Humanitäre Katastrophe in Gaza "Es übersteigt alles, was man sich vorstellen kann"
Das Internationale Rote Kreuz und das Kinderhilfswerk Unicef haben die brutalen Zustände im Gazastreifen angeprangert. Die Zivilbevölkerung leide extrem unter der Wiederaufnahme der Kämpfe.
Im Krieg gegen die radikalislamische Hamas hat die israelische Armee ihre Offensive nach Ablauf einer Feuerpause im südlichen Gazastreifen deutlich ausgeweitet. In der Nacht zum Dienstag gab es laut Augenzeugen heftige Kämpfe in der Nähe von Chan Junis und Luftangriffe bei Rafah an der Grenze zu Ägypten.
Für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen hat die Wiederaufnahme der Kämpfe nach der Feuerpause verheerende Folgen. Nach Angaben der Vereinten Nationen steigt die Zahl der zivilen Todesopfer zurzeit rapide an. Nur ein kleiner Teil der Gesundheitseinrichtungen im verwüsteten Gazastreifen sei noch funktionsfähig, unzählige Patienten können nicht behandelt werden, wie internationale Hilfsorganisationen berichten.
Chan Junis ist derzeit das Zentrum der Kämpfe. Am Montag waren nach Angaben von Augenzeugen Dutzende israelische Panzer, Truppentransporter und Bulldozer in den Süden des Palästinensergebiets vorgedrungen.
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Gut fünf Wochen nach dem Beginn der israelischen Bodenoffensive im Norden des Gazastreifens hat das Militär seine Einsätze auf den Süden des Palästinensergebietes ausgeweitet.
Vor allem die Zivilbevölkerung leidet unter der Wiederaufnahme der Kampfhandlungen. Nach Angaben der Vereinten Nationen steigt die Zahl der Todesopfer unter den Zivilisten rapide an.
Nur ein kleiner Teil der Gesundheitseinrichtungen im verwüsteten Gazastreifen sei noch funktionsfähig, unzählige Patienten können nicht behandelt werden.
Die Präsidentin des internationalen Roten Kreuzes, Mirjana Spoljaric Egger hat das European Gaza Hospital besucht und schildert ihre Eindrücke:
"Die Dinge, die ich dort gesehen habe: Es übersteigt alles, was man beschreiben kann. Was mich am meisten schockiert hat, waren die Kinder mit schrecklichen Verletzungen, die gleichzeitig ihre Eltern verloren hatten und für die niemand da war."
“Mir wurde heute gesagt, dass der Norden seine gesamte chirurgische Kapazität verloren hat. Wir können uns nicht von dem abwenden, was ganz offensichtlich ein moralisches Versagen gegenüber der internationalen Gemeinschaft ist.”
“Wir haben es hier mit einer Situation zu tun, die nicht dadurch geheilt wird, dass wir mehr Lastwagen schicken. Wir müssen den Zivilisten in Gaza Schutz bieten."
Israel attackiert bei seinen Luftangriffen auch immer wieder Krankenhäuser, in denen sich Hamas-Terroristen verschanzen. Die Hamas nutzt diese Orte gezielt, um die Zivilisten als menschliche Schutzschilde gegen die israelischen Angriffe einzusetzen.
Auch ein Sprecher des Kinderhilfswerks Unicef prangerte die katastrophalen Zustände in den Gesundheitseinrichtungen an.
“Ich kann gar nicht genug betonen, wie sehr sich die Kapazität der Krankenhäuser in den letzten sieben Wochen verringert hat. Wir können nicht noch mehr Kinder mit Kriegsverletzungen sehen, mit Verbrennungen, mit Splittern, die ihre Körper übersäen, mit gebrochenen Knochen. Die Untätigkeit derer, die Einfluss haben, lässt die Tötung von Kindern zu. Dies ist ein Krieg gegen Kinder.”
Palästinensische Gesundheitsbehörden, die von den Vereinten Nationen als glaubwürdig eingestuft werden, sprechen von mittlerweile mehr als 15.000 Toten im Gazastreifen und Tausenden von Vermissten, die vermutlich unter Trümmern begraben sind.
Die UN gehen davon aus, dass bis zu 80 % der Bevölkerung vor Ort aus ihren Häusern vertrieben worden sind.
Wie internationale Hilfsorganisationen die Lage vor Ort beschreiben und was sie nun fordern, sehen Sie oben im Video oder wenn Sie hier klicken.
- mit Videomaterial der Nachrichtenagentur Reuters