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Echtes Objekt von Picasso bei "Bares für Rares": Taktik sorgt für Applaus


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Echtes Objekt von Picasso
"Bares für Rares": Taktik sorgt für Applaus im Händlerraum


Aktualisiert am 28.05.2021Lesedauer: 4 Min.
"Bares für Rares": Jeder Händler hat meist seine ganz eigene Taktik.Vergrößern des Bildes
"Bares für Rares": Jeder Händler hat meist seine ganz eigene Taktik. (Quelle: ZDF/Frank Hempel)
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Vater und Sohn aus Nordrhein-Westfalen wollen bei "Bares für Rares" eine ganz besondere Rarität verkaufen: ein Kunstobjekt von Pablo Picasso. Wie viel dieser Schatz am Ende tatsächlich einbringt – damit haben sie allerdings nicht gerechnet.

"Ich würde sagen, vom ersten Eindruck her: Spanien, Rotwein, lange Nächte, schöne Musik – und dann halleluja! Das ist Urlaubsstimmung", sagt "Bares für Rares"-Moderator Horst Lichter, als er das Gefäß von Frank und Leon Steinhart erblickt. "Wo habt ihr denn diese interessante Kanne her?", möchte er von Vater und Sohn aus Lemgo und Detmold wissen.

"Mein lieber Schwiegervater hat das Vergnügen, eine Etage tiefer zu ziehen, weil das nicht mehr gut geht mit dem Treppensteigen", erklärt Frank Steinhart. "Wir mussten überlegen, was wir alles wegräumen und dann sagte er: 'Das könnte etwas wertvoller sein, das schmeißt mal nicht weg.' Und dann hat mein Sohn angefangen zu recherchieren", berichtet er.

"Einer der berühmtesten Krüge von Pablo Picasso"

Kunsthistoriker Colmar Schulte-Goltz weiß genau, worum es sich handelt. "Es ist einer der berühmtesten Krüge von Pablo Picasso. Das ist eine echte Picasso-Keramik", verrät er. "Das Stück hat tatsächlich auch einen Namen: 'Le pichet espagnol', also 'Der spanische Krug'. Aus der Tradition Spaniens heraus hat Pablo Picasso, der selbst gebürtiger Spanier war und dann in Frankreich gelebt hat, dieses schöne Ding entworfen", weiß der Experte.

Denn 1946 habe Picasso die Bekanntschaft eines Töpferpaares gemacht. Suzanne und Georges Ramié betrieben laut Schulte-Goltz das Töpferatelier Madoura am Ort Vallauris und hätten dort sehr interessante Keramiken hergestellt. "Picasso ist sehr regelmäßig in dieser Werkstatt gewesen, fast 20 Jahre. Er hat jede Menge Dinge selbst hergestellt oder Entwürfe gemacht, wie bei diesem vorliegenden Stück, und hat sie in der Edition mit verwirklicht", erklärt der 46-Jährige. "Er hat das nicht unbedingt selbst gemacht, dafür gab es die Mitarbeiter der Edition Madoura und die haben nach dem Entwurf Picassos diesen 'Spanischen Krug' gemacht. Die ganze Bemalung wurde immer ein bisschen variiert nach einem Grundmodell von Pablo Picasso", berichtet der Experte.

Expertenschätzung sorgt für Überraschung

Der Krug sei nach der Art von Picasso in diesem Atelier um 1954 hergestellt worden, er sei in einem sehr guten Zustand und es gebe insgesamt nur 200 Exemplare. Der Wunschpreis von Vater und Sohn liegt deshalb bei 5.000 Euro. "Wir haben hier ein Auflagenobjekt. Die Preisspanne variiert sehr stark und geht bis zu etwa 13.000 Euro für verkaufte Stücke auf Auktionen hoch. Dieses Stück ist zwischen 8.500 und 10.500 Euro zu bemessen", schätzt der Experte.

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Mit dieser Schätzung hätten die beiden Männer und auch Lichter nicht gerechnet. "Drei Grinsemänner! Da diskutieren wir jetzt auch gar nicht mit ihm – wenn es weniger gewesen wäre, hätte ich gesagt, es lohnt sich zu diskutieren. Aber so sag ich mal, das akzeptieren wir", sagt Lichter freudig und übergibt Vater und Sohn die Händlerkarte.

