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Dürre in Deutschland: April extrem trocken – Bauern alamiert


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Bauern sind alarmiert
Die Gefahr einer Dürre in Deutschland steigt


Aktualisiert am 24.04.2020Lesedauer: 3 Min.
Dürre: Landwirt eggt mit einem Traktor ein staubtrockenes Feld.Vergrößern des Bildes
Dürre: Landwirt eggt mit einem Traktor ein staubtrockenes Feld. (Quelle: localpic/imago-images-bilder)
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In Deutschland bahnt sich das dritte Dürrejahr in Folge an. Die erste Aprilhälfte war extrem trocken – und ausreichende Regenfälle sind nicht in Sicht. Vor allem Bauern beobachten die Lage mit Sorge. Denn ein weiteres Dürrejahr würde viele Betriebe hart treffen.

2020 könnte erneut zum Dürrejahr werden. Laut Deutschem Wetterdienst begann die Vegetationsperiode in diesem Jahr aufgrund milder Temperaturen rund zwei Wochen früher als üblich. Gleichzeitig blieben Niederschläge aus. Zwischen Mitte März und Mitte April fielen demnach vielerorts weniger als 10 Liter pro Quadratmeter Niederschlag. Hinzu kommt: Die Verdunstung war durch viele Sonnentage, viel Wind und eine niedrige Luftfeuchtigkeit sehr stark. Das bedeutet: In manchen Regionen Deutschlands sind die Böden ausgetrocknet.

Die Bauern schauen mit großer Sorge auf die Wetterdaten. Bauernpräsident Joachim Rukwied erläutert, dass es nach starken Niederschlägen von Ende September bis in den Februar hinein, nun nach wochenlanger Trockenheit in vielen Regionen ernst wird. "Wir brauchen dringend einen länger anhaltenden Landregen. Wenn es weiter so trocken bleibt, könnte es wieder ein sehr schwieriges Jahr für die deutsche Landwirtschaft werden. Ein drittes Dürrejahr in Folge würde viele unserer Betriebe noch härter treffen als die letzten."

Vor allem Landwirte im Osten sind betroffen, doch auch im Süden verschärft sich die Trockenheit. Alex Finkenwirth, Pressesprecher des Bauernverbandes, erklärt im Gespräch mit t-online.de, dass sich dabei derzeit noch keine Ernteausfälle prognostizieren lassen. Allerdings ist besonders der Raps neben der Trockenheit auch von Nachtfrösten betroffen – das dürfte sich auf das Ertragspotenzial negativ auswirken.

Eine künstliche Bewässerung kommt für die meisten Ackerkulturen nicht infrage. "Nur knapp drei Prozent der landwirtschaftlichen Flächen – überwiegend Obst- und Gemüseanbauflächen – können beregnet werden", so Finkenwirth. Doch die Beregnung sei kostenträchtig und für große Ackerkulturen keine realistische Option.

Viele Landwirte nach zwei Dürrejahren finanziell angeschlagen

Im Dürrejahr 2018 hatte monatelange Trockenheit zu erheblichen Ernteausfällen geführt. Laut einer Umfrage des Deutschen Landwirtschaftsverlags unter Bauern betrugen die Ausfälle geschätzt 40 Prozent. Auch 2019 war ungewöhnlich trocken, wobei die Dürreschäden geringer waren als im Vorjahr. Dennoch könnte eine weitere trockene Saison zahlreiche Bauern vor erhebliche wirtschaftliche Schwierigkeiten stellen. "Entscheidend ist dabei nicht die Betriebsgröße, sondern die Niederschlagsmenge beziehungsweise das Ausmaß der Dürre in den einzelnen Regionen", erklärt Finkenwirth.

Angesichts zunehmender Extremwetterlagen durch die Klimakrise passen sich viele Landwirte in Deutschland den neuen Bedingungen an. Laut dem Statistischen Bundesamt werden mittlerweile mehr Ackerflächen mit einer reduzierten Bodenbearbeitung bewirtschaftet. Dadurch wird mehr Wasser im Boden gehalten. Im Zeitraum zwischen 2007-2010 und 2015-2016 nahm die landwirtschaftliche Fläche, die so bearbeitet wurde, um 4,3 Prozent zu – gleichzeitig wurde 4,5 Prozent weniger Fläche mit dem Pflug bestellt.

Daneben ergreifen zahlreiche Landwirte weitere Maßnahmen, um auch unter veränderten klimatischen Bedingungen, Erträge zu erwirtschaften – etwa durch die Anpassung der Fruchtfolge an die natürlichen Standortbedingungen. Diese Veränderungen der Bewirtschaftung sollen dabei nicht nur gegen Dürren helfen. Andere Extremwetterereignisse, wie Starkregen, haben in den letzten Jahren ebenfalls zugenommen und können Ernten vernichten.

Umweltschützern gehen die Maßnahmen aber nicht weit genug. Unter anderem der Einsatz von Pestiziden und Monokulturen werden immer wieder kritisiert, da diese zusätzlich die Artenvielfalt in Deutschland bedrohen.

Wälder haben sich noch nicht erholt

Nicht nur für die Landwirtschaft ist eine neue Dürresaison bedrohlich. Ebenfalls schwierig ist die Lage in den Wäldern. Die andauernde Trockenheit, die hohe Waldbrandgefahr in vielen Teilen Deutschlands und der ausschwärmende Borkenkäfer seien Vorboten für ein weiteres Dürrejahr, sagte der Präsident der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände, Hans-Georg von der Marwitz, dem "RND". Dabei seien die Schäden aus den Vorjahren noch nicht beseitigt. Experten stufen die Lage der deutschen Wälder nach 2018 und 2019 als kritisch ein.

In den letzten Wochen hat es dabei bereits mehrere größere Waldbrände in Deutschland gegeben.

Dürren – Nicht nur ein deutsches Problem

Auch in anderen Erdteilen drohen durch Dürren Ernteausfälle. Bereits im März hat der drittgrößte Reisexporteur Vietnam angekündigt, angesichts einer schweren Dürre und aufgrund eines Eindringens von Salzwasser in das Mekong Delta im Süden des Landes vorerst Reisexporte zu stoppen, um die landeseigene Nahrungsmittelversorgung zu sichern. Hinzu kommt die Corona-Krise, die weitere Länder wie Indien und China dazu bringt, ihre Exporte zumindest einzuschränken. Die Auswirkungen auf den Weltmarkt sind bereits jetzt zu sehen. So ist der Rohstoffpreis für Reis im letzten Monat um 25 Prozent angestiegen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Deutscher Wetterdienst
  • Mit Material der dpa
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