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Ukraine: Wer ist der Reporter an der Seite von Putins Invasionsarmee?


Chinese berichtet von der Front
Wer ist der Reporter an der Seite von Putins Invasionsarmee?

Von t-online, mk

16.03.2022Lesedauer: 3 Min.
Lu Yuguang in einem seiner Ukraine-Berichte: Der frühere Marineoffizier lebt seit Jahrzehnten in Moskau.Vergrößern des Bildes
Lu Yuguang in einem seiner Ukraine-Berichte: Der frühere Marineoffizier lebt seit Jahrzehnten in Moskau. (Quelle: Screenshot/Youtube@GuardianNews)

Lu Yuguang ist wohl der einzige ausländische Reporter, der die russische Armee in der Ukraine begleiten darf. Das Vertrauen des Kreml hat sich der Chinese über Jahrzehnte erarbeitet.

Mit Helm und schusssicherer Weste steht Lu Yuguang an der Straße in Mariupol, russische Panzer dröhnen an ihm vorbei: "Ich bin hier direkt an der Front, wo ein Krankentransporter die Verletzten vom Schlachtfeld holt", sagt Lu in Richtung Kamera. Dann fragt er einen russischen Soldaten, ob dieser nervös sei: "Nein, ich kämpfe schon seit acht Jahren", antwortet der. Auf anderen Aufnahmen ist Lu mit russischen Soldaten in einem Privatauto zu sehen oder im Interview mit einem Einwohner Mariupols.

Es wirkt wie klassischer "eingebetteter Journalismus": In Erwartung wohlwollender Berichterstattung gewährt eine Armee ausgesuchten Journalisten Zugang zu den kämpfenden Soldaten an der Front. So ging auch die US-Armee beim Einmarsch in den Irak 2003 vor. Doch die russische Armee ist bislang nicht bekannt für diese Form der Propaganda. Und außer Lu Yuguang scheint auch kein anderer ausländischer Reporter den Ukraine-Feldzug aus russischer Sicht zu begleiten. Wie also kommt der Mitarbeiter des chinesischen Senders Phoenix TV an die Straße in Mariupol?

Der "Guardian" hat auf Youtube ein kurzes Video mit Zusammenschnitten aus Lus Berichten, mit englischen Untertiteln, geteilt:

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Über russische Gräueltaten berichtet Lu nicht

Wie der "Guardian" berichtet, lebt der frühere Marineoffizier der chinesischen Volksbefreiungsarmee seit mehreren Jahrzehnten in Moskau. Schon von den Tschetschenienkriegen zwischen 1996 und 2009 berichtete er demnach als "eingebetteter Reporter" aus Sicht der russischen Armee und wurde dafür vom Kreml mehrfach ausgezeichnet. Auch in China scheint Lu Yuguang kein Unbekannter: Verschiedene Medien dort haben laut "Guardian" schon über den Werdegang des Mannes berichtet.

Das Vertrauen des Kreml in Lus Linientreue scheint nicht unbegründet. In einem Interview am 2. März mit Denis Pushilin, dem Anführer der selbsternannten Volksrepublik Donezk in der Ostukraine, sagte Lu beispielsweise: "Mit Hilfe der russischen Armee hat die Miliz hier schon 40 Wohngebiete befreit. Der Sieg ist nicht mehr weit." Über Gräueltaten der russischen Truppen oder Tausende getötete Zivilisten allein in Mariupol berichtet Lu freilich nicht.

China verbreitet russische Desinformation

Lus Berichte von der russischen Frontlinie in der Ukraine werfen auch ein Schlaglicht auf die Rolle Chinas in dem Konflikt. Die Führung in Peking steht zwar an der Seite des Kreml, vermeidet aber international den Eindruck von bedingungsloser Unterstützung. So enthielt sich Peking im UN-Sicherheitsrat und in der Vollversammlung der Stimme, als es um eine Verurteilung des Angriffskrieges ging. Die chinesischen Staatsmedien sind allerdings voll auf Linie mit der Propaganda des Kreml.

So hören auch die Menschen in China, dass die USA in ukrainischen Geheimlaboren Chemie- und Biowaffen entwickeln oder dass der ukrainische Präsident Selenskyj bereits aus Kiew geflohen sei – Lügengeschichten, die Moskau in die Welt gesetzt hat. Lu selbst verbreitete auch die russische Desinformation weiter, wonach ukrainische Soldaten Zivilisten als menschliche Schutzschilde missbrauchten.

Der in London ansässige China-Kenner Steve Tsang glaubt, dass Lu seinen Sonderstatus entweder durch persönliche Beziehungen erreicht hat oder weil Moskau mit seinem Einsatz in Peking für Unterstützung werben will. "Russland würde jedenfalls nie einen ausländischen Reporter in die Nähe der Truppen lassen, wenn man nicht absolut sicher wäre, dass dieser Reporter ein positives Bild davon vermittelt", sagte Tsang dem "Guardian".

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