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Warum Angela Merkel und Putin gerade jetzt miteinander sprechen


Darum geht es am Samstag
Warum sich Merkel und Putin gerade jetzt treffen

dpa, Michael Fischer und Friedemann Kohler

Aktualisiert am 18.08.2018Lesedauer: 3 Min.
Wladimir Putin begrüßt Angela Merkel mit einem Blumenstrauß: Im Mai besuchte die Kanzlerin den russischen Präsidenten in Sotschi.Vergrößern des Bildes
Wladimir Putin begrüßt Angela Merkel mit einem Blumenstrauß: Im Mai besuchte die Kanzlerin den russischen Präsidenten in Sotschi. (Quelle: Mikhael Klimenty)

Erst im Mai reiste die Kanzlerin zum russischen Präsidenten nach Sotschi: Die Beziehungen blieben trotz freundlicher Begrüßung frostig. Jetzt sehen sie sich in Meseberg wieder.

Schon wieder treffen sich Angela Merkel und Wladimir Putin. Dieses Mal in Deutschland. Das letzte Treffen liegt erst drei Monate zurück. Lange Zeit waren die Treffen zwischen der Bundeskanzlerin und dem russischen Präsidenten eine Seltenheit. Die russische Annexion der Krim und die anschließende Krise in der Ostukraine beschränkten die persönlichen Kontakte weitgehend auf Gipfelbegegnungen, Telefonate und nur zwei bilaterale Besuche Merkels in Russland innerhalb von vier Jahren.


Seit der Vereidigung Merkels für eine vierte Amtszeit und der Wiederwahl Putins im Frühjahr scheint nun aber wieder etwas in Gang zu kommen zwischen den beiden. Im Mai reiste Merkel in den Badeort Sotschi am Schwarzen Meer, um Putin zu treffen. Anschließend empfing sie Außenminister Sergej Lawrow und Generalstabschef Waleri Gerassimow im Berliner Kanzleramt – ein ungewöhnlicher Vorgang.

Jetzt kommt Putin zum ersten Mal seit Beginn der Ukraine-Krise zu einem bilateralen Besuch nach Deutschland. Merkel wird ihn am Samstag auf Schloss Meseberg, dem Gästehaus der Bundesregierung in Brandenburg, empfangen. Das schafft eine deutlich informellere Atmosphäre als bei reinen Arbeitsbesuchen im Kanzleramt.

Dass Putin und Merkel jetzt wieder stärker ins Gespräch kommen, liegt vor allem an zwei Krisen und einem Politiker: Syrien, Ukraine und Donald Trump.

Worum geht es bei Syrien?

Die syrische Regierung und Russland als ihre Schutzmacht wollen mit dem Wiederaufbau des kriegszerstörten Landes beginnen. Sie hoffen, dass EU-Wirtschaftssanktionen gegen die Führung von Präsident Baschar al-Assad gelockert werden. Außerdem geht es um mögliche Finanzhilfen.

Deutschland und andere westliche Länder bestehen bislang darauf, dass vorher der Konflikt politisch gelöst werden muss. So weit ist es noch nicht, und es sieht immer weniger danach aus, als würde der Krieg mit einem Abdanken Assads enden. Russland hat ihm seine Macht erhalten, mittlerweile kontrolliert er wieder zwei Drittel des Landes.

Zugleich ist klar, dass den Syrern in diesen Gebieten schon jetzt geholfen werden muss, um das ärmliche Leben zu normalisieren. Als ein Hoffnungszeichen wurde in dieser Woche der traditionsreiche Basar der fast völlig zerstörten Stadt Homs wiedereröffnet. Gleichzeitig könnten erneut viele Menschen in die Flucht getrieben werden, wenn die Regierungstruppen gegen die letzte große Rebellen-Bastion in Syriens nördlicher Provinz Idlib vorgehen.

Können die beiden Fortschritte im Ukraine-Konflikt erzielen?

Das scheint eher unwahrscheinlich. Die Feuergefechte zwischen ukrainischen Regierungstruppen und den von Russland unterstützten Separatisten im Osten der Ukraine gehen weiter – mal stärker, mal schwächer. Auf dem Tisch liegt Putins Vorschlag von 2017, eine internationale Friedenstruppe in den Donbass zu schicken. Aber eine Einigung gibt es nicht. Deutschland und Frankreich sind im Ukraine-Konflikt zwar die europäischen Verhandlungsführer, doch vor allem müssten sich die UN-Vetomächte Russland und USA einigen.

Die Bundesregierung bemüht sich aber zusammen mit Frankreich, den Vermittlungsprozess zwischen Russland und der Ukraine wieder anzuschieben. Heiko Maas hatte dazu vor wenigen Wochen zum ersten Außenministertreffen seit mehr als einem Jahr nach Berlin eingeladen – aber zunächst einmal ohne zählbaren Erfolg.

Gibt es noch andere Themen?

Ja, vor allem die umstrittene Gas-Pipeline Nord Stream 2 durch die Ostsee zwischen Russland und Deutschland. Beide Länder halten an dem Milliarden-Projekt fest – gegen Kritik aus den osteuropäischen EU-Staaten und trotz drohender Sanktionen der USA. Deshalb dringt Berlin darauf, dass Moskau Erdgas weiterhin auch durch die Ukraine leitet und dem Nachbarland Einnahmen aus dem Transit verschafft. Darüber sprachen Merkel und Putin schon bei ihrem Treffen in Sotschi, doch Verträge zwischen dem russischen Gasriesen Gazprom und der ukrainischen Naftogaz gibt es noch nicht.

Rücken die beiden wegen der Alleingänge Trumps nun enger zusammen?

Auf jeden Fall führt die ganz auf nationale Interessen ausgerichtete Außenpolitik Trumps dazu, dass sich Merkel wieder mehr um die Gesprächskanäle zu international maßgeblichen Ländern wie Russland oder China kümmert. Deutschland setzt sich – wie auch Russland – für die bestehende, auf internationalen Abkommen und Organisationen basierende Weltordnung ein, die durch Trump gefährdet wird.

Wie geht es nach dem Gipfel in Meseberg weiter?

Der Besuchsreigen wird weiter gehen. Mitte September wird der russische Außenminister Lawrow in Berlin erwartet. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat Merkel und Putin zudem zu einem Syrien-Gipfel in die Türkei eingeladen, von dem man aber noch nicht weiß, ob und wann er stattfindet. Und Putin könnte auch recht bald wieder nach Deutschland kommen, allerdings aus privaten Gründen. In Berlin wird gemunkelt, dass er im Oktober bei der Hochzeitsfeier seines Freundes, Altkanzler Gerhard Schröder, dabei sein könnte.

Verwendete Quellen
  • dpa
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