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Spion mit Deckname Krasnov? Neuer KGB-Vorwurf gegen Trump


KGB-Deckname "Krasnow"?
Eine explosive Behauptung über Trump


22.02.2025 - 12:39 UhrLesedauer: 7 Min.
Wladimir Putin und Donald Trump: Auf den Tassen in einem Moskauer Souvernirshop zeigt 2019 der Amerikaner, wo es lang geht.Vergrößern des Bildes
Wladimir Putin und Donald Trump: Auf den Tassen in einem Moskauer Souvenirshop zeigt im Jahr 2019 der Amerikaner, wo es lang geht. (Quelle: Dreamstime Vladgalen/imago-images-bilder)
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Ein früherer KGB-Offizier behauptet, Donald Trump sei 1987 vom sowjetischen Geheimdienst rekrutiert worden. Was steckt hinter der aufsehenerregenden Anschuldigung?

Seit Jahren bestehende Verdachtsmomente gegen Donald Trump wegen angeblicher Verbindungen zu russischen Geheimdiensten bekommen neue Nahrung: Ein ehemaliger sowjetischer Geheimdienstoffizier behauptet öffentlich, Trump sei vor fast 40 Jahren vom KGB angeworben worden. Die Behauptung kommt von Alnur Mussajew, der nach dem Ende der UdSSR in seiner Heimat Kasachstan Karriere machte. Er sagt: Nach der Anwerbung sei Trump beim KGB unter dem Codenamen "Krasnow" geführt worden.

Die Darstellungen von Mussajew reihen sich ein in eine Historie immer wieder aufkommender Behauptungen, die sich aber nie haben beweisen lassen. Aktuell fallen sie auf besonders fruchtbaren Boden. Denn Trumps Handeln – innenpolitisch und außenpolitisch – ruft Empörung und Kritik hervor:

Demokraten, Medien, Zivilgesellschaft und Republikaner, die gegen Trump eingestellt sind, werfen ihm vor, die USA in einen autoritären Staat verwandeln zu wollen. In Bezug auf seine Ukraine-Politik übernahm Trump zuletzt immer wieder Erzählungen und Forderungen der russischen Regierung. Den ukrainischen Präsidenten bezeichnete er etwa mehrfach als Diktator und forderte ihn mitten im Krieg zu Neuwahlen auf.

Doch in Mussajews Heimat Kasachstan gibt es Zweifel an seiner Darstellung. In den USA hat das Magazin "Daily Beast" einen Beitrag zu der Geschichte wenige Stunden nach dem Erscheinen wieder gelöscht. Wer aber ist der Mann, der offenbar reichlich unerschrocken diese konkreten Vorwürfe vorbringt? Könnte an der Geschichte etwas dran sein?

Merkwürdige Vorgänge in Österreich

Die brisanten Informationen finden sich in einem Beitrag von Mussajew auf Facebook – und sie sind in Wahrheit nicht ganz neu: Mussajew verlinkt darin ein ähnliches Posting von 2018. Der kasachische Geheimdienstmann ist heute 71 Jahre alt. Und sein Name löst zumindest in Österreich Raunen aus: Durch Mussajew wurde das Alpenland nämlich bereits zum Austragungsort kasachischer Geheimdienstoperationen um ihn.

Es ging dabei um einen Versuch, Mussajew im Juli 2008 zu entführen. Mithilfe seines Chauffeurs konnten er und seine verletzte Begleiterin entkommen. Die Vermutung: Mussajew sollte gewaltsam nach Kasachstan gebracht werden, weil er und sein Freund Rachat Alijew, ehemaliger Botschafter Kasachstans und Ex-Schwiegersohn von Kasachstans damaligem Präsidenten Nursultan Nasarbajew in Wien, in ihrer Heimat in Ungnade gefallen waren.

Aus Kasachstan gab es Mordvorwürfe gegen beide, aber Österreich hatte es abgelehnt, sie auszuliefern. Es schenkte den Vorwürfen aus Kasachstan auch in einem Prozess gegen Mussajew keinen Glauben: Freispruch. Im Prozess gegen seine verhinderten Entführer kam dann zur Sprache, dass einer der Täter ein junger Kasache aus Deutschland war und der Hintermann ein Botschaftsrat Kasachstans in Berlin.

So will Mussajew an die Trump-Informationen gekommen sein

Wegen Hochverrats wird Mussajew weiterhin in seiner Heimat gesucht. Von 1997 an hatte er den nationalen Inlandsnachrichtendienst Kasachstans (KNB) geleitet. Der KNB wurde nach dem Zusammenbruch der UdSSR aufgebaut, mit Leuten des ehemaligen KGB. Diesem Dienst war Mussajew mit 25 Jahren im Jahr 1979 beigetreten. Seine Arbeit führte den Agenten offenbar Mitte der 80er-Jahre auch auf eine zweijährige Sondermission in den Irak.