Im Händlerraum erkennen die Händler direkt, dass es sich um eine besondere Rarität handelt. "Jetzt sagt mir nicht, ihr habt die Kanne auf dem Flohmarkt gefunden", sagt Antiquitätenhändler Walter Lehnertz zur Begrüßung. "Nein, das ist ein Erbstück meines Schwiegervaters", erklärt Frank Steinhart daraufhin.

"Es ist außergewöhnlich, es ist limitiert – 200 Stück gibt es. Wir haben auch nachgeschaut, in den letzten Jahren sind solche Stücke immer mal versteigert worden für 800 Euro, für 1.500 Euro, eines hat einmal 3.500 Euro gebracht. Also die Spanne ist schon groß und ich starte mit 800 Euro", sagt Auktionator Wolfgang Pauritsch.

"Mein Herz pocht tatsächlich ein bisschen"

"Ich wollte ja eigentlich mit 80 Euro anfangen, aber jetzt mache ich 880 Euro", kontert Lehnertz. Doch auch die anderen Händler sind an dem Krug interessiert. "2.500 Euro als erstes echtes Angebot", verkündet Kunsthändler Daniel Meyer, wird aber schnell von Kunst- und Antiquitätenhändler David Suppes überboten. "Mein Herz pocht tatsächlich ein bisschen, ich bin ganz begeistert und sage 3.000 Euro", gesteht er. Doch dem Vater-Sohn-Gespann sind die Gebote noch nicht hoch genug und es gibt die Expertise preis.

"Für diesen Preis haben wir aber keine Vergleichsstücke gefunden", sagt Suppes, bietet aber trotzdem 4.500 Euro. Nach weiteren Geboten der anderen Händler ist er schließlich mit 7.000 Euro der Höchstbietenden. "Susanne, was ist mit dir? Du bist so verdächtig still. Steigst du da noch ein?", möchte Pauritsch plötzlich von Schmuckexpertin Susanne Steiger wissen. "Nö", erwidert diese nur schmunzelnd. "Noch nicht", vermutet Suppes, der weiter mitbietet. "Ja, letztendlich muss ich das jetzt mit Bauch und Herz entscheiden und nicht mehr mit dem Verstand", sagt er und gibt schließlich ein Gebot von 7.500 Euro ab. "Das könnte bedeuten, dass ich den Pott bekomme", sagt er freudig, hat die Rechnung jedoch ohne Steiger gemacht.

"8.000 Euro", wirft sie schlagartig ein. "Das habe ich mir leider gedacht", ärgert sich Suppes. "Ich kenne Susanne jetzt acht Jahre, ich fühle mich wie ein Hellseher. Ich kann die Frau so gut lesen, das ist schon verdächtig", sagt Pauritsch. "Gerade bei diesen Objekten erkennt man ganz deutlich die Kurve nach oben in den letzten Jahren. Es ist ein tolles Kunstobjekt, deswegen 8.000 Euro", erklärt Steiger ihr Angebot. Suppes erhöht noch einmal auf 8.200 Euro, doch Steiger bekommt schließlich mit 8.300 Euro den Zuschlag.

Applaus im Händlerraum

"Ich würde Ihnen jetzt 3.300 Euro bar auszahlen und 5.000 Euro überweisen", sagt sie fröhlich zu Vater und Sohn. "Vielen Dank, es ist mein erster Picasso, ich freu mich total!", jubelt sie. Und auch die anderen Händler freuen sich mit ihr. "Darf ich klatschen? Der erste Picasso! Hast du gut gemacht", beglückwünscht Pauritsch seine Kollegin. "Jetzt klatschen wir mal alle, Susi", stimmt auch Lehnertz seinem Kollegen zu und steigt in den Applaus mit ein.

"Es tut mir leid, David, aber ich musste ihn einfach haben", entschuldigt sich Steiger unterdessen bei Suppes dafür, dass sie ihm das Objekt noch im letzten Moment streitig gemacht hat. "Ja, ich hab' ja schon mal einen Picasso gekauft", lautet seine Antwort schlicht. Die Verkäufer sind dagegen begeisterter. "Was will man mehr? Es lief wunderbar, es hat richtig Spaß gemacht – ein schöner Tag", sagt Frank Steinhart zufrieden.

Verwendete Quellen
  • "Bares für Rares" vom 27. Mai 2021
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