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Trump spricht Spanisch: Diese Politiker sind an Fremdsprachen gescheitert


Trump spricht Spanisch
Bei Politikern geht das nicht immer gut

MeinungVon Peter Riesbeck

Aktualisiert am 16.04.2025Lesedauer: 4 Min.
urn:newsml:dpa.com:20090101:250414-99-540411Vergrößern des Bildes
Donald Trump (Archivbild): Ein Spanisch-Video des US-Präsidenten geht viral. (Quelle: Manuel Balce Ceneta)
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Kennedy hat's gemacht. Und de Gaulle. Und auch Oettinger. Tops und Flops von Politikern, die in fremden Sprachen reden, nach Trumps Spanisch-Video.

Donald Trump wird von seinen Fans gefeiert. Für seinen Slogan MAGA – "Make America Great Again". Und auch für seine sehr kurzen Sätze. Im Interview mit dem spanischen Programm des Senders Fox News wurde der US-Präsident jetzt aufgefordert, seinen Slogan auf Spanisch auszusprechen. Heraus kam ein kurzes "América grande otra vez". Das Video mit dem Auftritt ging viral.

Auch andere Politiker übten sich in fremden Sprachen – unterschiedlich gekonnt und erfolgreich. Ein Überblick mit Haltungsnoten:

Charles de Gaulle: "Glückwunsch, jung zu sein"

Frankreichs Staatspräsident Charles de Gaulle bereiste 1962 Deutschland. In Ludwigsburg wandte er sich in einer Rede an die deutsche Jugend und erklärte auf Deutsch: "Sie alle beglückwünsche ich! Ich beglückwünsche Sie zunächst, jung zu sein." Diese Worte sprach er ohne große Patzer. De Gaulle nutzte die fremde Sprache als große Geste an den ehemaligen Feind.

De Gaulle hatte Deutsch bereits in der Schule gelernt. Auch die Rede überzeugte damals. Sie gilt als ein wesentlicher Schritt zur deutsch-französischen Freundschaft. Bereits 1963 wurde der deutsch-französische Freundschaftsvertrag besiegelt.
Gesamtnote: presque parfait (fast perfekt)

John F. Kennedy oder: Hat hier jemand "Doughnut" gesagt?

US-Präsident John F. Kennedy sprach 1963 vor dem Schöneberger Rathaus in Berlin. Zwei Jahre nach dem Mauerbau ging es um die Bedeutung der Stadt für die freie Welt. Gleich zweimal sagte Kennedy den berühmten Satz: "Ich bin ein Berliner."

Der Präsident hatte den Satz zuvor mit einem Journalisten im Amtszimmer des Regierenden Bürgermeisters Willy Brandt (SPD) geübt und lautmalerisch auf einem Zettel notiert. Erst Jahrzehnte später fiel in den USA eine kleine grammatikalische Unebenheit auf. Richtig hätte es lauten müssen: "Ich bin Berliner", so die Kritik in der "New York Times". Es wurde gelästert, Kennedy habe sich als "jelly-filled doughnut" geoutet, ein Gebäck mit Konfitüre-Füllung.

In Berlin konnte man darüber nur lachen. Schließlich heißt das in vielen Gegenden Deutschlands als "Berliner" bezeichnete Gebäck in der Hauptstadt Pfannkuchen. Inzwischen hat sich Kennedys Satz verselbständigt und kommt in unterschiedlichen Kontexten zum Einsatz, etwa nach den Anschlägen auf das Satiremagazin "Charlie Hebdo" 2015 mit dem Bekenntnis "Je suis Charlie" – Ich bin Charlie. Fazit: Gelungene Geste, starkes Bekenntnis.
Grammatiknote: average (befriedigend), Stilnote: very good (sehr gut)

Wladimir Putin: "Die Sprache von Goethe, Schiller und Kant"

Russlands Präsident Wladimir Putin sprach 2001 im Bundestag. "Heute erlaube ich mir die Kühnheit, einen großen Teil meiner Ansprache in der Sprache von Goethe, Schiller und Kant, in der deutschen Sprache, zu halten", erklärte Putin wenige Tage nach den Terroranschlägen des 11. September. Die Rede ließ für kurze Zeit die Hoffnung auf eine Annäherung Russlands an den Westen aufkommen, die sich dann aber nicht erfüllte.

