Deutliche Kritik Russischer Oligarch nennt Krieg "kolossalen Fehler"
Kritische Worte gegenüber dem Kreml sind von Oligarchen eher selten. Nun hat sich ehemalige Putin-Verbündete Oleg Deripaska ungewohnt deutlich geäußert.
Der russische Oligarch Oleg Deripaska hat den Ukraine-Konflikt als enormen Fehler bezeichnet. "Ist es in Russlands Interesse, die Ukraine zu zerstören? Natürlich nicht, das wäre ein kolossaler Fehler", sagte er auf einer Pressekonferenz in Moskau am Dienstag. Vertreter der russischen Elite äußern sich nur selten in einer solchen Deutlichkeit.
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Der Gründer des Aluminiumkonzerns Rusal sprach auf der Pressekonferenz wiederholt von einem "kolossalen Fehler" und bezeichnete die russische Militäroffensive in der Ukraine zudem als "Krieg" – eine Bezeichnung, die von den russischen Behörden eigentlich verboten wurde.
Von Sanktionen betroffen
Deripaska kritisierte auch die russische Reaktion auf die beispiellosen Sanktionen, die westliche Staaten wegen der russischen Offensive in der Ukraine verhängt haben. Die russischen Behörden hätten "120 Tage nach Beginn des Konflikts immer noch keine notwendigen Entscheidungen getroffen", um die Auswirkungen dieser Sanktionen auf die russische Wirtschaft abzumildern, beklagte er. Der Oligarch ist selbst von EU-Sanktionen betroffen. Sein Vermögen beläuft sich im Jahr 2022 laut dem Magazin "Forbes" auf 1,7 Milliarden Dollar. Im Vorjahr waren es demnach noch 3,8 Milliarden Dollar gewesen.
Die Strafmaßnahmen seien für Russland "natürlich schmerzhafter" als für den Westen, fügte Deripaska hinzu. Damit widersprach er Äußerungen von Präsident Wladimir Putin, der wiederholt erklärt hatte, dass die Sanktionen Russland nichts anhaben könnten, während Verbraucher in westlichen Staaten insbesondere unter den gestiegenen Energiepreisen litten.
Ein Regierungswechsel in Russland ist laut Deripaska nicht zu erwarten. "Es gibt kein Potenzial für einen Systemwechsel", sagte er. Die Opposition habe sich "aus dem Leben des Landes zurückgezogen", sagte er. Viele russische Oppositionelle befinden sich in Haft oder sind ins Exil gegangen.
- Nachrichtenagentur AFP