Umstrittener Besuch Warum bringt Putin einen Kosaken-Chor nach Österreich?
Selten hat Österreich im Vorfeld soviel über eine Hochzeit diskutiert. Dass Kremlchef Putin bei der Vermählung der Außenministerin erscheint, wirft kritische Fragen auf.
Die Einladung sorgte für Irritationen. Russlands Präsident Wladimir Putin ist unter den Gästen der Hochzeit von Österreichs Außenministerin Karin Kneissl am Wochenende. Alt-Bundeskanzler Vranitzky sprach von einem "merkwürdigen Vorgang". Kritiker monierten, Österreich beschädige als EU-Ratsvorsitzland seine Vermittlerrolle im Ukraine-Konflikt.
Zur Feier in der Steiermark bringt der Kremlchef stimmgewaltige Unterstützung mit. Putin werde von zehn Mitgliedern einer Kosaken-Volksmusikgruppe begleitet, die für die 53-Jährige Kneissl ein Hochzeitsständchen anstimmen wollten, hieß es am Freitag aus diplomatischen Kreisen. Es werde davon ausgegangen, dass dies auch das Hochzeitsgeschenk des 65-Jährigen sei.
Hochzeit mit viel Polit-Prominenz
Kneissl, die auf FPÖ-Ticket in der Regierung sitzt, heiratet in der südlichen Steiermark ihren Lebensgefährten, den Unternehmer Wolfgang Meilinger. Rund 100 Gäste sind geladen, darunter neben Putin auch Kanzler Sebastian Kurz sowie Vizekanzler und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache.
Die Polizei in der Steiermark bereitet sich auf einen großen Einsatz vor. Mehrere Hundert Polizisten, darunter auch Kräfte der Spezialeinheit Cobra, sollen den hohen Gast schützen. Nach unbestätigten Medienberichten soll Putin auf dem Flughafen in Graz landen und von dort mit dem Hubschrauber zur Feier geflogen werden. Es wurde auch über eine Kutschfahrt spekuliert. Die südliche Steiermark an der Grenze zu Slowenien ist ein vom Weinbau geprägtes Hügelland, das auch als die "Toskana Österreichs" gilt.
Zuletzt war Putin im Juni in Wien. Damals warb er für einen schrittweisen Neubeginn in den Beziehungen zwischen der EU und Russland. Putin habe von Kneissl bei seinem Wien-Besuch eine Einladung zu der Feier bekommen und habe diese "mit Freude angenommen", sagte sein Sprecher Dmitri Peskow.
Einladung passt "nicht ins Konzept des Landes"
Die Einladung Kneissls an Putin hatte für Unmut gesorgt. Alt-Bundeskanzler Franz Vranitzky sprach in der "Bild"-Zeitung von einem "merkwürdigen Vorgang, der sowohl innen- und außen- als gesellschaftspolitisch nicht ins Konzept des Landes" passe. Putin wird sich dem Vernehmen nach nicht länger als rund zwei Stunden bei der Hochzeit aufhalten. Er wird am Abend noch von Bundeskanzlerin Angela Merkel in Meseberg zu politischen Gesprächen erwartet.
- dpa