Mangel an eigenen Soldaten Fremdenlegion in Taiwan soll China trotzen
Taiwan könnte seinen Personalmangel in der Armee bald mit Söldnern lösen. Entsprechende Vorschläge gibt es bereits.
Der Druck von China auf Taiwan wächst, immer wieder provoziert Peking den Inselstaat mit Militärmanövern, Kampfjets nähern sich dem taiwanischen Luftraum. In seiner Neujahrsansprache hat Chinas autoritär regierender Präsident Xi Jinping den Anspruch seines Landes auf Taiwan untermauert. "Niemand kann die Wiedervereinigung mit dem Mutterland stoppen", sagte Xi in der von den chinesischen Staatsmedien übertragenen Ansprache.
Die USA unterstützen Taiwan schon länger mit Waffen, aber ein Problem können sie nicht lösen: Dem Land fehlen Soldaten. Nun wird ein Modell diskutiert, das auch in US-Militärkreisen bereits Anklang gefunden hat: eine Fremdenlegion. Richard Chen, ein taiwanesischer Abgeordneter, sieht eine solche Legion nach einem Bericht des britischen "Telegraph" als eine Möglichkeit zur Lösung der Personalnot.
Angebot der Staatsbürgerschaft
Der Vorschlag sieht vor, dass "Ausländer nach zwei Jahren Dienst die Staatsbürgerschaft erhalten können". Chen schränkte aber ein, dass ein formeller Konsultationsprozess "noch nicht begonnen hat". Alexander Huang, Professor an der Tamkang University in Taipei, sieht laut der Zeitung ebenfalls die Möglichkeit, "Ausländer in die Armee zu integrieren und eine Fremdenlegion zu schaffen".
Aus dem Bericht "Military Balance 2022" des Internationalen Instituts für Strategische Studien (IISS) geht hervor, dass den 169.000 aktiven Militärangehörigen in Taiwan rund 1,66 Millionen Reservisten zur Seite stehen. Laut einem Bericht der "South China Morning Post" soll die Zahl aber zurückgehen, um mindestens drei Prozent im Jahresvergleich. China hat zwei Millionen Soldaten unter Waffen und kann auf mindestens 500.000 Reservisten zurückgreifen.
Ukraine hat bereits eine Fremdenlegion
Frankreich hat bereits im 19. Jahrhundert eine Fremdenlegion gegründet, allerdings als Eliteeinheit. Die Ukraine verfügt ebenfalls über eine Legion, die aus Ausländern besteht. Deren Mitglieder dienen in unterschiedlichen Brigaden. Die Kämpfer erhalten den gleichen Sold wie ukrainische Soldaten, 550 US-Dollar (511 Euro), wenn sie nicht an der Front sind, und 4.800 US-Dollar (4.464 Euro), wenn sie an Kämpfen beteiligt sind. Kiew kämpft mit einem Personalmangel in der Armee, zum einen wegen großer Verluste, aber auch aus demografischen Gründen. Es gibt immer weniger Nachwuchs.
Wie auch in der Ukraine fehlen Taiwan junge Soldaten. Das asiatische Land hat zuletzt seinen Wehrdienst von vier Monaten auf ein Jahr verlängert. Die Geburtenrate ist eine der niedrigsten der Welt, sie liegt bei 0,87. Um eine Bevölkerung stabil zu halten, ist eine Rate von 2,10 nötig.
China betrachtet Taiwan als abtrünnige Provinz, die wieder mit dem Festland vereinigt werden soll – notfalls mit militärischer Gewalt. Peking verstärkte in den vergangenen Jahren seine militärischen Aktivitäten rund um die Insel.
Mitte Dezember hielt China nach taiwanischen Angaben eines der größten Militärmanöver rund um die Insel seit Jahren ab. Rund 90 Kriegsschiffe und Schiffe der chinesischen Küstenwache waren demnach an den Übungen beteiligt, bei denen unter anderem Angriffe auf Schiffe und Seeblockaden simuliert wurden.
- ildu.com.ua: "Головна" (ukrainisch)
- telegraph.co.uk: "Taiwan’s foreign legion: the fighters putting pressure on China’s soldiers" (englisch)
- rfa.org: "Taiwan looks to migrants to fill armed forces recruitment gaps" (englisch)
- iiss.org: "The Military Balance 2022" (englisch, kostenpflichtig)
- cnn.com: "Taiwan faces population crisis as fertility barriers persist" (englisch)
- scmp.com: "Taiwan’s shrinking active-duty troop numbers worry as PLA threats intensify" (englisch)