Russische Invasion Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage
Die Angriffe auf russische Ölraffinerien sind eine wirksame Waffe der Ukraine. So macht das Land damit weiter - auch wenn sich die USA angeblich daran stören. Überblick über Geschehnisse in der Nacht.
Nach den schweren russischen Luftangriffen auf Energieanlagen in der Ukraine bemühen sich Techniker um eine Wiederherstellung der Stromversorgung. Das sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner Videobotschaft. "Am schwierigsten ist die Lage in Charkiw."
In der ostukrainischen Großstadt werde daran gearbeitet, wieder Elektrizität für kritische Infrastruktur und Haushalte zu gewährleisten. Es sei schon viel getan worden, um die Strom-, Wasser- und Wärmeversorgung in den Regionen Dnipro, Iwano-Frankiwsk, Chmelnyzkyj, Winnyzja und Poltawa wiederherzustellen. "In der Region Odessa sind die Arbeiten noch im Gange", sagte Selenskyj.
In der Nacht herrschte in einigen Teilen der Ukraine erneut Luftalarm, weil russische Kampfdrohnen anflogen. Aus Charkiw wurden kurz nach Mitternacht weitere Raketeneinschläge gemeldet. Bürgermeister Ihor Terechow berichtete auf Telegram von 15 Explosionen. "Es gibt Probleme mit der Stromversorgung in der Stadt - der Feind hat es auf die Energiestruktur abgesehen." An mehreren Orten brenne es nach den Einschlägen.
Gleichzeitig berichteten russische Telegramkanäle, dass eine weitere russische Ölraffinerie mutmaßlich von einer ukrainischen Drohne getroffen sei - diesmal im Gebiet Samara an der Wolga. Die Ukraine wehrt seit mehr als zwei Jahren eine großangelegte russische Invasion ab. Heute ist der 759. Kriegstag.
Selenskyj beklagt fehlende Flugabwehr
Bei dem russischen Luftangriff war ein Hagel von etwa 150 Raketen, Marschflugkörpern und Drohnen über der Ukraine niedergegangen. Das größte Wasserkraftwerk der Ukraine am Fluss Dnipro bei Saporischschja wurde stark beschädigt. In der ostukrainischen Großstadt Charkiw fiel der Strom komplett aus.
Angesichts der Schäden beklagte Selenskyj, dass ausländische Partner zu wenig Flugabwehrwaffen lieferten. Ein echter und vollständiger Schutz gegen russische Raketen und Drohnen sei nur "bei einem ausreichenden Willen unserer Partner möglich", sagte er. "Der russische Terror ist nur deshalb möglich, weil wir nicht über genügend moderne Luftabwehrsysteme verfügen, das heißt, um ehrlich zu sein, es fehlt der politische Wille, sie bereitzustellen."
Die Flugabwehr der Ukraine ist schon durch leistungsstarke Systeme wie Patriot oder Iris-T verstärkt worden. Doch die Zahl der Waffen reicht nicht aus, um alle Regionen der Ukraine wirksam zu schützen.
Ukraine hält an Drohnenangriffen auf russische Ölanlagen fest
Nach einem ukrainischen Drohnenangriff ist in der russischen Region Samara an der Wolga nach Behördenangaben erneut eine Ölraffinerie in Brand geraten. Das berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Tass am Morgen unter Berufung auf Gouverneur Dmitri Asarow.
Das russische Verteidigungsministerium berichtete auf Telegram, es seien insgesamt zwölf Drohnen über den Regionen Brjansk (fünf), Belgorod (fünf), Woronesch (eine) und Saratow (eine) vernichtet worden. Darüber hinaus seien über der Grenzregion Belgorod elf Raketen zerstört worden. Der Gouverneur der Region Brjansk, Alexander Bogomas, teilte in seinem Telegram-Kanal mit, dass es keine Verletzten oder Schäden durch Schäden infolge von Trümmern gegeben habe.
In Samara wurden den Behördenangaben zufolge zwei Ölraffinerien mit Drohnen attackiert. Es habe keine Verletzten gegeben, teilte Gouverneur Asarow mit. Die Anlage in der Stadt Nowokuibyschewsk sei nicht beschädigt worden. Der Brand in der anderen Raffinerie in Kuibyschew sei gelöscht. Am Freitag hatte die Zeitung "Financial Times" berichtet, die USA wollten die Ukraine von ihren Attacken gegen russische Ölanlagen abhalten. Hintergrund sei die Befürchtung einer Eskalation und weltweit steigender Ölpreise vor der US-Präsidentenwahl.
Bei ihrem Abwehrkampf gegen die russische Invasion beschießt die Ukraine auch immer wieder russisches Staatsgebiet - sowohl in der Grenzregion als auch im Hinterland. Opferzahlen und Schäden stehen dabei allerdings in keinem Verhältnis zu den schweren Kriegsfolgen in der Ukraine.
- Nachrichtenagentur dpa