Putin beherrscht die deutsche Sprache seit seiner Zeit als Agent des russischen Geheimdienstes KGB in Dresden. Später verhandelte Kanzlerin Angela Merkel mit ihm auch auf Russisch, "der Sprache Tolstois und Dostojewskis", wie die Kanzlerin am Rande des Nato-Gipfels im walisischen Newport 2014 verriet. Da hielt Putin mit seinen Truppen schon die Krim besetzt. Es geht bei Fremdsprachen eben nicht allein um die Grammatik, sondern auch um den Inhalt.
Grammatiknote: очень хороший (sehr gut), Stilnote: недостаточный (ungenügend)

Günther Oettinger and his Günisms

Günther Oettinger tauschte 2010 das Amt des CDU-Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg gegen das des EU-Energiekommissars in Brüssel ein. Der Dialekt wechselte mit. Schon nach der ersten Anhörung überraschte Oettinger mit einem eigenwilligen Englisch. "Worse than Westerwave" ("Schlimmer als Westerwelle"), bilanzierte das Magazin "Der Spiegel". Zur Erinnerung: Der ehemalige FDP-Chef und Außenminister Guido Westerwelle hatte das Englische gern ganz gemieden und einen britischen Journalisten in Berlin ermuntert, die deutsche Sprache zu nutzen. "Wir sind ja hier in Deutschland."

Oettinger spricht gern frei. Auch auf Englisch. Und das stets mit Akzent. Das Bruttosozialprodukt – auf Englisch Gross domestic Product (GDP) – wird dann zum "GschiDiPi" und die Kreativindustrie –auf Englisch Information and Communication Technology – zu "EiCiTis". Als er Chinesen rassistisch beleidigte, entschuldigte er sich mit den Worten, er habe "frei von der Leber, as we say in German" gesprochen.

"Günisms" haben sie die baden-württembergischen Anglizismen in Brüssel in Anlehnung an Oettingers Vornamen Günther getauft. Zur Entschuldigung lässt sich sagen: Sein Englisch klang in seiner Zeit in Brüssel bis 2019 nicht schlechter als das anderer Politiker aus der humanistischen Gymnasialgeneration aus Vor-Erasmus-Zeiten. Und politisch war er ein Schwergewicht. Das ging in dem babylonischen Gewirr nur manchmal unter.
Grammatiknote: poor (mangelhaft) (wegen der Pronounciaschon)

Boris Johnson: "Wir schaffen das"

Die Frisur zeigt es schon: Boris Johnson hält nichts von Konventionen. Bei einem Besuch in Berlin ging es 2019 eigentlich um Modalitäten für den britischen Austritt aus der EU. Die Brexit-Fragen waren knifflig und Merkel war schon leicht über dem Zenit ihrer Macht. Der Gast aus London spürte das und scherzte auf Deutsch über die schwierigen Brexit-Aufgaben: "Wir schaffen das."

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Merkels Satz aus dem Flüchtlingsherbst 2015 hatte die Kanzlerin da schon längst eingeholt. Johnson nutzte den Ausflug ins Deutsche also als politischen Angriff.

Merkel ist längst nicht mehr Kanzlerin, über die Folgen des Brexits wird immer noch diskutiert. Gleichzeitig rückt die Politik des US-Präsidenten Donald Trump Großbritannien so nah an die EU wie noch nie seit dem Brexit-Referendum 2016. So erscheint Johnsons Ausfall wie seine gesamte Politik: Es zählt nur der Effekt für den Moment.
Grammatiknote: very good (sehr gut), Stilnote: poor (mangelhaft)

Emmanuel Macron: "Es berührt mich sehr"

Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron versuchte 2024 in Dresden eine neue Vision für Europa zu skizzieren. "Heute als erster französischer Präsident seit der Wiedervereinigung hier in Dresden vor Ihnen zu sprechen, ehrt mich ganz besonders. Es berührt mich sehr", sagte er auf Deutsch. Auch im Bundestag hat Macron schon auf Deutsch geredet. Er hat es in der Schule gelernt. Auch, um das Nachbarland zu verstehen. Doch Berlin blieb ihm stets ein wenig fremd. Zunächst unter Angela Merkel. Dann unter Olaf Scholz. Der servierte dem Gast beim Besuch in Hamburg Fischbrötchen. Auch eine Geste.

Der designierte Kanzler Friedrich Merz bietet nun eine neue Beziehungschance. Es ist wie beim Vokabellernen. Wiederholung hilft.
Gesamtnote: bien (gut)

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