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Trumps Wirtschaftspolitik: Das trifft die US-Bürger mit voller Wucht


Trump-Beben in der Wirtschaft
Das trifft die US-Bürger mit voller Wucht


11.03.2025 - 17:02 UhrLesedauer: 5 Min.
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Im Video: So schnell könnte es mit der Männerfreundschaft von Trump und Musk vorbei sein. (Quelle: t-online)
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Trumps Wirtschaftskurs gerät ins Schlingern: In den USA steigt die Inflation, Aktienmärkte brechen ein, und die Verbraucher verlieren das Vertrauen. Sind die Versprechen des "Dealmaker"-Präsidenten schon geplatzt?

Bastian Brauns berichtet aus Washington

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Die schlechten Nachrichten sind nicht mehr zu übersehen: Sechs Wochen nach Beginn von Trumps zweiter Amtszeit ist die US-Wirtschaft in ernsthaften Turbulenzen, die sogar Bedenken aufkommen lassen hinsichtlich der langfristigen Stabilität des Finanzsystems. Entlassungen nehmen zu, das Verbrauchervertrauen erodiert, und die Inflation beschleunigt sich.

Und so sind die Fragen zum wirtschaftlichen Zustand des Landes in den vergangenen Tagen immer drängender geworden. Nur: Zufriedenstellende Antworten kann Trumps Pressesprecherin im Weißen Haus nicht geben.

Als Karoline Leavitt gefragt wurde, wie der Präsident seine vielen begonnenen Handelskriege angesichts der schon jetzt steigenden Inflation und des Börsenbebens noch rechtfertigen könne, sagte sie: Trumps wirtschaftliche Agenda sei eben "erfrischend". Sie habe außerdem keine "Glaskugel" und könne darum auch nicht sagen, für wie lange Amerikaner unter den steigenden Preisen zu leiden hätten. So sei das eben bei einer "Disruption".

Angesichts zunehmender wirtschaftlicher Probleme versucht auch Trump, die wachsenden Bedenken herunterzuspielen. In einem Interview beim Fernsehsender Fox News behauptete er, die Wirtschaft befinde sich in einem "Zwischenzustand", seine Politik werde aber langfristige Vorteile bringen. Selbst eine kommende Rezession, also ein Schrumpfen der Wirtschaft, wollte er nicht ausschließen und erklärte: "Es gibt eine Übergangsphase, weil das, was wir tun, sehr groß ist."

Vor allem aber gibt Trump die Schuld an der aktuellen wirtschaftlichen Talfahrt anderen: der amerikanischen Notenbank, der Federal Reserve, der wirtschaftlichen "Schwäche" einzelner Unternehmen und der Haushaltsblockade der Demokraten im Kongress.

Dabei war Trump mit großspurigen Wahlversprechen angetreten. Er hatte ein "goldenes Zeitalter" versprochen, das unter ihm beginnen werde, mit deutlich niedrigeren Energiepreisen und einem Kampf gegen die Inflation. Stattdessen sprechen Experten nun von einer drohenden "Trumpcession", gerade weil der US-Präsident eine Rezession nicht ausschließen wolle. Gerade weil er es ist, der mit seiner Politik den wirtschaftlichen Einbruch verursacht und beschleunigt: Entzaubert sich der Dealmaker-Präsident gerade selbst?