Zurück von dort will er in einer neuen Funktion an das brisante Wissen über Trump gelangt sein. Der russischen Zeitung "Lenta" zufolge arbeitete er von 1986 bis 1989 in der Zentrale des Innenministeriums der UdSSR. Er selbst schreibt in seinem Beitrag, er habe in der 6. Abteilung des KGB in Moskau gearbeitet. Dort sei das Anwerben von Spionen und Quellen unter Geschäftsleuten aus kapitalistischen Ländern eine Hauptaufgabe gewesen. "Es war das Jahr, in dem unsere Abteilung einen 40-jährigen Geschäftsmann aus den USA rekrutiert hat – Donald Trump", schreibt Mussajew.

Kritik aus seiner Heimat, Schweigen in Russland

Neben US-Medien, griffen ukrainische Medien die Darstellungen von Mussajew auf. In russischen Medien ist es hingegen still um seine Behauptungen. In seiner Heimat Kasachstan wettert ein pro-russischer Historiker und Politikwissenschaftler gegen ihn. Die Nachricht von Mussajew sei eine "globale Zirkusshow", erklärt Daniyar Ashimbajew in der Zeitung "Kursiv". Sie werfe mehr Fragen auf, als sie beantworte. Ashimbajew gilt als Unterstützer von Russlands Einmarsch in die Ukraine.

Ashimbajew behauptet, das 6. Direktorat sei für die wirtschaftliche Sicherheit zuständig gewesen und nicht für die Anwerbung von Ausländern. Allerdings lasse sich darüber heute schlecht streiten: "Mussajew kann behaupten, dass dies ein geheimer Teil seiner Arbeit war", so Ashimbajew. Der kasachische Publizist dreht den Spieß aber um: Vielleicht habe sich Mussajew nur wichtigmachen wollen. Es könne aber auch um politische Motive gehen: "Vielleicht wurde er von einem seiner europäischen Kontakte als Handlanger gebeten."

Der frühere Geheimdienst-Mann weiterhin als Schachfigur? Mussajews politische Position scheint jedenfalls klar. "Kasachen müssen die Ukraine im Krieg gegen die Besatzer unterstützen, sie kämpft für die Freiheit Kasachstans!", schrieb Mussajew in einer Facebook-Bewertung über die ukrainische Botschaft in Kasachstan.

Die Anschuldigungen: Trump als "Krasnow"

Auf seiner Seite finden sich auch in der Vergangenheit schon Details zu dem angeblichen Agenten Trump. Neu ist, dass er den Decknamen "Krasnow" nennt. In früheren Beiträgen hatte er dagegen schon als angebliche Details verraten: Der KGB habe Trump während seines Besuchs in Moskau und in Leningrad im Jahr 1987 ins Visier genommen und ihn dazu ermutigt, in die Politik zu gehen.

Mussajew deutete zudem schon an, dass Trumps persönliche Akte aus den Archiven des russischen Föderalen Sicherheitsdienstes (FSB), einer KGB-Nachfolgeorganisation, entfernt worden sei. Sie befinde sich nun im Besitz eines engen Vertrauten von Wladimir Putin. Mussajew berichtete auch schon von früheren Attentatsversuchen gegen ihn selbst und deutete an, dass sein Wissen über diese sensiblen Informationen ihn in Gefahr bringen würde.

Mussajew ist selbst klar, wie unglaublich die Geschichte eigentlich ist: "In der Tätigkeit der Nachrichtendienste ist, wie im Leben, alles möglich, sogar die wildesten und unglaublichsten Dinge. Zum Beispiel die Anwerbung künftiger Staatsoberhäupter und sogar des Präsidenten der Vereinigten Staaten." Die Filmindustrie in Hollywood sei ja voll von solchen vergleichbaren Geschichten. "Aber anzunehmen, dass der Präsident der Vereinigten Staaten ein Spion und Einflussagent eines feindlichen Staates ist, das übersteigt selbst Hollywood", schrieb Mussajew.

Ein Muster ähnlicher Anschuldigungen

Mussajew ist aber nicht der erste ehemalige sowjetische Geheimdienstmitarbeiter, der auf Trump als russischen Agenten hinweist. So hat etwa Oleg Kalugin, ein ehemaliger KGB-General, schon einmal behauptet, Trump sei bereits in den 1980er-Jahren auf dem Radar des Geheimdienstes gewesen. Bei seinem Moskau-Besuch könnte laut Kalugin, der einst sogar der Chef des damals noch jungen KGB-Offiziers Wladimir Putin gewesen ist, kompromittierendes Material entstanden sein. "Es würde mich nicht überraschen, wenn die Russen – und Trump weiß davon – Akten über ihn während seiner Russlandreise und seiner Verwicklung in Treffen mit jungen Damen haben, die [vom sowjetischen Geheimdienst] kontrolliert wurden", sagte Kalugin einst.

