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Türkei: Wütender Mob zündet syrische Geschäfte an


Vier Tote
Gewalttätiger Mob zündet syrische Geschäfte an

Von t-online, cc

02.07.2024Lesedauer: 3 Min.
Syrische Geflüchtete im türkischen Grenzgebiet (Archivbild).Vergrößern des BildesSyrische Geflüchtete im türkischen Grenzgebiet (Archivbild). (Quelle: Afshin Ismaeli/SOPA Images/LightRocket via Getty Images)
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In der Türkei herrscht Alarmstimmung. Die Stimmung gegen syrische Flüchtlinge schlägt in Gewalt um. Ausbruch der Pogrome war die Festnahme eines syrischen Mannes.

In der Türkei ist die kritische Haltung gegenüber syrischen Flüchtlingen in Gewalt umgeschlagen. Im zentraltürkischen Kayseri spielten sich am Donnerstagabend dramatische Szenen ab, als ein offenbar türkischer Mob die Geschäfte von Syrern angriff. Es seien auch Häuser und Fahrzeuge beschädigt worden, schrieb Innenminister Ali Yerliakya auf der Plattform X.

Die Wut richtete sich dabei nicht nur gegen die Geflüchteten selbst, sondern auch gegen die Politik des türkischen Präsidenten. Auf Videos war zu sehen, wie Menschen in Kayseri durch die Straßen zogen und Sprechchöre wie "Syrer raus" und "Trete zurück, Erdogan" riefen.

Die Türkei ist durch den Krieg in Syrien zum Hauptaufnahmeland für Flüchtlinge geworden. Im September 2023 lebten knapp 3,5 Millionen Geflüchtete aus dem Nachbarland in der Türkei, oft unter prekären Umständen. Ablehnung und Rassismus gegenüber den Syrern hatten zuletzt zugenommen. Nun entlud sich der Hass in Gewalt. "Es ist inakzeptabel, Häuser anzuzünden, Vandalismus zu betreiben und Straßen in Brand zu setzen", sagte Präsident Recep Tayyip Erdogan zu den Vorfällen.

Auch in Syrien kam es zu Auschreitungen

Offenbar hatte ein Fall von sexuellem Missbrauch das Fass auf türkischer Seite zum Überlaufen gebracht. So wurde in Kayseri ein syrischer Mann festgenommen, weil er sich an seiner sieben Jahre alten Cousine vergangen haben soll. Daraufhin kam es schon am Sonntag zu Angriffen auf syrische Einrichtungen in der Stadt. Insgesamt seien 67 Menschen nach den Ausschreitungen festgenommen worden, so der türkische Innenminister Yerlikaya.

Die Attacken gegen syrische Einrichtungen in der Türkei sorgten wiederum für Proteste auf der syrischen Seite. So kam es im von der Türkei besetzten Norden Syriens laut der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte unter anderem in Reaktion auf die Übergriffe zu tödlichen Auseinandersetzungen. Daran seien in der Stadt Afrin bewaffnete Demonstranten und Angehörige der türkischen Streitkräfte sowie mit ihnen verbündete Milizen beteiligt gewesen.

Vier Menschen starben. Sie seien bei "Feuergefechten zwischen Demonstranten und vor türkischen Stellungen postierten Wachen" ums Leben gekommen, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Montag. Demnach starben drei Menschen in der Stadt Afrin, ein weiterer in Dscharabulus. Zudem seien 20 Menschen verletzt worden.

Laut der in Großbritannien ansässigen Beobachtungsstelle nahmen hunderte Menschen in mehreren Städten an den Protesten teil. Vielerorts wurden demnach türkische Flaggen von Gebäuden abgerissen. Am Grenzübergang Dscharabulus eröffneten demnach türkische Grenzschützer das Feuer auf Demonstranten, die versuchten, in die Türkei zu gelangen.

Die Beobachtungsstelle bezieht ihre Informationen aus einem Netzwerk verschiedener Quellen in Syrien. Die Angaben der Organisation sind von unabhängiger Seite oft kaum zu überprüfen.

Ausschreitungen werden häufig durch Gerüchte im Netz angefacht

Ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP berichtete von bewaffneten Männern, die in der Stadt Al-Bab das Feuer auf türkische Lastwagen eröffneten. In der syrischen Stadt Asas sagte einer der Demonstranten der Nachrichtenagentur AFP, er protestiere aus Solidarität "mit unseren syrischen Brüdern in der Türkei", die "vor Baschar al-Assad geflohen sind, um in der Türkei unterdrückt zu werden".

In der Türkei herrscht eine zunehmend feindliche Stimmung gegenüber Syrern und anderen Menschen aus arabischen Ländern. Einer Umfrage von 2022 zufolge wollen 80 Prozent der Türken, dass Syrer das Land verlassen. Viele Menschen in der Türkei kritisieren die Flüchtlingspolitik von Präsident Recep Tayyip Erdogan als verfehlt. In den sozialen Medien häufen sich auch rassistische Anfeindungen.

In den vergangenen Jahren ist es in der Türkei bereits mehrfach zu rassistischen Vorfällen gekommen, die nicht selten durch in Online-Netzwerken kursierende Gerüchte ausgelöst wurden. Die Türkei hat seit 2020 Soldaten im Norden Syriens stationiert und kontrolliert mit der Unterstützung syrischer Hilfstruppen zwei großflächige Gebiete an der Grenze zur Türkei.

Verwendete Quellen
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