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Reifelagerung bei Zigarren: Älter ist besser


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Reifelagerung bei Zigarren: Älter ist besser

So werden feine Zigarren perfekt: Nicht sofort rauchen, sondern erst einmal mindestens fünf Jahre reifen lassen. Einigen Aficionados ist selbst das nicht alt genug - sie wollen Zigarren sogar bis zu 30 Jahren lagern. , die 2008 eingelagert wurden.

Aktualisiert am 22.05.2015|Lesedauer: 4 Min.
Jan Fischer / Frank Lansky - wanted.de
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Was bei Wein, Rum und Whisky schon lange Usus ist, setzt sich nun auch verstärkt in der Welt des feinen Tabaks durch: Die Reifelagerung von Zigarren. Genießer in den Zigarren-Lounges wissen: Ab fünf Jahren wird die Sache interessant. Doch nur wenige besitzen den notwendigen professionellen Humidor, um ihre Zigarren jahrelang perfekt aufzubewahren. Nun bietet sich neben der Einlagerung beim Händler der direkte Kauf von alten Zigarren an.

Edle Vintage-Zigarren

Der deutsche Habanos-Generalimporteur, die Firma 5th Avenue Products, hat gerade seine "Habanos-Añejados" in die Läden gebracht. Dabei reifen die von Hand gerollten Longfiller, also Zigarren aus ganzen Blättern, mindestens fünf Jahre weiter, bevor sie auf den Markt kommen. Das Besondere: Das Herstellungsdatum ist auf der Kiste vermerkt. >>

Älter ist besser bei Zigarren: Zwei Habanos AnejadosVergrößern des Bildes
Älter ist besser bei Zigarren: Zwei Habanos Anejados (Quelle: Zigarren.Zone)

Die Romeo y Julieta Pirámide, gerollt 2008, war die erste aus dieser Reihe. Der Preis pro Stück: 17 Euro. Die Länge beträgt 156 Millimeter, das Ringmaß 52. Die Pirámide verdankt ihren Namen ihrer Form – das Mundstück läuft spitz zu. Dann folgte die Montecristo Churchill, Länge 178 Millimeter, Ringmaß 47, Preis: 19 Euro, ebenfalls gerollt 2008.

Klar ist: Jeder Zigarrentabak reift. Frisch geerntete Blätter werden mindestens 25 Tage luftgetrocknet, wobei Luftzirkulation, Temperatur und Lichteinfall besonderen Einfluss auf das Ergebnis haben. Anschließend werden die getrockneten Blätter in Fermentationsstapeln aufeinander gelegt. Während dieser Grundfermentation werden zunächst Ammoniakdämpfe freigesetzt, die mit der Zeit verfliegen. Daher sollten frisch gerollte Zigarren mindestens ein Jahr liegen gelassen werden. Danach verringern sich Bitterkeit und Nikotingehalt aufgrund chemischer Prozesse. Der gerbstoffreiche Geschmack durch Tannine lässt nach und die Zigarre schmeckt runder und ausgewogener. Während die Deckblätter aufgrund ihrer feineren Struktur nur eine Fermentation durchlaufen, reifen Einlage- und Umblätter >>

nach dem Entrippen (Entfernen der mittleren Blattader) und dem farblichen Sortieren während einer zweiten Fermentation nochmals länger und intensiver. Es gibt keine feste Regel, ab wann eine Habano als "reifegelagert" oder "aged" bezeichnet werden kann. Viele Genießer fordern mindestens fünf Jahre.

Fünf Jahre in der Kiste sind das Minimum

Neben dem Wort "Aged" verrät auch der Begriff "Añejados", dass die gerollten Zigarren in sogenannten Kabinettkisten gelagert wurden, zu zehn, 25 oder 50 Stück gebündelt. Auf diesen Zigarren-Genuss weisen auch die Bezeichnungen "Cabinet" beziehungsweise "Cabinet Selection" hin. Die beste Qualität wird durch unbehandelte Zedernholzkisten mit Schiebedeckel erzielt, das heißt, das Holz ist nicht lackiert. Dabei schafft die Bündelung engen Kontakt zwischen den einzelnen Zigarren, was den Reifungsprozess verbessert und gleichzeitig ein Verformen der Ware - das sogenannte Box Pressing - verhindert.