Zölle und Marktpanik

  • Insbesondere Trumps radikale Zollpolitik erschüttert Unternehmen, Verbraucher und Investoren gleichermaßen. Seine sprunghaften und extremen Strafzölle – hauptsächlich gegen Kanada, Mexiko und China – haben die Inflation in einem ohnehin heiklen Moment weiter angeheizt. Seine Handelsdrohungen gegen den mächtigen Wirtschaftsraum der Europäischen Union machen die Lage nicht besser.
  • All das hat messbare Folgen an den Börsen: Der wichtige S&P 500 (Standard & Poor’s 500), ein Aktienindex, der die Aktien von 500 der größten börsennotierten US-amerikanischen Unternehmen umfasst, hat im März einen Rückgang von 8,6 Prozent gegenüber seinem Februar-Höchststand verzeichnet. Das bedeutet: Mehr als 4 Billionen Dollar an Marktwert wurden in diesem Zeitraum vernichtet.
  • Trotz Trumps Behauptung, der wirtschaftliche Abschwung sei nur eine "kleine Störung", ist die gesamte Wall Street alarmiert. Der Technologie-Index Nasdaq befindet sich in der Korrekturzone. Investoren, die Trump einst als wirtschaftsfreundlichen Präsidenten betrachteten, scheinen zunehmend skeptisch gegenüber seinen erratischen wirtschaftspolitischen Entscheidungen zu sein.

Störungen auf dem Arbeitsmarkt und Einwanderungspolitik

  • Trumps Maßnahmen gegen Einwanderer treffen viele Branchen hart, etwa die Landwirtschaft, das Bauwesen, die Gastronomie und das Gesundheitswesen. All diese Sektoren sind auf Einwanderer als Arbeitskräfte angewiesen. In den USA gehen rund 8 Millionen illegale Einwanderer einer Arbeit nach, was rund 5 Prozent aller Arbeitnehmer entspricht. Gerade im Baugewerbe ist die Konzentration an illegalen Arbeitnehmern mit fast 14 Prozent der Belegschaft besonders hoch. Gefolgt von der Landwirtschaft mit rund 13 Prozent und dem Gastgewerbe mit 7 Prozent.
  • Hinzu kommen die vielen Entlassungen von Bundesangestellten im Rahmen der Säuberungen und Kürzungen in den Bundesbehörden. Laut dem neuesten Arbeitsmarktbericht wurden allein im vergangenen Monat 10.000 solche Stellen gestrichen. Auch diese Maßnahmen verstärken die wirtschaftliche Instabilität, weil Tausende Amerikaner sich wegen ihrer beruflichen Unsicherheit beim Konsum zurückhalten.

Verbrauchervertrauen im freien Fall

  • Ein besonders alarmierendes Anzeichen ist deshalb der rasante Rückgang des Verbrauchervertrauens. Der sogenannte Consumer Confidence Index des unabhängigen Conference Board verzeichnete seinen stärksten Einbruch seit 2009. Laut den ebenfalls regelmäßigen, aber anders gelagerten Erhebungen der University of Michigan ist das Vertrauen der Konsumenten in den USA aktuell sogar so stark gesunken wie noch nie zuvor seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1978.
  • Amerikanische Einzelhandelsgiganten wie Target und Walmart warnten bereits vor den Folgen der radikalen Importzölle gegen China, Kanada und Mexiko. Sie seien als Unternehmen nicht in der Lage, die Kosten aufzufangen, und müssten sie darum an die Verbraucher weitergeben. Schon jetzt berichten sie von schwerwiegenden Rückgängen im Konsumverhalten: Im Januar sank der Verbrauch um 0,2 Prozent – inflationsbereinigt betrug der Rückgang sogar 0,5 Prozent, was dem höchsten Einbruch seit Anfang 2021 entspricht.

Inflation und Lebenshaltungskosten

  • Trotz seines großspurigen Versprechens, die Energiepreise zu halbieren, wird Energie während Trumps Präsidentschaft immer teurer. Die Inflation stieg um 0,5 Prozentpunkte gegenüber Dezember, was zu einer jährlichen Inflationsrate von inzwischen 3 Prozent führt – und damit deutlich über dem Vor-Pandemie-Niveau liegt.
  • Der Ausblick auf weitere Maßnahmen der Trump-Regierung, wie etwa mögliche Steuersenkungen für Wohlhabende und zusätzliche Zölle, dürfte die Inflation kaum eindämmen, sondern perspektivisch weiter anheizen. Diese Schritte werden die Sorgen über steigende Lebenshaltungskosten für Durchschnittsamerikaner voraussichtlich weiter verstärken.

