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Frankreich: Macron ernennt François Bayrou zum Premier – wer ist der Mann?


Nach dem Sturz der Regierung
Er soll jetzt Frankreich retten

Von t-online
13.12.2024Lesedauer: 3 Min.
Kommt Frankreich mit neuem Premier aus der Krise?Vergrößern des Bildes
Der neue Premier François Bayrou (l.) ist ein enger Vertrauter von Präsident Macron (Archivbild): Seit diesem Freitag ist Bayrou Frankreichs Premier. (Quelle: Ludovic Marin/AFP POOL/AP/dpa/dpa-bilder)
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Seine Ernennung soll Präsident Macron mitten in der Regierungskrise entlasten. François Bayrou ist Frankreichs neuer Premier. Doch wer ist der Mann?

François Bayrou steht vor einer Herkulesaufgabe. Der 73-jährige Vorsitzende der Partei Mouvement démocrate ("Demokratische Bewegung", kurz MoDem) ist Frankreichs neuer Premier. Der langjährige Verbündete des französischen Präsidenten Emmanuel Macron hat keine geringere Aufgabe, als die französische Politik nach Monaten der Krise zu stabilisieren. Aber Bayrou ist nicht nur Politiker. Er ist auch ein Intellektueller und Liebhaber der Pferdezucht.

Als erfahrener Politiker gilt François Bayrou als Denker mit Weitblick. In seiner Position als Hochkommissar für Planung der französischen Regierung widmete er sich ab 2020 Themen wie der Alterung der Gesellschaft und der Stärkung der französischen Souveränität in essenziellen Industrien. Sein Ansatz war dabei langfristig: Entscheidungen, die zehn, 20 oder sogar 30 Jahre in die Zukunft reichen, sollte er schon heute treffen.

Zudem war Bayrou zwischen 1993 und 1997 Bildungsminister, später zwischen Mai und Juni 2017 sogar stellvertretender Premierminister und Justizminister des Übergangskabinetts von Édouard Philippe. 2007 und 2012 kandidierte Bayrou für das Amt des Präsidenten. Seine erste Kandidatur erreichte rund 18,7 Prozent der Stimmen, seine zweite dann nur noch neun Prozent. Ab 2014 engagierte er sich als Bürgermeister der Stadt Pau für seine Heimatregion Pyrénées-Atlantiques.

Privat zeigt sich Bayrou als Mann mit außergewöhnlichen Interessen. Seine Liebe zur Pferdezucht, die er als eine Kunstform beschreibt, sollen ihm Einsichten in Geduld und Planung vermittelt haben. Er verglich im Jahr 2014 im Interview mit der Nachrichtenagentur AFP das Gefühl, ein preisgekröntes Pferd gezüchtet zu haben, mit einem Künstler, der ein Gemälde schafft.

Ein Pferdemensch in der Politik

Bayrous Interesse an der Pferdezucht ist mehr als ein Hobby – es ist eine Metapher für seine Sicht auf das Leben und die Politik. "Es ist wie eine Skulptur, die tanzt", beschrieb er der AFP die Magie eines Rennpferdes. Geduld und Strategie seien notwendig, um ein Champion-Pferd hervorzubringen. Auch in der Politik sucht er nach der perfekten Balance zwischen unterschiedlichen Kräften und Idealen.

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Seine Zucht von Vollblütern hat ihm wirtschaftlich oft Sorgen bereitet, doch sie lehrte ihn auch, dass große Träume ohne Risiko nicht zu verwirklichen sind. Dieses Denken könnte ihm helfen, die komplexen Herausforderungen Frankreichs zu bewältigen.

Herausforderungen für den neuen Premierminister

Die Ernennung Bayrous könnte dazu beitragen, den Druck auf Macron zu mindern, dessen Amtszeit noch bis 2027 dauert. Macron selbst schloss einen Rücktritt kürzlich aus, doch das Parlament bleibt gespalten. Weder Macrons Mitte-Kräfte noch ein anderes Lager haben eine absolute Mehrheit, was die Regierungsbildung erschwert. Bayrou muss nun ein Kabinett zusammenstellen, das eine breite parlamentarische Basis findet, um die politischen Spannungen zu entschärfen.

Besonders kritisch ist der Umgang mit Frankreichs Staatsfinanzen. Mit einer Schuldenquote, die zu den höchsten in Europa gehört, und einem laufenden Defizitverfahren der EU steht Bayrou vor der Herausforderung, einen Sparhaushalt vorzulegen. Sein Vorgänger Michel Barnier war genau daran gescheitert.

Die politische Instabilität in Frankreich hat auch Auswirkungen auf die EU. Obwohl Macron weiterhin international aktiv ist, könnte ein anhaltender Stillstand seine Rolle in Brüssel schwächen. Bayrou, der sich als Brückenbauer versteht, muss nicht nur national, sondern auch europäisch Vertrauen schaffen. Insbesondere bei finanziellen Verpflichtungen, etwa weiteren Hilfen für die Ukraine, könnte Frankreichs Handlungsfähigkeit auf die Probe gestellt werden.

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Verwendete Quellen

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