Auch Havannas mit dem Zusatz "Reserva" oder "Gran Reserva" sind angejahrt. Hier wurden aber nicht die gerollten Zigarren, sondern Einlage, Umblatt und Deckblatt vor dem Drehen gelagert - bei der Reserva drei Jahre, bei der Gran Reserva mindestens fünf Jahre.

Einigen Genießern sind selbst fünf Jahre nicht genug - sie lassen ihre Schätze noch ein paar Jährchen liegen. Doch nicht jede Sorte und jeder Jahrgang hat das gleiche Potenzial. Die besten Ergebnisse erzielen Sie mit der richtigen Ausgangsqualität. Es eignen sich eher kräftige Tabake, die bei richtiger Konditionierung problemlos zehn bis 15 Jahre liegen können. Ein Beispiel hierfür ist die Ramon Allones (Aged) aus der Kabinettkiste. Dabei ist die Reifelagerung nicht nur ein genießerisches Plus, sondern gerade bei kubanischen Zigarren eine Notwendigkeit. >>

Zigarren-Blogger Vasilij Ratej von der Zigarren.Zone aus Augst in der Schweiz wies wanted.de auf einige Besonderheiten hin: "Kubanische Zigarren sollten zuerst gereift werden. Sie schmecken nach dem Kauf oftmals nicht - sie kratzen, beißen, schmecken grasig und nach Ammoniak." Ein Verdikt, dem die Redaktion von wanted.de widerspricht: Sehr Gutes wird durch die Lagerung hervorragend. Ratej weiter: "Die kubanische Zigarrenindustrie kann den weltweiten Bedarf nicht so schnell abdecken. Deshalb werden der Tabak und die Zigarren nicht so lange gelagert, wie sie eigentlich sollten."

Konkret dokumentierte Ratej die Veredelung in der Lagerung bei diesen Habanos: Le Hoyo Des Dieux, Le Hoyo du Gourmet, Ramon Allones, Bolivar, Cohiba. "Die Zigarre wird milder. Sie schmeckt nach der Reifezeit weicher, cremiger, buttriger. Welche Aromen dabei stärker hervortreten, kommt auf die Tabakmischung der Zigarre an (Blending). Kürzlich verkostete ich zwei kubanische Davidoff, die es seit 1992 ja gar nicht mehr gibt. Sie schmeckte cremig, hatte sanfte Röstaromen, etwas Sandelholz war auszumachen und es erinnerte mich zum Teil auch an Zedernholz."

Astronomische Preise für Vintage-Zigarren

So viel Geschmack und Aufwand haben natürlich ihren Preis. Bei Auktionen klettern kubanische Vintage-Raritäten laut Ratej in astronomische Höhen - doch Mann gönnt sich ja sonst nichts. "Zum Beispiel erzielte die H. Upmann Amatistas - Pre Embargo - also eine Zigarre aus der Zeit noch vor dem Handelsembargo der USA gegen Kuba - den Preis von 8200 britischen Pfund für 50 Zigarren in der Kabinettkiste," erläutert Ratej. Das Embargo gilt in verschiedenen Stufen seit 1962, es trug aber erst recht zum Nimbus der kubanischen Zigarren bei, die in großen Mengen in die USA geschmuggelt wurden. Selbst John F. Kennedy soll sich vor Beginn der Blockade noch ein paar Kisten geordert haben. Der Mann hatte eben Geschmack.

Für alle mit langem Atem hat Ratej Ende 2014 ein Experiment gestartet und einige Tatuaje Black Label Corona Gorda eingelagert. Zeithorizont: 30 Jahre. Erfahrungen mit der Lagerung von Zigarren, die außerhalb Kubas hergestellt werden, gibt es seinen Worten zufolge übrigens noch nicht. Also: Selbst experimentieren oder gleich die richtige Vintage-Zigarre genießen, lautet die Devise. Impressionen zum Thema Langzeitreife finden Sie in unserer Fotoshow.

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