Sonderfall Tesla

  • Der Aktienwert des Elektroautobauers Tesla ist alleine an diesem Montag um 15 Prozent eingebrochen – das ist der stärkste Rückgang seit fünf Jahren. Seit ihrem Höchststand von 479,86 Dollar am 17. Dezember 2024 haben die Tesla-Aktien sogar schon mehr als 50 Prozent ihres Wertes verloren, der Kursrutsch hat somit mehr als 800 Milliarden Dollar der Marktkapitalisierung vernichtet. Die Musk-Aktie verzeichnet seit sieben Wochen in Folge Verluste. Das ist die längste Verlustserie seit Teslas Nasdaq-Debüt im Jahr 2010.
  • Der massive Rückgang ist nicht nur auf die Unsicherheiten in Bezug auf Trumps Zollpolitik insbesondere gegenüber Kanada und Mexiko zurückzuführen, sondern offensichtlich auch auf Elon Musks eigenes, umstrittenes politisches Engagement. Vor immer mehr Tesla-Handelsfilialen wird protestiert, etwa in New York, Jacksonville im US-Bundesstaat Florida, Pasadena in Kalifornien, Seattle in Washington, Portland in Oregon, oder Tucson in Arizona. Vandalismus gegen Tesla-Fahrzeuge und -Ladesäulen nimmt zu. Der Imageverlust der Tesla-Marke konnte zuerst in Europa beobachtet werden. Die Verkäufe dort brachen schon im Januar um 50 Prozent ein. Und das bei einem entgegenlaufenden Trend: Der weltweite Absatz von Elektrofahrzeugen ist um 21 Prozent gestiegen.

Die politischen Auswirkungen

Der wirtschaftliche Abschwung nagt schon jetzt an Trumps politischem Kapital. Denn gerade er lebt vom Mythos, er sei "gut für die Wirtschaft" – dementsprechend hoch waren und sind die Erwartungen. Trumps aktuelle Zustimmungswerte gerade zu diesem frühen Zeitpunkt einer Amtszeit sind historisch niedrig. Die jüngste Umfrage des Emerson College ergab, dass 47 Prozent der Wähler mit seiner Leistung zufrieden sind und 45 Prozent sie ablehnen.

Bezüglich der Wirtschaft sieht es demnach noch schlechter aus: 48 Prozent der Befragten geben an, Trumps Umgang mit der Wirtschaft abzulehnen, während nur 37 Prozent mit seiner Politik einverstanden sind. Die chaotische Umstrukturierung der Bundesregierung unter Elon Musks Department of Government Efficiency (Doge) hat offensichtlich sogar einige von Trumps treuesten Anhängern verprellt.

Ein Beispiel sind etwa Bauern im mittleren Westen, die ihre Produkte über die Entwicklungshilfeorganisation USAID in alle Welt verkaufen konnten. Außerdem stoßen drastische Kürzungsvorschläge für die Gesundheitshilfe Medicaid – von der mehr als 70 Millionen Amerikaner betroffen wären – auf parteiübergreifenden Widerstand. Versuche der Republikaner, diese Kürzungen als "notwendige Reformen" darzustellen, erweisen sich zunehmend als unpopulär. Das bekommen insbesondere republikanische Abgeordnete in ihren Wahlkreisen zu spüren.

Eine gute Nachricht für Donald Trump kam ausgerechnet von einem, den er am schärfsten kritisiert. Jerome Powell, der Vorsitzende der US-Notenbank, merkte an, man müsse sich trotz der negativen Entwicklungen noch keine Sorgen machen. "Trotz des erhöhten Maßes an Unsicherheit befindet sich die US-Wirtschaft weiterhin in einer guten Lage", sagte Powell vergangene Woche. Die aktuellen Indikatoren seien bisher nicht ausreichend, um ernsthaft zu befürchten, dass der reale Konsum, der rund zwei Drittel der amerikanischen Wirtschaft antreibt, einfach so versiegen werde.

Verwendete Quellen

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