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Presse zum Weltwirtschaftsforum in Davos: "Trumps Botschaft hatte wahren Kern"


Pressestimmen zum Weltwirtschaftsforum
"Greta Thunberg wirkt"

Von afp, dpa, t-online
Aktualisiert am 22.01.2020Lesedauer: 3 Min.
Die schwedische Klima-Aktivistin Greta Thunberg: Sie nutze ihren Auftritt, um den Klimaschutzforderungen Nachdruck zu verleihen.Vergrößern des Bildes
Die schwedische Klima-Aktivistin Greta Thunberg: Sie nutze ihren Auftritt, um den Klimaschutzforderungen Nachdruck zu verleihen. (Quelle: Markus Schreiber/ap-bilder)
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In Davos treffen sich Konzernchefs, Politiker und Aktivisten zum Weltwirtschaftsforum. Beim ersten Tag des Gipfels sorgten Greta Thunberg und Donald Trump für Aufsehen. Ein Überblick über die Kommentare.

Die "Süddeutsche Zeitung" kommentiert den Auftritt von US-Präsident Trump:

"Der US-Präsident entpuppte sich in Davos als Wahl, die jedes Festkomitee zur Verzweiflung bringen kann. Sein zweiter Auftritt in den Schweizer Bergen, als Höhepunkt zum 50. Geburtstag des Weltwirtschaftsforums gedacht, geriet zum Sammelsurium des Selbstlobs.

Trump redete erst seinen Vorgänger Barack Obama schlecht, der die amerikanischen Arbeiter 'verraten und vergessen' habe. Dann setzte er zur Aufzählung seiner fantastischen Leistungen an: historisch hohe Investitionen und Aktienstände, niedrigste Arbeitslosigkeit, bester Lebensstandard der Welt. All das will er als Präsident bewerkstelligt haben. Doch so viel Plumpheit verfing nicht einmal bei denen, die selbst Anhänger von Wachstum sind. Der Beifall für Trump, dem der Klimawandel kein Wort wert war, blieb mau."

Die "Neue Züricher Zeitung" kommentiert die Reden von Trump und Thunberg:

"Es ist (...) durchaus erfreulich, wenn Jugendliche nicht nur teuren Freizeitvergnügen frönen, sondern sich mutig engagieren, gehört werden wollen und fordern, dass man auf die Wissenschaft hören und zusammen mit ihnen nach konstruktiven Wegen suchen solle, um die Welt für die Zukunft lebenswerter zu machen. Probleme zu negieren schafft diese nicht aus der Welt.

Doch auch Trumps Botschaft hatte einen wahren Kern. Weltuntergangs-Pessimismus wird die Welt nicht retten, etwas mehr amerikanischer Gründeroptimismus würde auch den Jugendlichen in Europa nicht schaden. Es braucht zwar eine Ordnungspolitik, die verhindert, dass kurzfristiges Profitstreben unverantwortliche Umweltschäden verursacht. Aber ohne eine florierende Wirtschaft wird sich weder die Umwelt retten noch angenehm leben lassen."

t-online.de-Politikredakteur David Ruch unterzog Trumps Rede dem Faktencheck:

"Trump, der Umweltschützer? Es hört sich wie ein schlechter Witz an. Der 45. Präsident der USA hat sein Land aus dem Pariser Klimaabkommen geführt, er hat zahlreiche Auflagen für die Industrie zum Schutz der Umwelt heruntergefahren oder abgeschafft, und er fördert fossile, umweltschädliche Energieträger. Sauberstes Wasser? Richtlinien zur Wasserverschmutzung beim umstrittenen Fracking wurden kassiert, Kohlefirmen dürfen wieder Minengeröll in Flüsse leiten. Sauberste Luft? Fracking-Firmen müssen nicht mehr berichten, wie viel Methan sie in die Atmosphäre pusten, das Verbot der Fluorkohlenwasserstoffe-Treibhausgase ist aufgehoben, Kraftwerke dürfen mehr Abgase verursachen.

Aber vielleicht ist ja doch was dran an der sauberen Luft – was allerdings weniger an Trump liegen könnte. Denn trotz seiner vollmundigen Versprechen an die Kohlekumpel geht das Grubensterben in den USA weiter, nimmt mithin die Verstromung von schmutziger Kohle ab. Die US-Energiewirtschaft ist im Umbruch begriffen – ob Trump das will oder nicht." Lesen Sie hier mehr.

"Die Welt" kommentiert die Worte von Greta Thunberg:

"Greta Thunberg wirkt. Man muss keine Position von ihr teilen, um zu sagen: Die Umweltaktivistin hat die Welt verändert. Sie hat die größte politische Bewegung des 21. Jahrhunderts initiiert. Dass das Niveau der Umweltdebatten derzeit nicht mal auf Höhe des Meeresspiegels stattfindet, kann man der 17-Jährigen nicht vorwerfen.

Weil sie krankheitsbedingt einige Vorabtermine in Davos absagen musste, kursierten in den sozialen Netzwerken und Kommentarspalten Häme und Beleidigungen. Den Gipfel der Armseligkeit bildeten jene "Witze" über Thunbergs Fieber, das angeblich im Zusammenhang mit der globalen Erwärmung stehen soll. Als Greta an einem Freitag mit ihrem Schulstreik begann, konnte sie nicht ahnen, wie groß er innerhalb von nur einem Jahr werden würde. Das sollte man respektieren."

Die italienische Zeitung "La Repubblica" ordnet Trumps Auftritt ein:

"Man hat noch nie gesehen, dass ein Präsident der Vereinigten Staaten, der so verliebt in seine Allmacht ist wie kein anderer, solch eine große Notwendigkeit verspürt, ein 17 Jahre altes Mädchen zu verspotten.

Auch in einer Kundgebung, die mehr für die jubelnde Menge in Ohio als für die Finanzelite der Welt gedacht war, hat es Trump geschafft, Greta Thunberg zu beleidigen ohne ihren Namen zu nennen. Es reicht mit den "Untergangspropheten", brüllte er. Ein Dr. Seltsam, der mit Nuklearmacht gegen eine Ameise antritt."

t-online.de-Chefredakteur Florian Harms beschäftigt sich im "Tagesanbruch" mit dem Aufeinandertreffen von Thunberg und Trump: "Greta Thunberg und Donald Trump: Zwei Gesichter, zwei Geschichten, zwei Weltsichten. Sie prallen aufeinander, sie passen nicht zusammen, sie lassen kaum Raum für einen Dialog. Wenn sich öffentliche Debatten darin erschöpfen, dass selbsternannte Supermänner und beseelte Aktivisten ihre Epistel verkünden, dann kommen wir nicht weiter. Sicher, wir brauchen Weckrufe, um die schädlichen Routinen unserer Verbrennungswirtschaft endlich zu korrigieren. Klar, wir brauchen auch Optimismus, der uns aus unserer gelegentlichen Sauertöpfigkeit reißt.

Aber ohne die Bereitschaft zum Ausgleich und zum Kompromiss werden wir die großen Herausforderungen unserer Zeit nicht bewältigen können, weder bei einem elitären Stelldichein wie dem Weltwirtschaftsforum noch in unserem deutschen Politikalltag noch sonst wo. Sei es die Klimakrise, die wachsende Weltbevölkerung, die Migration oder die Kluft zwischen Arm und Reich: Lösungen finden wir nur, wenn wir miteinander statt übereinander reden." Lesen Sie hier mehr.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und AFP
  • Eigene Recherchen
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