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Auch der renommierte amerikanische Historiker Timothy Snyder schrieb in seinem Buch "Der Weg in die Unfreiheit" über Trumps Moskau-Reise 1987 als eine vom sowjetischen Staat bezahlte. Man habe Trump in einer Suite untergebracht, die sicherlich verwanzt gewesen sei, so Snyder. 1986 sei Trump von russischen Diplomaten umgarnt worden, in Moskau erwarte ihn eine glänzende Zukunft. Kauf und Verkauf von Wohnungen in seinem Moskauer Trump-Tower habe russischen Kriminellen zur Geldwäsche gedient.

Auch Yuri Shvets, ein ehemaliger KGB-Offizier, der heute in den USA lebt, hat bereits behauptet, die Sowjetunion habe Trump "kultiviert", indem sie an sein Ego und seine geschäftlichen Ambitionen appellierte. Shvets behauptet, dass Trumps frühe Geschäftsbeziehungen zu sowjetischen Personen wie Semion "Sam" Kislin seine Verbindungen zum russischen Geheimdienst weiter vertieft haben könnten. In jedem Fall aber hat sich Trump laut Zeugenaussagen in finanziell desaströser Situation über Jahrzehnte mit Figuren der russischen Mafia eingelassen.

Timothy Snyder schreibt in seinem Buch weiter, dass der russische Oligarch Dmitri Rybolowlew im Jahr 2008 Trump im Rahmen eines ungewöhnlichen Immobiliengeschäfts 55 Millionen Dollar überlassen hatte. Noch im Jahr 2016 tauchte Rybolowlew dann an mehreren Orten auf, an denen Trump Wahlkampf machte.

Trumps Moskau-Besuch und die KGB-Taktiken

Trumps erster Besuch in Moskau im Jahr 1987 wird schon lange als ein Wendepunkt in seinem Leben angesehen. Der KGB nutzte solche Reisen in der Tat häufig, um potenzielle Aktivposten zu bewerten und anzuwerben, indem man ihnen Geschäftsmöglichkeiten und andere Anreize anbot. Laut einem Bericht des US-Magazins Politico riet ein geheimes KGB-Schreiben aus den 1980er-Jahren den Agenten, "prominente Persönlichkeiten im Westen" anzusprechen und sie als "Agenten" oder "spezielle Kontakte" zur Zusammenarbeit zu bewegen.

Wenn es um Trumps eigenartiges Verhältnis zu Russland geht, taucht oft die Spekulation auf, ob Trump sich in jener Zeit bereits erpressbar gemacht oder in anderer Weise der damaligen Sowjetunion ausgeliefert hat.

Nach seiner Moskau-Reise fiel auf: Plötzlich schaltete Trump ganzseitige Zeitungsanzeigen in großen amerikanischen Publikationen, in denen er die US-Außenpolitik und insbesondere die Nato kritisierte – ein Schritt, von dem einige immer wieder vermuteten, dass Trump durch Interaktionen mit sowjetischen Beamten beeinflusst wurde. Es sind Positionen, die Trump über Jahrzehnte bis heute immer wieder vertritt.

Russland-Untersuchungen in Trumps erster Präsidentschaft

Die Behauptungen zu Trumps Verbindungen zu Russland wurden allerdings schon während seiner ersten Präsidentschaft im Rahmen eines Untersuchungsausschusses eingehend untersucht. Der sogenannte Mueller-Bericht für das Amtsenthebungsverfahren kam damals zum Schluss, dass Trumps Wahlkampfteam zwar zahlreiche Kontakte zu russischen Amtsträgern hatte. Eine Verschwörung konnte aber nicht nachgewiesen werden.

Der überparteiliche Bericht des Geheimdienstausschusses des Senats aus dem Jahr 2020 kam aber immerhin zu dem Schluss, dass Trumps Wahlkampfmanager Paul Manafort interne Umfragedaten mit einem russischen Geheimdienstmitarbeiter geteilt hatte, was Bedenken hinsichtlich einer indirekten Einflussnahme aufkommen ließ.

Trotz dieser Feststellungen hat Trump stets jegliche unrechtmäßige Verbindung zu Russland bestritten. Er hat die Vorwürfe als durchweg politisch motivierte "Hexenjagd" und als "Russia Hoax" abgetan. Seine Beziehungen zu russischen Persönlichkeiten seien rein geschäftlicher Natur, beteuerte Trump immer wieder.

Die neuen Vorwürfe machten in den USA am Freitag schnell die Runde durch einen Artikel der britischen Webseite "Byline Times" und den Artikel einer freien Journalistin von "The Daily Beast", einem durch seine Enthüllungen immer wieder bekannten US-Online-Magazin. Doch nach mehreren Stunden verschwand der Text am Freitag gegen 20 Uhr deutscher Zeit von der Webseite ohne Erklärung. "The Daily Beast" hatte zuvor das Weiße Haus um Stellungnahme gebeten.

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