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Klimawandel zu Corona-Zeiten: "Wir stecken in mehr als nur einer Krise auf einmal"


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Klimakrise in Corona-Zeiten
Wir stecken in mehr als nur einer Krise auf einmal

MeinungEin Gastbeitrag von Linus Steinmetz

Aktualisiert am 24.04.2020Lesedauer: 4 Min.
Klimastreik in Berlin (Archivbild): In Corona-Zeiten verlagert die Klimabewegung ihren Protest ins Netz.Vergrößern des Bildes
Klimastreik in Berlin (Archivbild): In Corona-Zeiten verlagert die Klimabewegung ihren Protest ins Netz. (Quelle: Müller-Stauffenberg/imago-images-bilder)
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Aktuell wird das Leben von der Corona-Pandemie bestimmt. Warum die Aktivisten von Fridays for Future auch jetzt weiter streiken und was die Politik aus dem Umgang mit Covid-19 für das Klima lernen kann, erläutert Sprecher Linus Steinmetz in einem Gastbeitrag für t-online.de.

An Demonstrationen im großen Stil ist derzeit nicht zu denken – zu groß ist die Gefahr, dass sich dadurch das Coronavirus weiter ausbreitet. Dennoch findet heute erneut ein globaler Klimastreik statt – vor allem im Netz. Dabei gibt es durchaus Parallelen zwischen der gesundheitlichen und der klimatischen Krise. Nur der Umgang der Politik damit unterscheidet sich. Fridays for Future-Sprecher Linus Steinmetz erläutert im Gastbeitrag für t-online.de, welche Lehren wir aus der Coronakrise für das Klima ziehen können.

Das Leben von Hunderttausenden Menschen steht auf dem Spiel. Unglaublich viele Arbeitsplätze und Einkommen sind gefährdet. Die Krise, in der wir uns befinden, ist so dramatisch und unvorstellbar riesig, dass man sich fast nicht vorstellen kann, wie wir sie erfolgreich bewältigen können. Aber eine Sache überrascht: Die Bundesregierung reagiert angemessen und die Bevölkerung unterstützt die harten Maßnahmen.

Ich meine natürlich gerade die Corona-Krise.

Die Reaktion auf Corona war drastisch und scheint erfolgreich zu sein. Es wird entschlossen gehandelt und viel Geld in die Hand genommen, um schreckliche Folgen zu verhindern – genau wie ich es mir als junger Klimaaktivist von unseren Politiker*innen in Krisenzeiten eigentlich wünsche.

"Was hat die Reaktion auf Corona denn mit dem Klima zu tun?", könnte man jetzt fragen.

Die Antwort lautet: Wir stecken in mehr als nur einer Krise auf einmal. Auch die Klimakrise gefährdet gerade jetzt Leben. Auch die Klimakrise riskiert den Zusammenbruch der gesamten deutschen Wirtschaft, auch die Klimakrise wirkt auf mich manchmal so riesig, als könne man sie kaum noch in den Griff bekommen. Das sind doch schon mal einige Parallelen.

Die Klimakrise wird weiterhin ignoriert

Es gibt aber einen großen Unterschied – und wegen diesem Unterschied demonstriere ich auch heute mit Fridays for Future im Netz. Während die Politik auf die momentane Pandemie entschlossen und durch Wissenschaftler beraten reagiert, wird die Klimakrise weiterhin unverantwortlich und dreist ignoriert.

Im Umgang mit der Klimakrise wird so ziemlich alles falsch gemacht, was in Krisen falsch gemacht werden kann. Die Regierungsparteien erwecken nicht den Anschein, die Handlungsempfehlungen der tatsächlichen Experten umzusetzen. Wir sehen nicht im Geringsten, wie das Klimathema ernst genommen wird oder dass bei Klimaentscheidungen aus mehr als nur machtpolitischen Interessen gehandelt wird.

Wenn wir wir jetzt nicht entsprechende Maßnahmen treffen, wird die Lage für mich und meine Generation in wenigen Jahren doch genauso dramatisch sein, wie sich Corona für uns heute anfühlt. Uns läuft die Zeit davon! Mittlerweile kennen wir sogar doch alle die Horrorszenarien von Wüstenlandschaften mitten in Europa, gefluteten Küsten und riesigen Fluchtbewegungen rund um die Welt.

Linus Steinmetz ist Schüler und engagiert sich als Klimaaktivist und Sprecher für Fridays for Future.

Neue Realitäten in Politik und Wirtschaft

Relevant ist in der Gegenüberstellung der beiden Themen aber auch noch ein anderer Aspekt: Die Corona-Pandemie führt zu nie dagewesenen neuen Realitäten in unserer Politik und Wirtschaft. Wir werden die Folgen dieses globalen Virus noch über Jahre hinweg spüren. Genau wie nach der Finanzkrise 2008 wird sich unsere politische Reaktion auch heute auf ganz andere Lebensbereiche auswirken.

Die Maßnahmen, die jetzt getroffen werden, entscheiden, ob unsere Klimaziele eingehalten werden können. Essentiell dabei ist, ob Hunderte Milliarden an Wirtschaftshilfen ohne Bedingungen, einfach so riesigen Klimakillern wie Autokonzernen in die Tasche gesteckt werden oder ob dieses Geld in Wind- und Solarkraft und andere grüne Industrien fließt.

Mit einer richtigen Reaktion auf Corona haben wir die Chance eine andere Krise – unsere steigenden CO2-Emissionen – mit einzudämmen. Wenn wir jetzt falsch handeln, könnte im schlimmsten Fall unser Umgang mit der Coronakrise die Klimakrise nur noch mehr anheizen. Das würde die Einhaltung unserer Klimaziele nahezu unmöglich machen.

"Wir wollen Veränderung sehen"

Um diese Klimatransformation zu schaffen, demonstriere ich heute zusammen mit Zehntausenden jungen Menschen digital mit Fridays for Future. Wir verlangen eine lebenswerte Zukunft, auch nach Corona. Wir wollen Veränderungen sehen, die nicht nur die Klimakrise aufhalten, sondern eine bessere Gesellschaft für Alle vorantreiben. Mit den richtigen Maßnahmen könnten wir saubere Luft, lebenswerte Städte und neue grüne Jobs schaffen.

Während Lobbyisten von großen Konzernen diesen Möglichkeiten im Weg stehen und diese schreckliche Pandemie ausnutzen, um zu fordern, dass die wenigen Klimamaßnahmen, die wir haben, zum Nutzen der Wirtschaft zurückgefahren werden, sagen wir ganz klar: Wir müssen gegen jede Krise vorgehen und die riesigen Investitionen, die momentan von der Regierung getätigt werden, nutzen, um die Zukunft meiner Generation zu schützen.

Streikt mit, indem ihr die Fridays for Future Website besucht und mit für Klimaschutz eintretet.

Die in Gastbeiträgen geäußerten Ansichten spiegeln die Meinung des Autors wider und entsprechen nicht notwendigerweise denen der t-online.de-Redaktion.

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