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Grönland wählt: Trump bestimmt die Agenda


Trumps Lieblingsinsel wählt
"Werden euch reich machen"

Von dpa, afp, t-online
Aktualisiert am 11.03.2025 - 14:33 UhrLesedauer: 3 Min.
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In Grönland schmilzt das Eis. Das weckt Begehrlichkeiten – auch nach den im Boden schlummernden Rohstoffen wie Lithium. (Quelle: IMAGO/Sergi Reboredo / VWPics/imago)
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Donald Trump will Grönland übernehmen. In dieser heiklen Situation wählt die Insel ein neues Parlament.

Wahlen in Grönland erregen medial meist kein großes Aufsehen. Doch seit US-Präsident Donald Trump die Insel und seine Rohstoffe übernehmen will, ist das anders. Jetzt schaut die ganze Welt genauer hin. Am Dienstag wählen die Menschen auf Grönland ein neues Parlament. "Das, was wir derzeit erleben, ist in der Geschichte Grönlands einzigartig", umschreibt Kulturhistoriker Ebbe Volquardsen das neue Interesse an der Insel. Der deutsche Forscher wirkt an der Universität Ilisimatusarfik in Grönlands Hauptstadt Nuuk.

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Erste Ergebnisse in der Nacht zu Mittwoch

Etwas mehr als 40.000 Wahlberechtigte sind aufgerufen, einer der sechs antretenden Parteien ihre Stimme zu geben. Wenn die Wahllokale am Abend schließen, ist es in Deutschland bereits eine Stunde vor Mitternacht. Ein vorläufiges Endergebnis dürfte im Laufe der Nacht zum Mittwoch feststehen.

Grönland genießt seit 1979 eine weitreichende Autonomie von Dänemark. Doch meldete zuletzt auch US-Präsident Trump Ansprüche an. Noch am Tag vor der Wahl lud er die grönländische Bevölkerung erneut dazu ein, "ein Teil der großartigsten Nation der Welt" zu werden – wenn sie sich dazu entscheide. "Wir sind bereit, Milliarden von Dollar zu investieren, um neue Arbeitsplätze zu schaffen und euch reich zu machen", so Trump.

In Zeiten des Klimawandels gewinnt die Insel zunehmend strategische Bedeutung, weil das schmelzende Eis neue Schifffahrtswege eröffnet. Zudem schlummern im Boden wichtige Rohstoffe wie Lithium, Kupfer und Graphit, die für die Energiewende von Bedeutung sind, von Batterien für E-Autos bis zu Halbleitern für die Technik. So wurde Grönland zu Trumps neuer Lieblingsinsel.

Dort wird das Werben kritisch gesehen. "Trump wird von den meisten inzwischen als Aggressor angesehen, aber selbst die wenigen, die ihn schätzen, wollen deshalb noch längst nicht Amerikaner werden", so Forscher Volquardsen. Der Kauf von Staatsgebiet hat in den USA zwar Tradition. Louisiana (1803 von Frankreich) und Alaska (1867 von Russland) wurden gegen Geld dem Territorium einverleibt. Doch in Grönland ist es schwieriger. Eine klare Mehrheit der Bevölkerung (85 Prozent) lehnt in einer Umfrage den Beitritt zu den USA ab. Nicht wenige sehen Trumps Offerte aber auch als Chance, die ungeliebte dänische Herrschaft abzustreifen. So gibt es zwar eine Unabhängigkeitspartei, ein Beitritt zu den USA wird aber von keiner politischen Kraft gewollt.

Kulturhistoriker Volquardsen kann das bestätigen. "Der internationale Fokus auf Grönland trägt dazu bei, dass das Land bekannter wird", sagt er. "Das Wichtigste ist dabei vielleicht, dass die globale Buhlerei um Grönland auch den Wert dessen deutlich macht, in einer Union mit Grönland zu sein." Dies habe die Insel in eine bessere Position gebracht, damit ihre einstige Kolonialmacht Dänemark endlich begangenes historisches Unrecht anerkenne und ihr zugleich mehr Gleichberechtigung im gemeinsamen Königreich gewähre.

Trump ist Thema – mehr aber noch die Loslösung von Dänemark

Die Auswirkungen von Trumps Werben auf den Ausgang der Wahl sind unklar. Experten gehen davon aus, dass vor allem die Los-von-Dänemark-Kräfte von Trumps Buhlen profitieren könnten.

Stärkste politische Kraft ist seit 2021 die linke Partei Inuit Ataqatigiit (IA) von Regierungschef Múte B. Egede. Sie regierte zunächst für ein Jahr zusammen mit der unabhängigkeitsorientierten Naleraq, nach Kontroversen in dieser Koalition seit 2022 dann mit der sozialdemokratischen Partei Siumut. IA und Siumut gelten generell als die stärksten Kräfte in der grönländischen Politik.

Regierungschef Egede, der am Wahltag 38 Jahre alt wird, könnte Beobachtern zufolge aber auch davon profitieren, dass er sich im Zuge der Trump-Debatte international als Gesicht der Insel sowie als besonnener, einender Anführer profilieren konnte. Im Interview mit dem dänischen Rundfunksender DR, in dem er Trump kurz vor der Wahl Respektlosigkeit vorwarf, deutete der IA-Chef an, im Falle eines erneuten Wahlsiegs und angesichts des Drucks von außen eine breit aufgestellte Einheitsregierung anstreben zu wollen. Das übergeordnete Ziel: Die Insel sollte eines Tages unabhängig werden.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
  • Nachrichtenagentur AFP
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