israelin berührte das Land schon seit langem. Aufnahmen, wie sie von Terroristen auf einem Motorrad entführt wurde und dabei verzweifelt und weinend um Hilfe rief, sind in Israel weithin bekannt. Der ebenfalls verschleppte Freund der Studentin befindet sich nach Angaben des Forums der Geiselfamilien noch immer in Gewalt der Hamas.
Von Haus zu Haus verschleppt
Die islamistische Terrororganisation hatte im Januar ein Video der jungen Frau veröffentlicht, in dem sie die über den angeblichen Tod zweier männlicher Entführter bei israelischen Angriffen im Gazastreifen sprach.
Die 25-Jährige wurde Armeeangaben zufolge im Gazastreifen von Wohnung zu Wohnung gebracht und zuletzt in einem verschlossenen Raum in einer Wohnung im Zentrum des Küstengebiets festgehalten. Dort sei sie von vielen Bewaffneten bewacht worden.
Weitere todesopfer bei Befreiung
Nach Darstellung des militärischen Arms der islamistischen Hamas sollen bei der Rettung auch einige Geiseln getötet worden sein. Das sagte Hamas-Sprecher Abu Obeida im Telegram-Kanal der Al-Kassam-Brigaden. Die Angaben der Terrororganisation ließen sich nicht unabhängig überprüfen. Israels Armee teilte dazu auf Anfrage mit, die Hamas setze psychologischen Terror ein, um ihre Ziele zu erreichen. "Dementsprechend sollten ihre Aussagen mit begrenzter Verbindlichkeit betrachtet werden."
Bei Einsätzen in der Gegend kamen nach Angaben einer von der Terrorgruppe kontrollierten Behörde mindestens 210 Palästinenser ums Leben. Zudem soll es rund 400 Verletzte gegeben haben. Die ebenfalls von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde sowie medizinische Kreise im Gazastreifen hatten zuvor von 55 Toten gesprochen. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Israels Armeesprecher Daniel Hagari wiederum sprach von weniger als 100 Todesopfern im Zusammenhang mit der Befreiung der Geiseln. "Ich weiß nicht, wie viele davon Terroristen sind", sagte er. Extremisten hätten Zivilisten als Schutzschilde missbraucht.
Vater feiert Geburtstag
Nach ihrer Rückkehr nach Israel kam Argamani zunächst zur Untersuchung in ein Krankenhaus. Auf einer von seinem Büro veröffentlichten Aufnahme ist Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu zu sehen, wie er die junge Frau in der Klinik besucht und ihre Hand hält. Zuvor hatte er sie bereits angerufen. Sie freue sich, nach so langer Zeit wieder Hebräisch zu sprechen, sagte die Israelin Medien zufolge in dem Gespräch.
"Es gibt keine Armee wie diese auf der Welt", sagte der dankbare Vater der jungen Frau in einem anderen Video, das israelische Medien veröffentlichten. Der Clip zeigt, wie er seine Tochter und einen Soldaten umarmt. Die 25-Jährige wischt sich dabei Tränen aus dem Gesicht. In einer anderen Aufnahme singen Angehörige ihrem Vater ein Ständchen – sein Geburtstag fiel auf den Tag der Befreiung seiner Tochter. Auch für ihn wurde damit wohl sein größer Wunsch wahr.
- Nachrichtenagentur dpa